Published September 26, 2019 | Version v1
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Karl Kraus contra … Die Rechtsakten eines österreichischen Satirikers

  • 1. Austrian Centre for Digital Humanities - Austrian Academy of Sciences

Description

Am Bekanntesten ist der österreichische Satiriker Karl Kraus für seine scharfzüngigen Polemiken und Parodien, die er in seiner über Jahrzehnte beinah ganz allein verfassten Zeitschrift Die Fackel gegen Personen des öffentlichen Österreichs zur Zeit der Habsburgermonarchie und des Ständestaats richtete. Doch wenn Kraus beleidigt wurde oder selbst beleidigen wollte, drückte er seine Unzufriedenheit nicht nur literarisch aus: Im Lauf seines Lebens war er auch als Kläger oder Beklagter in über 200 Gerichtsfälle involviert. An seiner Seite stand dabei immer sein Freund und Anwalt Oskar Samek, der auch dafür verantwortlich war, dass die Akten, die diese über 200 Fälle aus Deutschland, Österreich und den anderen Ländern der Habsburgermonarchie dokumentieren, erhalten geblieben sind. Nachdem Samek sie nach Kraus’ Tod mit sich ins Exil nahm, kamen sie nach einer turbulenten Geschichte zurück nach Wien, wo sie heute in der Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus aufbewahrt werden.
Die enorme Bedeutung, die diese Akten für de Kraus-Forschung haben, ist der Wienbibliothek schon lange bewusst. Schon 1995 erschien deshalb eine von der Bibliothek initiierte und herausgegebene Edition dieser Rechtsakten. Sie wurde von Hermann Böhm verantwortet und war ganz auf die Bedürfnisse der literaturwissenschaftlichen und historischen Karl-Kraus-Forschung ausgerichtet.
Diese Edition, die mittlerweile seit Jahren vergriffen ist, hatte einige Nachteile, die zumeist pragmatische Gründe haben. Einerseits konnte das enorm umfangreiche Konvolut von etwa 8000 Blatt aus Platzgründen nicht vollständig in die vierbändige Edition übernommen werden, aus demselben Grund wurde auch auf Faksimiles der Originaldokumente verzichtet. Um eine möglichst breites Kraus-interessiertes (Laien-)Publikum ansprechen zu können, wurde bei der Texterstellung der Edition außerdem auf einen historisch-kritischen Zugang ebenso wie auf eine erläuternde Kommentierung verzichtet und stattdessen eine Lesefassung hergestellt.
Die Nachteile, die sich aus dieser Umsetzung ergeben, sind vielfältig, wenngleich sie zur Zeit der Entstehung dieser Edition gerechtfertigt waren. Im digitalen Raum ergeben sich jedoch neue Möglichkeiten, die es erlauben, ein vollständigeres Bild dieser Akten zur Verfügung zu stellen und insbesondere eine Edition zu erarbeiten, die sich nicht nur als Arbeitswerkzeug für die Kraus-Forschung versteht, sondern die auch andere Disziplinen als mögliche Nutzer der Edition mitbedenkt. Dazu gehören vor allem die historische Dokumentenforschung und die Rechtsgeschichte. 
In diesem Vortrag soll daher das Projekt “Intertextuality in the Legal Papers of Karl Kraus. A Scholarly Digital Edition” vorgestellt werden, das auf Basis der vergriffenen Druckedition eine neue, kritische, digitale Edition erarbeitet. Vorgestellt werden soll das Material, der Aufbau und der Kontext der digitalen Edition. Insbesondere soll der Vortrag auch dazu dienen, Rückmeldungen von Rechtshistoriker/innen einzuholen, die dem Projektteam erlauben werden, die Bedürfnisse dieser Disziplin in die Entwicklung der Editionsplattform miteinzubeziehen.

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