Auffinden und Analysieren komplexer Textvarianten in Hannah Arendts Denk- und Schreibwerkstatt mit LERA

Eine umfangreiche Überlieferungslage, die verschiedene Textfassungen und Bearbeitungszustände aufweist, stellt Editionsprojekte vor eine doppelte Herausforderung. Zum einen ist die editorische Kollationierungsarbeit manuell in der erforderlichen Präzision zeitökonomisch kaum leistbar. Zum anderen sind die Anforderungen an die Visualisierung der Ergebnisse hoch, da den Nutzenden der Edition möglichst ein vollständiger Textvergleich geboten und alle textkritischen Entscheidungen transparent gemacht werden sollen. Auch das Editionsvorhaben Hannah Arendt. Kritische Gesamtausgabe (HAKG) sieht sich mit diesen Herausforderungen konfrontiert. Mit der Webanwendung LERA (Locate, Explore, Retrace and Apprehend) existiert ein Kollationierungswerkzeug, das die Berechnung von Textvarianten zwischen mehreren Textfassungen sowie interaktive Close- und Distant-Reading-Visualisierungen ermöglicht. Eine automatische Alignierung größerer Textsegmente sowie ein Detailvergleich auf Zeichenebene erlauben eine explorative Analyse der Abweichungen in synoptischer Gegenüberstellung. Dieser Beitrag zeigt, wie sich durch die Kooperation von HAKG und LERA nicht nur die Bedarfe des Editionsprojekts decken lassen, sondern für beide Seiten Mehrwerte entstehen, von denen auch Dritte profitieren können.