Handlungsempfehlung für die transdisziplinäre und partizipative Planung von Spielräumen für Kinder
- 1. Hochschule Luzern
Description
Neben den Spielräumen selbst bieten partizipative Planungs- und Gestaltungsprozesse Kindern wichtige (ausserschulische) Lern- und Erfahrungsräume. Durch solche Prozesse können Kinder ihren Sozialraum aktiv mitgestalten und sich dabei ihren Spielraum (wieder) aneignen. Dies hat die praktische Folge, dass der Spielraum einerseits bedürfnisgerechter geplant und gestaltet wird, andererseits steigt damit auch die Identifikation der Kinder mit ihrem Spielraum. Die Kinder werden durch die aktive Mitwirkung nicht nur in ihrer gestalterischen Entwicklung gefördert, sondern auch darin bestärkt, ein kritisches Bewusstsein für ihre Umwelt zu entwickeln und unabhängiger zu werden. Sie erhalten ferner die Gelegenheit, eine Rolle in der Gesellschaft zu übernehmen und von Erwachsenen als aktive Akteurinnen und Akteure in politischen und sozialen Prozessen anerkannt zu werden. Durch eine von Partizipation geprägte Sozialisation machen Kinder Erfahrungen, die ihr zukünftiges Verhalten und ihre Einstellungen gegenüber Mitwirkung beeinflussen. Sie erkennen, dass sie als handelnde Subjekte Einfluss auf ihre Umgebung nehmen können. Somit erfahren sie eine Befähigung zum sozialen Handeln.
Schliesslich wirken sich Partizipationsprozesse nachhaltig auf die Gesellschaft und auf unsere Demokratie aus, indem sie Gruppen ohne formelles Stimm- und Wahlrecht eine Stimme geben. Sie beinhalten gemeinschaftsbildende Aspekte und fördern die Identifikation mit dem Sozialraum im eigenen Wohnumfeld und darüber hinaus.
Verwaltungen, Behörden und Ämter können ihre interne, abteilungsübergreifende Zusammenarbeit und Kommunikation durch Beteiligungsprojekte stärken, da diese eine enge Kooperation zwischen unterschiedlichen Fachpersonen erfordern. Beteiligungsprozesse können auch von finanziellem Nutzen sein, indem sie Fehlplanungen an den Bedürfnissen der Menschen vorbei vorbeugen helfen.
Noch stellt Partizipation aber auch eine Herausforderung dar: Mangelndes Wissen und fehlende Erfahrungswerte über die Gestaltung von Beteiligungsprozessen führen oft zu einer ablehnenden Haltung; Partizipationsprozesse sind grundsätzlich ergebnisoffen und verlangen von den Beteilig- ten eine hohe Toleranz von Unsicherheit; je umfassender ein Partizipationsprozess gestaltet ist, desto langwieriger und komplexer wird er auch. Besonders anspruchsvoll sind Partizipationspro- zesse, die unterschiedliche Disziplinen involvieren. Dies widerspricht – auf den ersten Blick – einer von Effizienz und Kontrolle bestimmten Planungslogik. Auf lange Sicht jedoch sichern ernst genommene Partizipationsprozesse die nachhaltige Verankerung und Umsetzung von Veränderungs- resp. Erneuerungsprozessen. Partizipation kann erlernt und geübt werden – dies am besten durch positive Erfahrungen damit. Es lohnt sich, einfach einmal damit zu beginnen.
Mit dieser Handlungsempfehlung wird aufgezeigt, wie in der Zusammenarbeit von unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren und Disziplinen Spielräume partizipativ geplant und gestaltet werden können. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Herausforderungen der transdisziplinären Zusammenarbeit. Sie richtet sich deshalb an alle beteiligten Personen, namentlich an Fachleute aus den Bereichen Soziokultur und Partizipation wie auch aus den planenden und gestalterischen Disziplinen, an Institutionen und Behörden und nicht zuletzt an private und öffentliche Auftraggebende.
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