DIGITAL ANERKANNT
- 1. Stifterverband
- 2. Kiron Open Higher Education
- 3. CHE Consult
Description
VORWORT
Außerhochschulisch erworbene Kompetenzen verdienen Anrechnung auf ein akademisches Studium. Diese Forderung schlug sich bereits im Jahr 2002 in einem wegweisenden Beschluss der Kultusminis-terkonferenz nieder. Obwohl schon seit damals offiziell bis zur Hälfte eines Studiengangs entsprechend ersetzt werden dürfen, tat sich das deutsche Hochschulsystem mit der Anrechnung individuell erlangter Kompetenzen lange sehr schwer. Spätestens mit dem Aufkommen von Massive Open Online Courses (MOOCs) und anderen Formen digitaler Bildungsangebote hat die Diskussion über die Möglichkeiten – und auch die Risiken – einer Öffnung von Hochschulbildung jedoch neuen Schwung bekommen. Die globale Produktion digitaler Kursangebote wächst weiterhin konstant, die Formate differenzieren sich zunehmend aus und die virtuelle Mobilität nimmt zu. Der Übergang zwischen hochschulischen und außerhochschulischen Bildungsangeboten erscheint dabei immer fließender und eine Einordnung digitaler Kurse in traditionelle Raster fällt nicht immer leicht.
Die vorliegende Überblicksstudie soll Antworten auf diese Unsicherheiten geben und die aktuell beste-henden Anrechnungs- und Anerkennungsoptionen und -wege für digitale Lernformate aufzeigen und sortieren. Sie ist als Teil des durch die Bertelsmann Stiftung geförderten Projekts „From Camp to Digital Campus“ der Bildungsorganisation Kiron Open Higher Education entstanden und wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Hochschulforum Digitalisierung (HFD) um-gesetzt. Ergänzt wurde die Studie durch eine umfassende Recherche von Beispielen guter Praxis durch CHE Consult. Unser Dank gilt neben den Autor/-innen insbesondere auch den Mitgliedern der durch die HRK koordinierten HFD-Arbeitsgruppe „Anerkennung und Anrechnung digitaler Lehrformate“ für ihre konstruktiven Anregungen.
Die Studie untersucht sowohl allgemeingültige Grundlagen der Anerkennung und Anrechnung im Hochschulbereich als auch deren konkrete Bedeutung und Umsetzungslogiken für digitale Lehr- und Lernszenarien. Das Arbeitspapier soll damit eine praxisorientierte Orientierung und Hilfestellung im Umgang mit der Anerkennung und Anrechnung von MOOCs an Hochschulen bieten. Darüber hinaus wird durch eine Vielzahl an spannenden Beispielen klar aufgezeigt, was unter den richtigen Rahmen-bedingungen alles möglich ist. Diese Rahmenbedingungen gilt es entsprechend zu stärken, um hoch-wertigen Onlinekursen die Anerkennung zu geben, die sie verdienen. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre!
Ralph Müller-Eiselt · Senior Expert, Taskforce Digitalisierung (Bertelsmann Stiftung)
Oliver Janoschka · Leiter der Geschäftsstelle des HFD (Stifterverband)
Zusammenfassung
Der digitale Wandel bietet Hochschulen die Chance, zentralen Herausforderungen besser als bisher zu begegnen, sei es durch Öffnung für neue Zielgruppen, individuelle Studienvorbereitung oder die Unterstützung von flexibleren Bildungsbiographien und -bedarfen. Gerade Massive Open Online Courses (MOOCs) haben in den vergangenen Jahren eine intensive Diskussion über Potenziale und Risiken digitaler Ansätze angestoßen. Es wurden neue Modelle des digitalen Kompetenzerwerbs in Verbindung mit der Vergabe von Leistungspunkten (Credit Points) entwickelt. Dies hat auch Fragen zur Passung von Prozessen, Standards und Qualitätssicherungsmaßnahmen im Kontext digitaler Lehr- und Lernszenarien neu aufgeworfen.
Die vorliegende Überblicksstudie bestätigt, dass die Rahmenbedingungen und Prozesse, die in den vergangenen Jahrzehnten mit einem Fokus auf „analoge Räume“ für den Europäischen Hochschulraum geschaffen wurden, grundsätzlich auch auf digital erworbene Kompetenzen anwendbar sind. Die Qualitätssicherungsinstrumente, die vor allem im Rahmen des Bologna-Prozesses definiert wurden, bieten darüber hinaus Möglichkeiten, durch eine Neuinterpretation klare Prozesse hinsichtlich der Anrechnung und Anerkennung von digital erworbenen Leistungen herbeizuführen. Dies wird im Rahmen der Studie sowohl allgemein konzeptionell hergeleitet als auch anhand von konkreten Beispielen guter Praxis umsetzungsorientiert illustriert. Eine Vielzahl unterschiedlicher Angebote, Verbünde und Kooperationsprojekte hat bereits erfolgreich Anerkennungs- und Anrechnungsoptionen für MOOCs in der Praxis aufzeigen können.
In der Gesamtschau zeigt sich aber auch, dass die Anerkennung und Anrechnung von digital erworbenen Kompetenzen trotz des hohen Engagements einzelner Akteure vielerorts nicht klar geregelt ist. Bedenken gegenüber der Digitalisierung und institutionelle Unsicherheiten kristallisieren sich dabei oftmals besonders in Bezug auf die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Qualitätssicherung heraus. Über eventuell zusätzlich notwendige Standards, etwa zur Durchführung von Prüfungen in digitalen Kontexten, besteht keine Einigkeit. Auf Basis der Analysen und bestehender Beispiele guter Praxis erarbeitet diese Überblicksstudie Empfehlungen für zentrale Stakeholdergruppen im Umgang mit digitalen Lehr- und Lernszenarien (Hochschulen, Studierende, MOOC-Anbieter und Bildungspolitik). Alle Beteiligten sollten die bereits vorhandenen Möglichkeiten besser nutzen, um den digitalen Wandel qualitätsorientiert mitzugestalten und hierfür auch Verfahren zur Anerkennung und Anrechnung nutzen. Digitale Angebote sollten durch verbesserte Instrumente und Prozesse die ihnen zustehende Anerkennung erhalten und durch gezielte Anreizmechanismen sowie zentrale Infrastrukturen die gemeinsame Nutzung und Produktion qualitativ hochwertiger Kursangebote gefördert werden.
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- ISSN
- 2365-7081