Published September 1, 2021 | Version v1
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Der Umgang mit sozial-emotionalen Schwierigkeiten in der Kindersprachtherapie und der Stellenwert von Emotionen in Fachliteratur und Selbstverständnissen von Sprachtherapeutinnen und -therapeuten

  • 1. Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich

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Der Zusammenhang von Verhaltensauffälligkeiten und Sprachstörungen wird häufig diskutiert und ist vielfach belegt. Welche Rolle die Sprachtherapeutin im Umgang mit den sozial-emotionalen Schwierigkeiten bei Kindern übernimmt ist bislang wenig erforscht. Die Studie befasst sich mit den Fragen, welche sozial-emotionalen Probleme bei Kindern von den Sprachtherapeutinnen wahrgenommen werden? Wie gehen sie mit diesen Schwierigkeiten um? Gibt es Hinweise in der Fachliteratur und in schriftlich formulierten beruflichen Selbstverständnissen der Sprachtherapeutinnen auf die Relevanz von sozial-emotionalen Phänomenen für die Sprachtherapie? Drei relativ unabhängige Studienstränge versuchen Antworten auf die Fragen zu geben. Im ersten Studienstrang wurden Logopädinnen mit einem Fragebogen befragt, im zweiten wurden Einzelinterviews und Gruppendiskussionen benutzt und im dritten Studienstrang wurde eine Dokumentenanalyse durchgeführt. Hierzu wurden ausgewählte Fachbücher und schriftlich formulierte berufliche Selbstverständnisse analysiert. Für die Auswertungen der Studienstränge wurden sowohl qualitative als auch deskriptiv-quantitative Methoden herangezogen. Es handelt sich um eine eher explorative Herangehensweise, da der Forschungsgegenstand noch kaum bearbeitet wurde. Es zeigt sich, dass Sprachtherapeutinnen einer Vielzahl von sozial-emotionalen Problemen begegnen. Ihr Umgang damit ist ebenso vielfältig aber wenig theoriegeleitet, sondern eher intuitiv. Die Relevanz der sozialemotionalen Ebene aus Perspektive der Sprachtherapeutinnen ist einerseits gross, weil ihre Haltung von dem Bedürfnis nach einer positiven Beziehungsgestaltung und Ganzheitlichkeit geprägt ist. Sie ist andererseits nicht besonders hoch, weil sozial-emotionale Schwierigkeiten an sich nicht den Berufsalltag prägen, sondern eine mittlere Relevanz haben. Wenn sie allerdings auftauchen, dann stellen sie wahrscheinlich einen stark belastenden Faktor für die Sprachtherapeutinnen dar. Die Untersuchung hat Ergebnisse mit hypothetischem Charakter generiert, sie sollten überprüft werden. Die Ergebnisse haben weitere Fragen aufgeworfen. Die wichtigsten sind: Inwiefern sind Sprachtherapeutinnen für sozial-emotional schwieriges Verhalten zuständig und mit welchem persönlichen Anspruch tun sie das? Welche Reflexionstiefe und -breite braucht es, um in der Sprachtherapie mit sozial-emotional schwierigem Verhalten umzugehen?

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Embargo bis Sept_22_2021_3_1_Fachartikel_Kohler_0321.pdf

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