Feindselige Verhältnisse: Befürworter und Gegner des Kriminalmediumismus um 1900 in Deutschland
Description
The article describes the first detectable discourses on the use of paranormal methods such as clairvoyance or telepathy, but also of spiritualistic otherworldly contacts, in police investigative work since the last decade of the 19th century in Germany. The proponents of such practices to support the police, such as the philosopher and occultist Carl du Prel, the spiritualist Egbert Müller, or the lawyer Franx Xaver Riss, were opposed to the negative positions of critics such as Albert von Schrenck-Notzing or Albert Moll. While the latter primarily criticized the lack of an empirical-experimental basis, the proponents considered the involvement of personal media as an important resource to be used. The published contributions of decidedly opposing views marked the beginning of the history of the development of criminal mediumism, which finally became widespread under the term ‘criminal telepathy’ in the decades after World War I. Up to the present, the associated issues have been discussed again and again. The criminal mediumism introduced around 1900, but also the criticism of it, thus prove to be historical constants.
Der Beitrag beschreibt die ersten feststellbaren Diskurse über den Einsatz von paranormalen Methoden wie Hellsehen oder Telepathie, aber auch von spiritistischen
Jenseitskontakten in der polizeilichen Ermittlungsarbeit seit dem letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Den Befürwortern solcher Praktiken zur Unterstützung der Polizei wie der Philosoph und Okkultist Carl du Prel, der Spiritist Egbert Müller oder der Jurist Franx Xaver Riss standen die ablehnenden Positionen von Kritikern wie Albert von Schrenck-Notzing oder Albert Moll entgegen. Während Letztere vor allem das Fehlen einer empirisch-experimentellen Basis monierten, betrachteten die Befürworter die Hinzuziehung von personalen Medien als wichtige Ressource, die man nutzen sollte. Die publizierten Beiträge der dezidiert gegensätzlichen Ansichten standen am Beginn der Entwicklungsgeschichte des Kriminalmediumismus, der schließlich unter dem Begriff der ‚Kriminaltelepathie‘ eine enorme Verbreitung in den Jahrzehnten nach dem Ersten Weltkrieg erlangte. Bis in die Gegenwart werden die damit verbundenen Fragestellungen immer wieder neu diskutiert. Der um 1900 eingeführte Kriminalmediumismus, aber auch die Kritik daran erweisen sich somit als historische Konstanten.
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