Published July 4, 2023 | Version v1
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Alte Windkraftanlagen ohne Betriebssteuerungen zum Fledermausschutz können hohe Schlagopferzahlen verursachen

  • 1. Leibniz Institute for Zoo and Wildlife Research
  • 2. Untere Naturschutzbehörde Landkreis Oder-Spree, Breitscheidstraße 7, 15848 Beeskow

Description

Um den Fledermausschlag an Windenergieanlagen (WEA) zu reduzieren, wird der Betrieb von 
WEA in Zeiten hoher Fledermausaktivität gedrosselt. Da das hierfür notwendige Regelwerk erst 
ungefähr 2011 etabliert wurde, laufen alte WEA, d.h. 75 % der aktuellen WEA auf dem deutschen 
Festland, ohne derartige Betriebssteuerungen zum Fledermausschutz. Wir ermittelten für einen 
alten Windpark, der im Jahr 2001 in einem ackerbaulich geprägten Umfeld ohne höhere 
Vegetation installiert wurde, wie viele Schlagopfer an alten WEA potenziell generiert werden. Bei 
systematischen Schlagopfersuchen konnten wir im August und September 37 Schlagopfer finden. 
Ein Experiment zur Bestimmung der Kadaverabtragrate zeigte, dass 95 % aller Kadaver innerhalb 
von 24 Stunden abgetragen wurden. Unter Berücksichtigung der Kadaverabtragrate und der 
Sucheffizienz schätzten wir, dass mehrere Hundert Fledermäuse im zweimonatigen Zeitraum an 
den zwei WEA getötet wurden. Aus Vergleichsgründen führten wir identische Untersuchungen an 
einem neueren Windpark, der mit Betriebssteuerung zum Fledermausschutz betrieben wird, 
durch. An diesem vegetationsreichen Standort fanden wir im selben Zeitraum keine Schlagopfer
an den WEA. Unsere Untersuchung unterstreicht, dass alte WEA ohne Betriebssteuerungen selbst 
an Offenlandstandorten hohe Schlagopferzahlen generieren können. Hingegen können 
Betriebssteuerungen an WEA das Schlagrisiko reduzieren selbst wenn diese sich an 
vegetationsreichen Standorten mit einer erwartungsgemäß hohen Aktivität von Fledermäusen 
befinden. Die Einführung einer Betriebssteuerung zum Fledermausschutz sollte an Altanlagen 
möglichst umgehend erfolgen, um die Bestandstückgänge der Kollisionsarten aufzuhalten.

Notes

Korrespondenz: Christian C. Voigt Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung Berlin, Alfred-Kowalke-Str. 17, 10315 Berlin Tel: +49-30-5168-511 E-Mail: voigt@izw-berlin.de

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