Ungeplant schwanger im schweizerischen Asylkontext: Eine qualitative Befragung von Betroffenen zu Rahmenbedingungen und Entscheidungspraxis

Auf die Frage, wie Frauen im schweizerischen Asylkontext ungeplant schwanger werden, bieten aktuelle Untersuchungen nur unvollständige Antworten. Dasselbe gilt für die Frage nach Informationen, Hilfsmittel und Ressourcen, welche Betroffenen bei der schwerwiegenden Entscheidung entweder für das Weiterführen oder Abbrechen der Schwangerschaft zur Verfügung stehen (sollten). Die vorliegende Untersuchung durch problemzentrierte Interviews mit vier Betroffenen ging deshalb folgenden Fragen nach: Unter welchen Umständen sind sie schwanger geworden? Auf welche Unterstützungsmöglichkeiten konnten sie zurückgreifen nach Eintritt der Schwangerschaft? Wie haben sie den Entscheid getroffen, die Schwangerschaft weiterzuführen oder abzubrechen? Die Ergebnisse bestätigen aktuelle Forschungspositionen darin, dass Betroffene über weite Strecken ungenügenden Zugang zu Verhütungsmitteln erhalten. Auch der Zugang zu Informationen über sexuelle und reproduktive Gesundheit, zu psychosozialer Beratung und medizinischer Behandlung ist teilweise mangelhaft. Diese Defizite begünstigen die Entstehung ungeplanter Schwangerschaften und deren Folgen. Die Untersuchung hat überdies ergeben, dass sich drei der Befragten für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden haben, unter anderem aufgrund der prekären und von Abhängigkeiten geprägten Lebensbedingungen. Eine der Drei war aufgrund fehlenden Zugangs zu sexueller Gesundheit und sexuellen Rechten nicht in der Lage, den Entscheid zu realisieren. Die Resultate zeigen, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Insbesondere muss der Zugang zu Verhütungsmittel unbedingt sichergestellt, in Wissensvermittlung über sexuelle und reproduktive Gesundheit sowie sexuelle Rechte investiert und das Angebot der Beratungsstellen für Familienplanung bekannter gemacht werden.