Lyrik des Verlusts. Erinnerung an den Kindertransport in den Gedichten von Karen Gershon, Lotte Kramer und Gerda Mayer

Der Kindertransport wurde seit der ersten Wiedervereinigung im Jahre 1989 ausgiebig erforscht, die Lyrik zu diesem Thema ist jedoch nur am Rande untersucht worden. Die vorliegende Arbeit mit dem Titel „Lyrik des Verlusts – Erinnerung an den Kindertransport in den Gedichten von Karen Gershon, Lotte Kramer und Gerda Mayer“ hat sich zum Ziel gesetzt, die drei britisch-jüdischen Dichterinnen, die über den Kindertransport und dessen Folgen geschrieben haben, in einer umfassenden Studie im deutschsprachigen Raum vorzustellen. Die Bedeutung des Gedichteschreibens und des Judentums im Leben der drei Frauen wird ebenfalls thematisiert.

Die Arbeit vergleicht Gedichte zu Themen, die alle drei Lyrikerinnen beschäftigt haben. Ausgangspunkt ist eine historisch-biographisch orientierte Literaturwissenschaft und die Analyse ist primär textimmanent, wobei auch kulturwissenschaftliche und vor allem judaistische Aspekte sowie Theorien der psychoanalytischen Literaturwissenschaft einbezogen werden.

Bei der Interpretation der Gedichte fällt auf, dass Trauer und Identität die beiden Themen sind, mit denen sich die drei Frauen in ihren Gedichten am intensivsten auseinandersetzen. Ebenso wird bei allen drei Lyrikerinnen der Einfluss ihrer jüdischen Herkunft sichtbar, teils bewusst, teils unbewusst. Die Gedichte sind auch ein Mittel, das Erlebte zu wiederholen und zu verarbeiten. Durch die Wahl des Mediums Gedicht haben die Dichterinnen die Möglichkeit geschaffen, Themen indirekt anzusprechen, und die Struktur gibt ihnen einen Rahmen, in den sie ihre Erfahrungen einordnen können. Gedichte sind daher ein ideales Medium, um Traumata zu verarbeiten. Durch die Vielschichtigkeit und den unbewusst gesteuerten Klang können Dichter auf diese Weise das Unaussprechliche ausdrücken, ohne es direkt auszusprechen. Dem Leser wird eine komplexere und emotionalere Sicht auf das Erlebte geboten, was zu einer Bereicherung und einem besseren Verständnis der Geschichte führen kann.

(english)

The Kindertransport has been extensively researched since the first reunification in 1989, but poetry on the subject has been studied only marginally. This paper, entitled "Lyrik des Verlusts – Erinnerung an den Kindertransport in den Gedichten von Karen Gershon, Lotte Kramer und Gerda Mayer" (Poetry of Loss: Memories of the Kindertransport in the poems of Karen Gershon, Lotte Kramer and Gerda Mayer), aims to present a comprehensive study of the three British-Jewish poets who wrote about the Kindertransport and its aftermath in the German-speaking world. The importance of writing poetry and the role of Judaism in the lives of the three women will also be explored.

The work compares poems on themes that are central to the work of all three women. The starting point is a historical and biographical oriented literary study. The analysis is primarily a close reading of the text, incorporating cultural studies, and especially Jewish aspects as well as theories of psychoanalytical literary studies.

From the interpretation of the poems, it is clear that grief and identity were the two themes that all three women dealt with most intensively in their poems. The influence of their Jewish heritage is also evident in their poetry, sometimes consciously, but sometimes also unconsciously. Furthermore, the poems are a means of repeating and processing what they have experienced. By choosing the medium of the poetry, the three poets created the possibility of addressing issues indirectly and the structure gave them a framework within which to place their experiences. Poetry is therefore an ideal medium for processing trauma. Because of its complexity and unconsciously controlled tone, poets can express the unspeakable without saying it directly. The reader is presented with a more complex and emotional view of the experience, which can lead to an enrichment and better understanding of historical events.