Die Geschichte des Einmachglases: Von den Ursprüngen der Lebensmitteltechnologie zum modernen Fetisch
Description
Das Historische Museum Luzern ist im Besitz einer Sammlung von Vorratsgläsern. Dieser Text befasst sich mit den materiellen und kulturellen Bedingungen, welche die Herstellung dieser Gläser ermöglicht haben: Er setzt mit der Geschichte der Glasproduktion an, beschreibt die besonderen Eigenschaften des Materials Glas, die es zur Verpackung von Lebensmitteln geeignet machen, und beleuchtet die Entwicklung der Lebensmittelkonservierung vom Handwerk zur Wissenschaft. Vor diesem Hintergrund fokussiert das Essay schliesslich auf die Entwicklung der gesellschaftlichen Bedeutung des Einmachens und konstatiert einen Zusammenhang zwischen dem gegenwärtigen Interesse am Einmachen und bestimmten gesellschaftlichen Phänomenen wie Lebensmittelskandalen, ernährungsbedingten Krankheiten, Kapitalismus- und Konsumismuskritik, dem Interesse am Gärtnern und der Foodie-Kultur.
Heute werden Früchte und Gemüse nicht mehr aus Notwendigkeit eingemacht, sondern aufgrund der Wertschätzung des Einmachens als kultureller Tradition. Auch wenn sich die Werte, welche die unterschiedlichen «Einmach-Typen» – Feministinnen, Foodies, konsumkritische Umweltaktivisten oder DIY-Enthusiasten – mit dem Einmachen verbinden, zum Teil grundlegend unterscheiden, scheint der Akt der Schaffung von symbolischem Gehalt selbst eine Motivation zu sein, die sie alle teilen. In diesem Sinne begreift das vorliegende Essay das aktuelle Einmach-Revival als eine Art Fetischdienst, der ein Aufkeimen des Bedürfnisses nach Sinn und Bedeutung, nach unvergänglichen Werten jenseits von Gebrauchs- und Tauschwert widerspiegelt.
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