Published July 5, 2022 | Version v1
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Klassenmusizieren in Luzern - Evaluationsbericht

  • 1. Hochschule Luzern

Description

Im Projekt Klassenmusizieren in Luzern (KlaMuLu) der Hochschule Luzern – Musik und von Schule & Kultur im Kanton Luzern (SchuKuLu) wurden während zweier Schuljahre (2018/19-2019/20) vier Klassen im Kanton Luzern als Bläserklassen geführt. Das Klassenmusizieren erfolgte jeweils in einem Teamteaching von Klassenlehrperson und einer Musiklehrperson. Begleitend wurde eine Evaluation mit Interviews und Fragebogen durchgeführt, in die weitere sechs Klassen mit Klassenmusizieren aus anderen Schulen sowie zwei Kontrollklassen ohne Klassenmusizieren eingebunden waren. Im vorliegenden Bericht werden die Evaluationsergebnisse präsentiert.
Insgesamt waren die Rückmeldungen der Klassen- und Musiklehrpersonen sowohl hinsichtlich der Unterrichtsgestaltung, ihrer Rollen und des Teamteaching als auch hinsichtlich der Wirkungen des Klassenmusizierens auf die Schülerinnen und Schüler sehr positiv. Die Lehrpersonen beurteilten das Klassenmusizieren für die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler auf individueller, sozialer und musikalischer Ebene als äusserst vorteilhaft. Zudem sahen sie das Projekt als Chance für viele der teilnehmenden Kinder, überhaupt ein Musikinstrument zu erlernen und die Erfahrung des gemeinsamen Musizierens zu machen. Bei diesen Kindern waren die Voraussetzungen und die musikalischen Anregungen im familiären Umfeld für einen ausserschulischen Einstieg in die Musik kaum vorhanden.
Als herausfordernd wurde die Anfangszeit des Klassenmusizierens beschrieben. Insbesondere bei den Musiklehrpersonen gab es zu Beginn Unsicherheiten beim Unterricht im Klassensetting, was sich aber durch das Teamteaching mit der Klassenlehrperson in kurzer Zeit legte. Teilweise stellten fehlende Motivation, Verhaltensauffälligkeiten und/oder die kognitive Leistungsfähigkeit einzelner Schülerinnen und Schüler die Lehrpersonen vor besondere Herausforderungen. Diese hingen jedoch mit allgemein schwierigen Bedingungen zusammen, die in einzelnen Klassen durch die heterogene Zusammensetzung und die sozioökonomischen Familienhintergründe der Schülerinnen und Schüler bestanden.
Die Schülerinnen und Schüler selbst berichteten ebenfalls hauptsächlich positiv über das Klassenmusizieren und das Erlernen eines Instrumentes in der Schule. Sie schätzten insbesondere das gemeinsame Spielen und die Auftritte vor Publikum. Kritisch wurden das Reden und das Stören anderer Kinder beispielsweise während Spielpausen oder dem Vorspielen einzelner Register gesehen. Vereinzelt wurden Schwierigkeiten mit dem Instrument, dem Notenlesen oder dem Üben angegeben.
Die Ergebnisse der Fragebogenerhebung, die auf die Entwicklung des Schul- und Klassenklimas sowie des Sozial- und Lernverhaltens ausgerichtet war, sind schwieriger zusammenzufassen. Dies liegt vor allem daran, dass die COVID-19-Schutzmassnahmen mit wochenlangen Schulschliessungen und Distanzunterricht im letzten Schulhalbjahr die Daten der letzten Erhebung beeinflusst haben dürften. Die Erläuterungen der Lehrpersonen zu diesem Zeitraum helfen zwar bei der Einordnung der Daten aus der Fragebogenerhebung, können die Schwierigkeiten bei deren Interpretation jedoch nicht beheben. So liessen sich über die zwei Projektjahre hinweg kaum eindeutige Entwicklungsrichtungen der untersuchten Aspekte erkennen. Grundsätzlich ist anzumerken, dass Veränderungen nicht allein auf das Klassenmusizieren zurückgehen, vielmehr Entwicklungen im Schul- und Klassenklima und im Lern- und Sozialverhalten Folge von Reifungsprozessen der Schülerinnen und Schüler, von gelungener Bildungsarbeit der Lehrpersonen mit den Klassen oder von ausserordentlichen Situationen wie der COVID-19-Pandemie sein können. Die Ansicht der Lehrpersonen aber, dass das Klassenmusizieren in verschiedenen Bereichen unterstützend und fördernd wirkt, deutet auf eine positive Wirkung des Klassenmusizierens. Es wird herausgestrichen, dass das Klassenmusizieren von Schülerinnen und Schülern vielfältige Wahrnehmungs- und Interaktionskompetenzen eingefordert und zu deren Entwicklung beigetragen hat. Gegenüber anderen Fächern spricht das Klassenmusizieren die Schülerinnen und Schüler in einer besonderen Art an und kann in seiner positiven Wirkung auch für den Unterricht in anderen Fächern gewinnbringend sein.
Die das Projekt begleitende Evaluation diente der Optimierung des Klassenmusizierens und der Ausarbeitung von Empfehlungen für zukünftige Durchführungen. Deshalb werden Schwierigkeiten und Herausforderungen, insbesondere bei den Interviewergebnissen, umfassend thematisiert. Grundsätzlich sind die Erfahrungen mit Bläserklassen und dem Klassenmusizieren jedoch äusserst positiv. Das gemeinsame Musizieren als Klasse ist für die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler eine Erfahrung, die sie musikalisch, kulturell und sozial fördern und die Schulzeit wesentlich bereichern kann.

Notes

+ Reihe: Forschungsbericht der Hochschule Luzern – Musik 23

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10.5281/zenodo.6759550 (DOI)