Die «Handschlag-Affäre» von Therwil als Gegenstand einer Process Tracing-Analyse zur Schweizer Religionspolitik. Dokumentation der Storyline (September 2015 bis August 2018)

Die sogenannte «Handschlag-Affäre» von Therwil schlug in der Schweiz 2016 medial und politisch hohe Wellen. Zwei muslimische Schüler hatten mit Verweis auf ihren Glauben und unter Berufung auf die Religionsfreiheit ihrer Lehrerin in einer Therwiler Schule den obligatorischen Handschlag an der Klassentür verweigert. Die Schweizer Öffentlichkeit und Politik, aufgeschreckt durch einen Fernsehbeitrag in der bekannten Talkshow Arena, reagierten heftig und einmütig ablehnend. Der Streit um den verweigerten Handschlag und seine Bedeutung für die Integration von Muslimen in der Schweiz beschäftigte die Schweizer Politik und Gerichte im Anschluss an die Sendung für geraume Zeit. In diesem Working Paper, das Teil einer umfassenderen Policy-Analyse zu diesem Fall ist, wird der Hergang der Ereignisse detailliert rekonstruiert. Dargestellt wird der chronologische Ablauf als Storyline. Die Storyline ist das Herzstück der Process Tracing-Methode, die in der Politikwissenschaft an Bedeutung gewonnen hat, wenn es gilt, Politikergebnisse zu analysieren. Weitgehender Konsens herrscht unter den inzwischen verschiedenen Spielarten der Methode darin, dass die chronologische Rekonstruktion des Hergangs der Ereignisse im Zentrum der Anwendung des Process Tracing steht. Die ausführliche und der Intention nach bewusst normativ neutrale Beschreibung der Ereignisse ist somit die Grundlage für die intersubjektive Nachvollziehbarkeit von Fallanalysen beim Process Tracing. Die Storyline zur «Handschlag-Affäre» basiert auf der internen Datenbank des Autors und der Autorin zu Religionspolitik und politischen Konflikten über Religion und religiöse Diversität in der Schweiz und der Bundesrepublik Deutschland seit 1990. Der Falleintrag der Datenbank zur «Handschlag-Affäre» verzeichnet mehr als 70 Quellendokumente. Sie bilden die Datenbasis der hier vorgelegten Storyline, die ihrerseits die Grundlage für weitere Analysen zu diesem zentralen Fall Schweizer Religionspolitik darstellt.