Published January 23, 2024 | Version v2
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Schlussbericht Tour de Suisse Blended Learning

  • 1. Eidgenössische Hochschule für Berufsbildung EHB

Description

Die Durchführung der Tour de Suisse (TdS) Blended Learning stellt eine erstmalige Gelegenheit dar, verschiedene Einblicke in Blended Learning-Settings an zehn Berufsfachschulen in der Schweiz zu erhalten, Good-Practice-Beispiele zu erfahren und zu diskutieren. Blended Learning entwickelt sich an den Berufsfachschulen in der Schweiz dynamisch und sehr unterschiedlich. Es können jedoch die innovativen und flexiblen Ansätze hervorgehoben werden, mit denen die Berufsfachschulen die Lernenden auf die Anforderungen der Arbeitswelt und auf die gesellschaftliche Teilhabe vorbereiten. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit stehen im Fokus, um den sich ändernden Anforderungen aus Gesellschaft und Wirtschaft gerecht zu werden. Die Förderung von selbstorganisiertem Lernen, die Betonung von Kollaboration und Networking sowie ein entwicklungsorientierter Ansatz zeigen, dass die Berufsfachschulen gemeinsame Ziele teilen.Blended Learning wird von allen beteiligten Berufsfachschulen als Chance betrachtet, den Unterricht weiterzuentwickeln und die Lernenden auf vielfältige Weisen zu unterstützen. Dabei zeigt sich, dass Blended Learning in erster Linie als Methoden-Mix unter Einsatz technischer Tools verstanden wird. Blended Learning zur Vernetzung der Lernorte wird hingegen als weniger bedeutsam erachtet.
Für eine gelingende Umsetzung wird der Infrastruktur eine entscheidende Rolle beigemessen. Je nach Entwicklungs- und Umsetzungsstand an den jeweiligen Berufsfachschulen ist die Einsatzbreite der technischen Tools sehr unterschiedlich. Die Einführung und Pflege eines Lernmanagementsystems ist zudem auch eine Chance für die gemeinsame Erarbeitung von Lerninhalten.
Einige Berufsfachschulen setzen stärker auf kollaborative Lernmethoden, andere wiederum legen den Fokus auf individualisiertes oder technologiebasiertes Lernen. Die unterschiedliche Gewichtung der Themen legt nahe, dass Schulen spezifische pädagogische Philosophien und Lehransätze verfolgen. Während einige Schulen stärker auf Partnerschaft zu Unternehmen setzen, legen andere einen Schwerpunkt auf die interne Schulentwicklung.
Dem selbstorganisierten Lernen wird eine grosse Bedeutung zugewiesen. Dies erfordert eine hohe Leistungsbereitschaft sowohl von den Lernenden als auch von den Lehrpersonen und unterstreicht den Paradigmenwechsel in der Rolle der Lehrpersonen. Die Beziehung zu den Lernenden erhält mit der individuellen Begleitung, Förderung und dem gezielten Coaching eine noch bedeutsamere Rolle. So ist die Kommunikation zwischen Lehrpersonen und Lernenden essenziell für den Erfolg des selbstorganisierten Lernens.Der Rollenwandel und die unterschiedlichen Kompetenzen der Lehrpersonen bedingen Fortbildungsangebote und interne Schulungen für das Personal an Berufsfachschulen, um die digitalen Kompetenzen zu erweitern, innovative Unterrichtsideen umzusetzen und die digitale Transformation begleiten zu können.
Als Potenzial für die Lernenden kann die Bedeutung von Learning-Spaces für flexible Lernsettings sowie eine gute Mischung von Präsenzveranstaltungen und E-Learning hervorgehoben werden. Dies zeigt sich, indem Lernende in einigen Berufen und an spezifischen Schulen bereits heute selbstständig entscheiden, wann sie welche Bildungsinhalte erarbeiten. Diese Kompetenz ist für die Arbeitswelt von heute und morgen eine wichtige Voraussetzung. Doch gerade für Lernende, die noch nicht viel Erfahrung mit Selbstorganisation mitbringen, erweisen sich Blended Learning-Szenarien als anspruchsvoll.
Aus Sicht der Institutionen wird die Gestaltung der Lernumgebung als Chance aufgeführt, welche nicht zuletzt mit baulichen Massnahmen einhergehen. Diese Massnahmen werden auch als Schulentwicklung verstanden und können wiederum zu neuen Organisationsformen führen.
Die Gelingensbedingungen umfassen ein strukturiertes Konzept, die Integration von Blended Learning in Lehrpläne, eine gut funktionierende technologische Infrastruktur, die Berücksichtigung individueller Bedürfnisse der Lernenden, Lehrpersonenentwicklung, schulweite Integration sowie die Betonung von Feedback und Evaluation. Insgesamt verdeutlichen die Etappen, dass die Schulen ähnliche Standards für die erfolgreiche Umsetzung von Blended Learning teilen.
Abschliessend ist zu erwähnen, dass die zehn teilnehmenden Berufsfachschulen einerseits ein vergleichsweise hohes Mass an Engagement für Blended Learning aufweisen und dass es sich andererseits bei Etappen um Selbstdarstellungen der einzelnen Berufsfachschulen handelt. Die Erfahrungen mit Blended Learning bleiben exemplarisch und lassen sich nicht zwangsläufig auf andere Berufsfachschulen übertragen. Darüber hinaus bleiben die diskutierten Ansätze und die damit verbundenen neuen Lehr- und Lernformen sowie die entsprechende Infrastruktur für andere, insbesondere kleinere Schulen eine zentrale Herausforderung.
Dennoch ermöglicht dieser Schlussbericht einen Überblick über das Verständnis von Blended Learning, das an den Berufsfachschulen identifizierte Potenzial und die dazu notwendigen Gelingensbedingungen. Eine kontinuierliche Evaluation und Weiterentwicklung des Blended Learning-Ansatzes werden von den teilnehmenden Berufsfachschulen als notwendig erachtet, um den pädagogischen Erfolg sicherzustellen. Die Entwicklung von Blended Learning sollte auf einer klaren Vision und einem pädagogischen Konzept seitens der Berufsfachschule(n) basieren. Die entsprechenden Ressourcen müssen dafür zur Verfügung gestellt werden. Eine gute Ausgangslage für diese Weiterentwicklung bietet die bestehende Innovations- und Gestaltungskraft an den Berufsfachschulen verbunden mit dem bereits vorhandenen Knowhow rund um Blended Learning.

Other (German)

Unter Mitwirkung folgender Studierender des BSc in Berufsbildung der EHB: Jessica Finke, Federica Maggi (Mitarbeiterin EHB), Juha Martins, Norien Nagel, Sunita Pribil, Michael Sahli, Vanessa Scarlatti, Hugues Schellenberg, Chiara Zurwerra (Mitarbeiterin EHB).

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Schlussbericht Tour de Suisse Blended Learning Januar 2024_2.pdf

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