Published August 15, 2014 | Version v1
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Methodische Schwierigkeiten bei der Erforschung extremer Nähesprache am Beispiel hypokoristischer Sprachverwendungen

  • 1. Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

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  • 1. Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Description

Die Bandbreite möglicher Kommunikationssituationen, die ein Mensch am Tag durchlaufen kann, ist sehr vielfältig. Persönliche, dienstliche, offizielle Gespräche, private SMS und förmliche Telefonate, wissenschaftliche Vorträge und gedruckte Schlagzeilen, Durchsagen, Werbeplakate, Fernsehsendungen, Romane. Jede dieser Kommunikationssituationen lebt von Sprache und ist damit auch für die Sprachwissenschaft von Interesse. Dabei ist und bleibt die für den einzelnen Menschen primäre und wichtigste Kommunikationsform aber das persönliche Gespräch mit eng Vertrauten: Die Spracherwerbsphase verläuft im Kontext des persönlichen Gesprächs, persönliche  Gespräche mit Eltern, Freundinnen und Freunden, Geschwistern, Partnerinnen und Partnern tragen wesentlich zur Sozialisation und Identitätskonstruktion bei und auch im Erwachsenenalter sind persönliche Gespräche, wenn auch nicht mehr zwingend die häufigste, so doch nach wie vor die wichtigste Kommunikationsform. Damit stellen sie nicht nur einen der Grundpfeiler im Leben des oder der Einzelnen dar, sondern sind auch die „Urform“ und der Prototyp allgemein menschlicher Kommunikation. Beides macht wiederum gerade persönliche Gespräche als Untersuchungsgegenstand für die Linguistik interessant. In der Terminologie von KOCH/OESTERREICHER (1985/1994) fasst man sie als typische Äußerungsformen ‚extremer Nähesprache‘ auf – d.h. als einer Sprachform, die unter anderem durch die enge Vertrautheit der Gesprächspartner/innen und die Privatheit der Situation definiert ist. Während ‚extreme Nähesprache‘ nun für die Sprecherinnen und Sprecher selbst die alltäglichste und natürlichste Sprachform ist, mit der sie oder er jeden Tag mehrmals in Kontakt kommt, ist sie für Linguistinnen und Linguisten dagegen ein besonders schwieriger Untersuchungsgegenstand. Denn um gültige Aussagen über den tatsächlichen, alltäglichen Sprachgebrauch im Kontext ‚extremer Nähesprache‘ machen zu können, wird zuallererst ein Zugang zu solchen Gesprächen benötigt, um entsprechendes Datenmaterial zu erheben. Doch wie können Forschende Zugang zu privaten, vertrauten Gesprächen bekommen, wenn doch die Situation und das Gespräch gar nicht  mehr privat  sein können, sobald  sie sich diesen  Zugang verschafft haben? Ist es also überhaupt möglich, an die zu untersuchenden Daten „heranzukommen“? Und wenn ja, unter welchen Bedingungen und mit welcher Erhebungsmethode kann dies geschehen? Die Beantwortung dieser Fragen steht im Zentrum dieser Arbeit. Um die methodischen Schwierigkeiten bei der Untersuchung ‚extremer Nähesprache‘ möglichst anschaulich demonstrieren zu können, wird ein typisches sprachliches Merkmal ‚extremer Nähesprache‘ als Fallbeispiel gewählt: die ‚hypokoristischen Sprachverwendungen‘. Um die  Eignung verschiedener Erhebungsmethoden für die Untersuchung ‚hypokoristischer Sprachverwendungen‘ im Speziellen und ‚extremer Nähesprache‘ im Allgemeinen überprüfen zu können, werden zunächst das Wesen und die Merkmale des Untersuchungsgegenstands genau bestimmt. So wird sich zeigen, dass die grundlegenden methodischen Schwierigkeiten bei der Untersuchung dieser  Sprachverwendungen direkt aus deren Wesensmerkmalen erwachsen. Erst im zweiten Schritt können auf Basis dieser Begriffsbestimmung die methodischen Überlegungen zur Korpuserstellung folgen. In diesem methodischen Teil werden auf Basis von festgelegten Eignungskriterien verschiedene Erhebungsmethoden jeweils auf ihre Anwendbarkeit auf den Untersuchungsgegenstand hin überprüft werden. Ein Vergleich der Ergebnisse wird letztendlich zeigen, ob überhaupt, und wenn ja, mit welcher Erhebungsmethode ‚extreme Nähesprache‘ im Allgemeinen und ‚hypokoristische Sprachverwendungen‘ im Speziellen erforscht werden können.

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