Ausbildung in Schulischer Heilpädagogik in der Zentralschweiz 1958 – 2023
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Der Ursprung der heilpädagogischen Ausbildung in der Schweiz kann im späten 19. Jahrhundert verortet werden. Die Einführung der Schulpflicht 1874 und der Aufbau des Volksschulsystems veränderten den Umgang mit Kindern mit besonderen Lernausgangsbedingungen. Erste Ausbildungen wurden 1899 in Zürich mit einem "Vorbereitungskurs für Lehrer an Spezialklassen für Schwachbegabte" gestartet.
Die Ausbildungen in Schulischer Heilpädagogik in der Zentralschweiz sind in diesem Beitrag drei Zeitabschnitten zugeordnet.
Der erste Zeitabschnitt begann 1958 in Luzern mit den Ausbildungskursen für Hilfs- und Sonderschullehrer. Sie wurden bis 1985 vom Erziehungsdepartement des Kantons Luzern getragen und die ersten fünf Jahre durch das Heilpädagogische Institut der Universität Freiburg organisiert. Inhaltlich deckten die Kurse Themen aus Heilpädagogik, Psychologie, Methodik-Didaktik und Unterrichts-/Förderpraxis ab. Insgesamt absolvierten 215 Personen die Kurse. Zusammen mit 17 Absolvierenden eines einmaligen Logopädiekurses steigt die Zahl auf 232.
Während des zweiten Zeitabschnitts entwickelten sich ab 1986 die berufsbegleitenden Ausbildungen in Schulischer Heilpädagogik weiter. Neben der Kleinklassen- und Sonderschullehrerinnen- und -lehrerbildung (KSLB) – später als Zusatzausbildung in Schulischer Heilpädagogik (ZA SHP) bezeichnet – wurden auch Angebote für Lehrpersonen der Sekundarstufe I und für Lehrpersonen für Spezielle Förderung in den Bereichen Lesen, Schreiben, Mathematik generiert sowie eine Nachqualifikation der letztgenannten Lehrpersonen-Kategorie zur Schulischen Heilpädagogin bzw. zum Schulischen Heilpädagogen. Der letzte Studienjahrgang dieses Zeitabschnitts wurde 2009 diplomiert. Insgesamt wurden 438 Diplome in Schulischer Heilpädagogik erworben; 316 von Frauen, 122 von Männern.
Der dritte Zeitabschnitt begann 2007 mit dem ersten Jahrgang des Masterstudiums Schulische Heilpädagogik (MA SHP) an der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz, Teilschule Luzern; seit 2013 wird er an der Pädagogischen Hochschule Luzern geführt. Mit dem neuen Fachhochschulgesetz (FHSG) von 1995 waren die damaligen Lehrerinnen- und Lehrerseminare zunehmend in Pädagogische Hochschulen überführt worden. An der im Jahre 2003 eröffneten Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz (PHZ) Luzern wurde im Kontext einer verstärkten Notwendigkeit für Lehrpersonen, Vielfalt in Schulen zu bewältigen, im Jahre 2007 der Studiengang MA SHP installiert. Er bot eine berufsbegleitende Ausbildung über sechs Semester mit Fokus auf den Themen Heterogenität, Förderdiagnostik und Psychologie, Lehren und Lernen, Kooperation, Schul- und Unterrichtsentwicklung, wissenschaftliches Arbeiten, Masterarbeit und Praxis an. Verschiedene Vertiefungsrichtungen und Module unterstützten die individuelle Profilbildung der Studierenden.
Die Studienplanreform von 2021 brachte einschneidende Änderungen. Der MA SHP fokussiert seither noch stärker als zuvor auf einer akademischen Grundausbildung als Grundvoraussetzung zum Studium, auf Blended Learning, auf «Differenzielle Heilpädagogik» als obligatorische Thematik für alle Studierenden sowie auf die systematische Verknüpfung mit anderen heilpädagogischen Aus- und Weiterbildungsangeboten. So sind nahtlose Anschlussmöglichkeiten mit Absolvierenden der Sekundarstufe I der PH Luzern mit einem heilpädagogischen Schwerpunkt sowie des Weiterbildungsmasters Integrative Förderung der PH Luzern gegeben. Zu erwerben sind 108 bis 110 ECTS-Punkte – das entspricht einem Arbeitsaufwand von ca. 3000 Stunden. Der Studiengang schliesst mit dem Titel «Master of Arts in Special Needs Education» ab. Das Masterdiplom in Schulischer Heilpädagogik wurde in Luzern erstmals 2010 vergeben. Bis zum Sommer 2023 (Studienjahr 2022-23) haben 833 Studierende den Abschluss erworben.
Kompetenzen für die Förderung von Kindern und Jugendlichen mit besonderen Lernausgangsbedingungen werden zusätzlich zum MA SHP in verschiedenen Studiengängen der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz (PHZ) Luzern bzw. der Pädagogischen Hochschule Luzern vermittelt. So qualifiziert der «Weiterbildungsmaster Integrative Förderung (MAS IF)» Lehrpersonen für integrative Situationen im Regelschulbereich. Das «Profil Heilpädagogik Sek I» ermöglicht eine SHP-Spezialisierung auf der Sekundarstufe I. Der «Quereinstieg ins Masterstudium Schulische Heilpädagogik» erlaubt Personen ohne Lehrdiplom in den Masterstudiengang Schulische Heilpädagogik aufgenommen zu werden. Zudem bietet die PH Luzern eine Reihe von heilpädagogischen Modulen im Regelstudium und ein sog. Spezialisierungsstudium «Heilpädagogik im Schulalltag» an. Die Hochschule kooperiert auch mit der Hochschule für Heilpädagogik Zürich im Bereich der Logopädie.
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