Published December 2, 2022 | Version v1
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EMS 2021 - Modernisierung der Produktion: Basisauswertung

  • 1. AIT Austrian Institute of Technology

Description

Die Betriebe der österreichischen Sachgüterzeugung haben in den letzten Jahren sowohl in den Einsatz moderner Produktionstechnologien als auch in die Entwicklung neuer Produkte kontinuierlich investiert. Die Qualität der Produkte wird dabei als konstant wichtigster Wettbewerbsfaktor angesehen.

Neben dieser herausragenden Bedeutung der Qualität der angebotenen Produkte hat auch fast die Hälfte der Produktionsbetriebe seit 2018 Produkte auf den Markt gebracht, die für den Betrieb neu waren oder wesentliche technische Verbesserungen enthielten. Bei etwa 12% dieser Betriebe basierte die Produktinnovation auf einer digitalen Produkterweiterung oder wesentlichen Verbesserung bestehender Produktelemente. Fast ¼ der Betriebe hat dabei ein Produkt als erster Anbieter im Markt eingeführt, ebenso hat etwa ¼ der Betriebe Produkte neu eingeführt die zu einer verbesserten Umweltwirkung bei der Nutzung oder Entsorgung geführt habe.

Digitalisierung der Produktion und digitale Integration der Lieferketten schreitet voran

Die österreichische Sachgüterzeugung weist mittlerweile einen hohen (und seit 2018 weiterhin gestiegenen) Einsatz von digitalen Produktionstechnologien auf. Ein weiterer Anstieg ist in den nächsten Jahren insbesondere bei der Automatisierung der internen Logistik, Echtzeit nahen Produktionsleitsystemen und dem digitalen Austausch von Dispositionsdaten zu erwarten. Dieser Einsatz von Produktionstechnologien erfordert auch laufende Investitionen. Bei insgesamt über ⅔ der eingesetzten Produktionstechnologien kam es zu Folgeinvestitionen seit 2018.

Produktionsverlagerung verliert an Bedeutung, F&E Kooperationen weiterhin wichtigste Kooperationsform

Diese steigende Digitalisierung geht dabei einher mit einem rückläufigen Anteil der Betriebe mit Produktionsverlagerung ins Ausland sowie zunehmender Produktionsrückverlagerung aus dem Ausland. Der Saldo der Betriebe mit Verlagerung und Rückverlagerung ist dabei mittlerweile fast ausgeglichen. Betriebe die aktuelle Produktion verlagern bevorzugen dabei Standorte in geographischer Nähe zu Österreich. F&E Kooperationen sind weiterhin die am häufigsten verbreitete Kooperationsform. Dabei wird öfters innerhalb als außerhalb der Zulieferkette kooperiert.

Bis 2025 wollen ¼ der Betriebe KI-Lösungen einsetzen

Rund 8% der Betriebe setzen künstliche Intelligenz bereits in zumindest einem Produktionsbereich wie der Steuerung der Produktionsprozesse, zur Qualitätskontrolle, zur Instandhaltung von Maschinen und Anlagen, zur Steuerung der internen Logistik, zum Energiemanagement oder zur Verbesserung von Produktionsprozessen ein (ca. 3% im EMS 2018). Dabei setzen rund 4% der Betriebe KI bereits in mehreren dieser Bereiche parallel ein. Weitere 17% der Betriebe planen den erstmaligen Einsatz in zumindest einem Bereich bis 2025 Die Steuerung der Produktionsprozesse zeigt sich dabei als wichtigster (geplanter) Einsatzbereich für KI in der Produktion.

Mit dem gesteigerten Einsatz von Software in der Produktion geht ein starker Anstieg beim Einsatz von technischen und organisatorischen Maßnahmen zur Betriebsdatensicherung einher. 93% der Betriebe setzen zumindest eine spezifische Maßnahme dafür ein. Die regelmäßige Sensibilisierung von MitarbeiterInnen ist dabei von größter Bedeutung.

Bis 2025 will jeder fünfte Betrieb kollaborative Roboter (Cobots) einsetzen

41% der Betriebe setzen Industrieroboter bereits für Fertigungs- und/oder Handhabungsprozesse ein. Ein weiterer starker Anstieg beim Einsatz aller Formen der Robotik ist dabei bis 2025 zu erwarten. Insbesondere der Einsatz moderner Formen der Robotik steigt dabei stark. Der Einsatz von Cobots bzw. mobilen Robotern wird sich bis 2025 mehr als verdoppeln. Der erstmalige Einsatz insbesondere von Cobots ist dabei auch häufig bei Betrieben geplant, die bisher keine Erfahrung mit Industrierobotern aufweisen können.

Digitale Lösungen und Plattformen von großer Bedeutung

Zur Umsetzung der angebotenen Geschäftsmodelle ist die Nutzung von digitalen Lösungen für Betriebe von zunehmender Bedeutung. Rund die Hälfte setzt dabei zumindest digitale Standardlösungen (z.B. Smart Phones/ Tablets, Web-angebote/Online-Zugänge für Kunden) ein, aber auch automatisierte Prozesse an der Kundenschnittstelle (z.B. automatisierte Datenspeicherung) werden bereits von jedem fünften Betrieb genutzt. Auch Steuerungselemente für digitale Fernzugriffe beim Kunden, Cloud-Lösungen und Internet-of-Things-Anwendungen für den Kunden sowie Daten Analysen von Maschinen-, Telemetrie-, Nutzungsdaten des Kunden werden zunehmend eingesetzt.

Produktbegleitende Dienstleistungen werden zunehmend digital erbracht.

Jeder sechste. Betrieb bietet bereits Remote Maintenance an. Wird Fernunterstützung der Kunden angeboten, wird diese bereits von der Mehrheit der Betriebe (auch) digital erbracht (z.B. durch Chatbots)

Technologien zur gesteigerten Energieeffizienz im steigen

Neben der zunehmenden Digitalisierung der Produktion kann auch ein vermehrter erstmaliger Einsatz und Folgeinvestitionen in Effizienz- und Kreislauftechnologien in der Produktion festgestellt werden. Die Dynamik in diesem Bereich ist jedoch geringer im Vergleich zur Digitalisierung. Der Fokus liegt dabei verstärkt auf Effizienztechnologien in Bezug auf Energie und Materialeinsatz sowie begleitenden organisatorischen Maßnahmen.

80% der Betriebe mit Personalmangel

Über alle Branchen der Produktion hinweg ist der Mangel an qualifiziertem Personal weit verbreitet. Die Fertigung und Montage sind von diesem Mangel am stärksten betroffen, aber auch IT und F&E Personal werden überproportional oft gesucht. In Bezug auf die Qualifikation sind dabei mittlere Qualifikationsniveaus (Facharbeiter mit Lehrabschluss bzw. Fachschule) am stärksten gesucht. Geographisch ist der Personalmangel in Westösterreich besonders stark ausgeprägt.

Weiterbildung in Bezug auf digitale Techniken, Kreativität und Innovation nimmt an Bedeutung zu

Über 80% der Betriebe setzen bereits betriebliche Weiterbildung ein, dabei wird Weiterbildung mit tätigkeitsspezifischem Schwerpunkt von fast allen dieser Betriebe angeboten. Darüber hinaus gehende Weiterbildung (mit fachübergreifendem Schwerpunkt, zur Einführung digitaler Techniken, in Bezug auf Kreativität & Innovation etc.) spielt eine besondere Rolle bei Betrieben mit hoher digitaler Prozessreife. Beschäftigte werden aber auch bereits in fast 80% der Betriebe in Innovationsprozesse direkt miteinbezogen, auch die Prämierung von herausragenden Leistungen im Bereich der Produktion und Innovation ist ein zunehmend genutztes Instrument der österreichischen Produktionsbetriebe.

Der European Manufacturing Survey (EMS) wird seit 2001 von einem Konsortium aus Forschungsinstituten und Universitäten aus aktuell 16 europäischen Ländern organisiert. Der EMS erfasst dabei die Nutzung technischer und organisatorischer Innovationen und die damit erzielten Verbesserungen der Leistungsfähigkeit in der Produktion. Der EMS befragt dafür die Produktionsleitung von Betrieben der Sachgütererzeugung ab 20 MitarbeiterInnen. Mit 248 TeilnehmerInnen am EMS 2021 in Österreich können repräsentative Aussagen über die österreichische Sachgütererzeugung getroffen werden.

Fotocredits: AIT_LKR Lang & Getty Images 

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Anhang Foliendokumentation EMS 2021 final.pdf

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