KI in Bibliotheken vor und nach dem Aufkommen von ChatGPT: Eine kritische Diskursanalyse
Creators
Description
Mit dem Aufkommen von generativer Künstlicher Intelligenz (KI) in Form von ChatGPT und Large Language Models (LLMs) hat sich auch im Bibliothekswesen die Debatte zu KI verändert. Anhand einer Gegenüberstellung von damaligem und dem aktuell in der Bibliothekscommunity geführten KI-Diskurs zeigt diese Arbeit, dass LLMs eine Veränderung in der Wahrnehmung von KI bewirkt haben und durch ihre niedrigschwellige Nutzbarkeit und universelle Einsetzbarkeit aktuell bereichsspezifische KI-Lösungen, an oder mit denen einzelne Bibliotheken arbeiten, in den Hintergrund drängen. Jedoch sind außer generischen Erleichterungen des Alltagsgeschäfts durch LLMs aktuell noch keine Durchbrüche bei den Kernaufgaben der bibliothekarischen Profession gelungen. Andererseits verhärtet sich die Diskussion darum, ob die bibliothekarische Aufbereitung von Informationsressourcen mittels Metadaten nicht bald obsolet sein könnte, sollten sich LLMs im Bereich der Suchsysteme durchsetzen. Der bereits 2021 kollektiv geforderte Aufbau eigener, gemeinsamer, beständiger KI-Infrastruktur durch Bibliotheken und die dafür dauerhafte Bereitstellung von Ressourcen konnte sich bisher nicht manifestieren. Eine kritische Betrachtung des Diskurses zeigt außerdem, dass sozial-ökologische Auswirkungen von LLMs etwa durch deren enormen Ressourcenverbrauch oder das rechtlich und moralisch fragwürdige Zustandekommen deren Datenbasis nur selten besprochen werden. Auch lässt sich eine gewisse Tendenz zu Technology-Push-Ansätzen und unfreiwilliger Werbung erkennen, die sich unvorteilhaft auf einen ausgewogenen und kritischen Umgang mit KI im Sinne der Vermittlung von KI-Kompetenz auswirken kann. Dem gegenüber sind menschenzentrierte Ansätze (Human-Centered AI), für die sich noch in der Zeit vor ChatGPT ausgesprochen wurde, nicht mehr wahrnehmbar, obwohl diese bereits praxistaugliche Fortschritte verzeichnen können.
Abstract (English)
With the emergence of generative artificial intelligence (AI) like ChatGPT and Large Language Models (LLMs) the debate on AI within the German-speaking library community has changed. By comparing the era prior to ChatGPT to the current one, this study shows that LLMs have brought about a change in the perception of AI within the community and currently dominate the range of custom AI tools previously used and developed by libraries. However, no breakthroughs have yet been achieved in the area of core tasks of the library profession. Meanwhile, the debate on AI challenging the future of library-generated metadata has been further aggravated by the introduction of LLMs. By critically analyzing the discourse, it is further shown that the discussion only rarely addresses ethical issues such as the environmental impact of LLMs, or how their training data is obtained, and how fine-tuning of industry-leading models is actually achieved. There is also a certain tendency towards technology-push approaches and involuntary advertising, which can also have an unfavorable effect on a balanced and critical approach in teaching AI literacy. In contrast, human-centered AI approaches, which were still advocated for in the pre-ChatGPT era, are no longer considered, although they are already making practical progress.
Notes
Files
Bach_KI_in_Bibliotheken_vor_und_nach_dem_Aufkommen_von_ChatGPT_2024.pdf
Files
(2.2 MB)
Name | Size | Download all |
---|---|---|
md5:aae18cadf6cf9d30abf70a7d1de228fd
|
2.2 MB | Preview Download |