Published July 25, 2011 | Version v1
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Andrena (Leucandrena) barbilabris

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Description

Andrena (Leucandrena) barbilabris (KIRBY 1802)

Abb. des ♀ bei WESTRICH 1989: 474, Abb. 7, 3, Seite 77.

In der Nord-Süd-Verbreitung ähnlich wie A. clarkella, greift aber stärker nach Süden aus. In Europa nach Norden in Schweden bis Torne lappmark, ca N68 ° (SVENSSON et al. 1990: 48), in Finnland bis Lapponia inarensis, ca N68 ° (ELFVING 1968: 17). Jedoch weiter nach Süden reichend bis zu den Pyrenäen, Oberitalien, Istrien, mit isolierten Fundpunkten in Nord-Spanien, Sizilien (?Ätna) und Mittelgriechenland (Landkartenskizze von Warncke in GUSENLEITNER & SCHWARZ 2002: 978). Von der Westküste Irlands nach Osten quer über die gemässigt-kühle Zone bis zum Ural, Ufa, von dort unter dem Homonym A. sericea (CHRIST 1791) (NIKIFORUK 1957: 145) gemeldet. Nun folgt in den Verbreitungsangaben entsprechend der verfügbaren Literatur eine Lücke, lediglich "südliches Sibirien" ohne Ortsangaben, und dann die Gebiete von Chita, Primorskij, Jakutien, Amur, Magadan und Kamtschatka (PROSHCHALYKIN 2007b: 885). Neue Fundgebiete im Süden der Ostpaläarktis nennen XU & TADAUCHI (2009: 39): Monoglei (Central Aimak, Songino). China (Provinzen Liaoning, Jiangsu, Jilin, Hebei, Shanghai, Heilongjiang). Südkorea. Japan (Hokkaido, nördlicher Teil von Honshu).

In der Nearktis in der nördlichen Zone quer über den Kontinent von Alaska bis Labrador, greift aber viel weiter als A. clarkella nach Süden aus bis New Mexico und North Carolina (Fundorte und Verbreitungskarte bei LABERGE 1987: 194-205).

Erkennen der Art als holarktisch: LABERGE (1987: 195).

In derselben Publikation hat LABERGE erstmals erkannt, dass A. barbilabris eine holarktische Art ist, die bisher in der Nearktis unter dem Namen Andrena placida SMITH 1853 und als solche noch im Katalog von HURD (1979: 1802) angeführt ist. Er fand keinen wesentlichen Unterschied (consistent difference) zwischen den europäischen und amerikanischen Exemplaren, die ihm vorlagen. Unter den nordamerikanischen Exemplaren aber besteht nach LABERGE eine beträchliche intraspezifische Variation mit einigen schwachen Unterschieden zu den Exemplaren aus Europa.

Die innerartliche Variation bei dieser Art ist auch in Europa bekannt, vor allem im Vergleich der ersten Generation im April/Mai zu dem seltenen Auftreten einer zweiten Generation im Juni und Juli (WESTRICH 1989: 473). VEGTER (1994) vermutet in der zweiten Generation sogar eine eigene Art, ohne morphologische Unterschiede angeben zu können. Von Nordamerika gibt LABERGE die Hauptflugzeit mit April bis Juni an, aber nur zwei Daten vom August und September – danach wäre keine zweite Generation ersichtlich. Auch das wäre eine Aufgabe für Andrena -Spezialisten, diese Variationen holarktisch zu untersuchen. Mir liegt kein Material aus Nordamerika vor. Ich vermute eher, dass die innerartliche Variationsbreite etwas grösser als gewohnt ist, ähnlich wie bei Halictus rubicundus.

A. barbilabris ist eine sehr polylektische Art; WESTRICH (1989: 473) nennt Pollenquellen aus 13 Pflanzenfamilien. In der amerikanischen Literatur wurde bisher bei "floral records" kaum zwischen Pollen- und Nektarsammeln unterschieden. LABERGE nennt eine umfangreiche Liste verschiedenster Pflanzen, so dass auch in der Nearktis eine sehr polylektische Art vorliegt. Allgemein wurde die Vorliebe für sandige Böden zur Anlage der Nester beobachtet.

Überlegungen zum Ursprung der Untergattung Leucandrena habe ich keine in der Literatur gefunden. Auch die Zahl der Arten ist in beiden Regionen annähernd gleich verteilt und alle anderen Arten der Untergattung gehen nicht so weit nach Norden wie A. barbilabris; diese ist nicht nur holarktisch verbreitet, sondern weist auch im Vergleich zu den anderen Arten der Untergattung eine weite Nord-Süd-Verbreitung auf.

Andrena argentata SMITH 1844, ebenfalls bevorzugt in Sandböden nistend, ist als einzige der Untergattung transpaläarktisch verbreitet, vom Süden Englands bis zum Amur und zur Primorskij-Region, in Europa bis ins südliche Finnland, südlich bis in die Pyrenäen und Nordgriechenland. Alle anderen Arten der Untergattung haben deutlich kleineres Verbreitungsgebiet:

Andrena parviceps KRIECHBAUMER 1873 in der südlichen Westpaläarktis, aber nur am nördlichen Rand der Mediterranzone, von Spanien über Südfrankreich, Südschweiz, Italien, Balkan bis Mittelgriechenland und zum Kaukasus.

Andrena leptopyga PÉREZ 1895 ist rein westmediterran, von Südfrankreich über Iberien nach Marokko und Algerien verbreitet.

Andrena sordidella VIERECK 1918 ist zentralasiatisch verbreitet. Die taxonomisch von der Artengruppe eher isolierte Andrena banchan XU & TADAUCHI 2009 ist aus Tibet (Rikeze) beschrieben.

Die anderen vier Arten sind eher südlich sino-japanisch verbreitet und fehlen im Russischen Fernen Osten: Andrena delicatula COCKERELL 1918 (nördliches China. Korea), Andrena melanospila COCKERELL 1918 (nördliches China), Andrena paramelanospila XU & TADAUCHI 2009 (China, Beijing) und Andrena richardsi HIRASHIMA 1957 (Japan. Korea).

In der Nearktis kennt LABERGE (1987) neben Andrena barbilabris sieben Arten der Untergattung Leucandrena:

In der gemässigten Ost-Nearktis Andrena erythronii ROBERTSON 1891, von Kansas und Nebraska nach Osten bis Virginia, am weitesten nach Norden, bis in das südöstliche Kanada, Quebec, verbreitet.

In der warmen Ost-Nearktis drei Arten: Andrena flexa MALLOCH 1917 von Illinois südlich bis ins nordöstliche Texas; Andrena macra MITCHELL 1951 mit einem grossen Verbreitungsgebiet von West-Virginia und Maryland südlich bis Florida, nach Westen bis Texas und Oklahoma; Andrena faceta LABERGE 1987 mit den Typen aus dem südlichen Texas.

Von der trocken-warm geprägten westlichen Nearktis werden drei Arten genannt: Andrena monilicornis COCKERELL 1896 von Arizona, Colorado, New Mexico und dem westlichen Texas; Andrena patagiata LABERGE 1987 mit den Typen aus Arizona und New Mexico; Andrena cymatilis LABERGE 1987 aus dem Westen Kaliforniens.

Zum Unterschied von Andrena s.str., bei der mehrere Arten in ihrer nördlichen Verbrei- tung und oligolektisch an Salix die holarktische Andrena clarkella nahe umgeben, ist bei Leucandrena die einzige holarktische Andrena barbilabris eher isoliert von den anderen Arten der Untergattung und es ist eher unerwartet, dass gerade in dieser Untergattung eine Art als holarktisch erkannt wurde.

Notes

Published as part of Ebmer, A. W., 2011, Holarktische Bienenarten - autochthon, eingeführt, eingeschleppt, pp. 5-83 in Linzer biologische Beiträge 43 (1) on pages 17-18, DOI: 10.5281/zenodo.4524335

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Linked records

Additional details

Biodiversity

Family
Andrenidae
Genus
Andrena
Kingdom
Animalia
Order
Hymenoptera
Phylum
Arthropoda
Scientific name authorship
KIRBY
Species
barbilabris
Taxon rank
species
Taxonomic concept label
Andrena (Leucandrena) barbilabris (KIRBY, 1802) sec. Ebmer, 2011

References

  • WESTRICH P. (1989): Die Wildbienen Baden-Wurttembergs. Bd. 1 und 2. - 972 S. Stuttgart (Ulmer). ISBN 3 - 8001 - 3307 - 5.
  • SVENSSON B. G., ERLANDSSON S. & L. - A. JANZON (1990): Catalogus Insectorum Sueciae. Hymenoptera, Apoidea. 2. Andrenidae and Halictidae. - Ent. Tidskr. 111: 47 - 52.
  • ELFVING R. (1968): Die Bienen Finnlands. - Fauna fenn. 21: 1 - 69.
  • NIKIFORUK K. S. (1957): P _ ely baskirskoj ASSR [Bienen Baschkiriens]. - Geogr. Obs _. soj. SSR, baskir. filial 1: 139 - 162 (in russisch).
  • PROSHCHALYKIN M. Yu. (2007 b): Sem [ejka = Familie] Colletidae, Andrenidae, Melittidae, Megachilidae, Apidae. - In: LELEJ A. S., BELOKOBYLSKIJ S. A., KASPARYAN D. R., KUPIANSKAYA A. N. & M. Yu. PROSHCHALYKIN, Key to the insects of the Russian Far East. Neuropteroidea, Mecoptera, Hymenoptera. 4 (5): 878 - 908. Vladivostok (Dal'nauka) (in Russisch). ISBN 987 - 5 - 8044 - 0789 - 7.
  • LABERGE W. E. (1987): A revision of the bees of the genus Andrena of the Western Hemisphere. Part XII. Subgenera Leucandrena, Ptilandrena, Scoliandrena and Melandrena. - Trans. Amer. Ent. Soc. 112: 191 - 248.
  • HURD P. D. Jr. (1979): Superfamily Apoidea, S. 1741 - 2209. - In: KROMBEIN K. V., HURD P. D., SMITH D. R. & B. D. BURKS, Catalog of Hymenoptera in America North of Mexico, Bd. 2. Washington, Smithsonian Institution Press.
  • VEGTER K. (1994): Verbergt Andrena barbilabris (Hymenoptera: Apidae) een tweelingsoort? [Does A. barbilabris exist of two sibling species?] - Ent. Ber. Amsterdam 54: 135 - 137.