Effizienzpotenziale der digitalen Praxis-Patienten-Kommunikation für Arztpraxen: Ergebnisse eines systematischen Mixed-Methods-Reviews
- 1. Lehrstuhl für Medizinmanagement und Versorgungsforschung, Universität Bayreuth, Deutschland
- 2. Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie, Qualitätsmanagement und Präferenzforschung in der Onkologie, Universität Bayreuth, Deutschland
Description
Hintergrund: Der demografische Wandel von Patienten und Leistungserbringern führt zu einer steigenden Arbeitslast in Arztpraxen. Digitale Lösungen der Praxis-Patienten-Kommunikation (PPK) bergen Potenzial, das Praxispersonal zu entlasten. Während die Forschung zu Auswirkungen der digitalen PPK auf die medizinische Qualität zunimmt, mangelt es an Wissen über deren Auswirkungen auf die Effizienz der Praxen.
Zielsetzung: Das Ziel dieser Studie war es, Effizienzpotenziale digitaler PPK-Lösungen für Arztpraxen und deren Gesundheitspersonal zu identifizieren und zu evaluieren.
Methode: Dieser systematische Mixed-Methods-Review wurde gemäß des PRISMA-Leitfadens durchgeführt und die Literatursuche in PubMed und der Cochrane Library vorgenommen. Studien wurden eingeschlossen, wenn sie als Volltexte vorlagen, ein Peer-Review-Verfahren durchlaufen hatten, in Englisch verfasst waren und im Zeitraum 01/2019–06/2024 veröffentlicht wurden. Die gewonnenen Daten wurden narrativ zusammengefasst, den Kategorien Zeit-, Personal-, Material- und Kosteneffizienz zugeordnet und hinsichtlich Auswirkungen auf die Praxiseffizienz evaluiert. Zur Synthese der quantitativen und qualitativen Daten wurde ein konvergenter, integrierter Ansatz angewendet. Die Qualitätsbewertung der Studien erfolgte auf Basis der AXIS- und CASP-Checklisten.
Ergebnisse: Während der Literaturselektion wurden aus 4.237 Treffern 22 Studien identifiziert (15 quantitative, 7 qualitative). Diese schlossen insgesamt 2.670 ärztliche und 21 nichtärztliche Fachkräfte sowie 301.534 Patiententermine in ihre Auswertungen ein. Die Studien untersuchten Effizienzpotenziale folgender PPK-Lösungen: Videosprechstunde (10-mal), Video-/Telefonsprechstunde (nicht getrennt betrachtet; 8), Messenger (3), SMS (2), Patientenportal (1), Online-Terminbuchung (1) und Patientenfernüberwachung (1). Zeit war die dominante Effizienzkategorie und wurde in Vorbereitungszeit (15 Kategorisierungen) und Prozessdauer (17) untergliedert. Personal (3) und Material (1) fanden selten und Kosten keine direkte Erwähnung. Im Vergleich zum Kommunikationsstandard wurden Videosprechstunden überwiegend (81 %) und Messenger selten (25 %) positiv oder gleichwertig bewertet, während SMS, Patientenportal, Online-Terminbuchung und Patientenfernüberwachung ausschließlich positiv oder gleichwertig bewertet wurden (jeweils 100 %). Wenn die Vorbereitungszeit untersucht wurde, berichteten die meisten Studien (70 %) von positiven Auswirkungen – unabhängig von der PPK-Lösung. Bezüglich der Prozessdauer zeigten sich hingegen indifferente Ergebnisse mit positiver Tendenz. In Bezug auf das Personal war die Videosprechstunde mit einem Bedarf an zusätzlichem nicht-ärztlichem Personal assoziiert.
Implikation für Forschung und Praxis: Mit Ausnahme der Messenger waren die untersuchten PPK-Lösungen überwiegend mit positiven oder gleichwertigen Effizienzergebnissen assoziiert. Dennoch wurden für die Videosprechstunde auch negative Ergebnisse berichtet. Daher ist eine differenzierte Betrachtung einzelner PPK-Lösungen erforderlich. Der Großteil der Literatur fokussierte sich auf die Videosprechstunde und die Zeiteffizienz, weshalb es weiterer Forschung zu anderen PPK-Lösungen und Effizienzkategorien bedarf. Die Ergebnisse können Politik und Praxis als Orientierung zur Weiterentwicklung und Implementierung effizienter, digitaler PPK-Lösungen dienen.
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