Published July 17, 2020 | Version v1
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Organisierte, metrifizierte und exzellente Wissenschaftler*innen. Veränderungen der Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen an Fachhochschulen und Universitäten von 1992 über 2007 bis 2018

  • 1. International Centre for Higher Education Research (INCHER-Kassel), Universität Kassel

Description

Die deutsche Teilstudie des internationalen Projekts „Academic Profession in Knowledge Society (APIKS)“ zielt auf eine breite international vergleichende Untersuchung der Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft (Forschung, Lehre, forschungs- und lehrbezogener Wissens- und Technologietransfer und Governance bzw. akademische Selbstverwaltung), der Beschäftigungsbedingungen und der Einstellungen von Wissenschaftler*innen. Für die Untersuchung wurde eine repräsentative Zufallsstichprobe von 24 öffentlichen deutschen Hochschulen gezogen, je 12 Fachhochschulen und Universitäten. Die Stichprobe berücksichtigt eine regionale Verteilung und Größenunterschiede von Hochschulen sowie Technische Universitäten und als exzellent ausgezeichnete Universitäten. An den 24 Hochschulen wurden mehr als 27.000 Professor*innen und wissenschaftliche Mitarbeiter*innen zur Befragung eingeladen. Vielen Dank an die 7.283 Professor*innen und die wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen, die sich im Durchschnitt gute 30 Minuten Zeit genommen haben, um den doch recht umfangreichen APIKS-Fragebogen auszufüllen!

Die APIKS-Erhebung 2018 ist die dritte Untersuchung dieser Art – ähnliche Befragungen fanden schon 1992 und 2007 statt (es ist jedoch keine Panelerhebung). An der APIKS-Untersuchung beteiligen sich Forschungsteams aus etwa 30 Ländern von allen fünf Kontinenten (z. B. Argentinien, China, Japan, Kanada, Mexiko, Neuseeland, Russland, Schweden, Schweiz, Südafrika, Südkorea und USA). In manchen Ländern ist die Datenerhebung bzw. -bereinigung noch nicht abgeschlossen, so dass leider keine international vergleichenden Befunde vorgelegt werden können (der internationale Datensatz existiert im Juni 2020 leider noch nicht).

Der vorliegende Bericht über ausgewählte Ergebnisse fokussiert auf die deutsche Teilstudie der APIKS 2018-Untersuchung, welche mit den Ergebnissen der Erhebungen von 1992 und 2007 verglichen werden. Dadurch zeichnen sich teilweise überraschend klare Trends über die grob drei Jahrzehnte deutscher Hochschul- und Wissenschaftsentwicklung ab. Die Entwicklungen haben wir mit den Kategorien „organisiert“, „metrifiziert“ und „exzellent“ erfasst, die den konzeptionellen Rahmen der hier vorliegenden Untersuchung bilden.

Im kolportierten Zeitalter der Wissensgesellschaft und Wissensökonomie hätten Kategorien wie gesellschaftliche Relevanz und ökonomischer Nutzen von Forschung und Lehre bzw. Vergesellschaftung von Wissenschaft als eine vierte Kategorie in die vorangestellte Liste mit aufgenommen werden können. Wir haben uns jedoch dagegen entschieden, sie neben die Kategorien „metrifiziert“, „organisiert“ und „exzellent“ zu stellen, denn der Wissens- und Technologietransfer spielt trotz der starken Thematisierung in den 1990er Jahren keine zentrale Rolle in den großen Reformen des Hochschul- und Wissenschaftssektors in den vergangenen drei Dekaden, wie auch die hier vorgelegten ausgewählten Ergebnisse zeigen. Dennoch ist Wissens- und Technologietransfer eine von vielen Wissenschaftler*innen ergriffene Möglichkeit der Wissensschaffung unter Beteiligung von Hochschulen und nicht der Wissenschaft zugehörigen Kooperationspartner*innen. Entsprechend war der forschungs- und lehrbezogene Wissens- und Technologietransfer das Schwerpunktthema bei der APIKS 2018-Untersuchung. Im APIKS-Fragebogen wurde eine große Breite von Aktivitäten des Wissens- und Technologietransfers erhoben, welche sowohl die MINT-Fächer als auch die Geistes- und Sozialwissenschaften berücksichtigt.

Im vorliegenden Bericht werden die ausgewählten Ergebnisse zum einen durch den konzeptionellen Rahmen analytisch eingeordnet. Zum anderen erfolgte, soweit möglich, eine Kontextualisierung der Ergebnisse durch Daten Dritter (z. B. Statistisches Bundesamt) und Ergebnisse anderer Studien. Die in den einzelnen Abschnitten angebotenen Interpretationen zu empirischen Ergebnissen und daraus ablesbaren Trends der Autoren sind teilweise zugespitzt und sollen zur Diskussion der Entwicklung von und in Hochschule und Wissenschaft anregen. Der Text ist grundsätzlich im Berichtsstil verfasst. Anmerkungen und Verweise auf andere Autor*innen finden Sie in den Endnoten. Ebenso wurden wenige Tabellen in den Text eingefügt, jedoch finden Sie alle empirischen Belege im umfangreichen Tabellenanhang zum Bericht.

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Schneijderberg_Götze_2020_INCHER_Working_Paper_13.pdf

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