Published 2024 | Version v1
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Modellierung eines Pyrolyseprozesses zur Optimalen Aufbereitung von Sekundärrohstoffen unter Nutzung von Verfügbaren Abwärmepotentialen

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Description

Die europäischen CO2-Reduktionsziele können nur mit signifikanten Verbesserungen von privaten und industriellen Anwendungen und Prozessen erreicht werden. Der industrielle Wärmesektor spielt bei der Erreichung dieser Klimaziele eine wesentliche Rolle, da der Großteil der Wärmeerzeugung in Europa aus fossilen Energiequellen stammt (ca. 75 %). Eine Dekarbonisierung kann bspw. durch die Steigerung der Prozesseffizienz, dem Einsatz von erneuerbaren Energien oder der Nutzung von Abwärme (in der Europäischen Union fallen ca. 3.000 TWh pro Jahr an) vorangetrieben werden. Auch die Kreislaufwirtschaft von Rohstoffen stellt eine Möglichkeit dar, um den Primärenergieeinsatz, und somit die entstehenden Emissionen, zu verringern.
An diesen Punkten setzt das Unternehmen Seccon GmbH an und hat ein Patent entwickelt, um bestehende Abwärmepotentiale für die Aufbereitung von verschiedenen Abfallfraktionen zu nutzen. Dabei wird ein heißes Abgas einer thermischen Produktionsanlage verwendet, um Abfälle in einem Drehrohrofen zu pyrolysieren und eine Abtrennung der darin enthaltenen Wertstoffe zu erzielen. Durch den Einsatz von Abwärme, die anderenfalls ungenutzt bleibt, können, im Vergleich zu herkömmlichen Aufbereitungs-Techniken, sowohl Kosten-, als auch Energieeinsparungen erreicht werden. Außerdem wirkt sich die Nachnutzung des Abgases positiv auf die CO2-Bilanz des industriellen Prozesses aus.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit besteht darin, die Energieflüsse der bereits bestehenden Pilotanlage und einer geplanten Großanlage zu modellieren und zu analysieren. Im ersten Teil wird auf den theoretischen Hintergrund des Prozesses eingegangen. Das Patent von Seccon wird beleuchtet und ein Überblick über die verwendete Python-Bibliothek gegeben.
Im praktischen Teil dieser Arbeit wird unter Verwendung der OEMOF-Bibliothek ein Python-Modell entwickelt, um den Aufbereitungsprozess darzustellen und den Energieeinsatz zu optimieren. Das OEMOF-Modell wird um Nebenbedingungen erweitert, damit die Temperaturabhängigkeit der Pyrolyse in die Modellierung mit einfließt. Um die Optimierungspotentiale zu analysieren, werden vier beispielhafte Szenarien berechnet und bewertet. Eines davon betrachtet die Pilotanlage, die anderen drei stellen den Prozess der zukünftigen Großanlage zu verschiedenen Betrachtungszeiträumen und mit unterschiedlichen Prozessbedingungen dar. Die Randbedingungen und Eingabeparameter der Optimierungen werden vom Projektpartner Seccon vorgegeben, sofern sie mittels Pilotanlage bereits bestimmt und für die Großanlage hochskaliert wurden. Die fehlenden erforderlichen Parameter werden anhand von Literaturwerten ergänzt.
Die Zielfunktion der Optimierung ist die Minimierung der Gesamtkosten, nicht die Minimierung der eingesetzten Energiemenge. Deshalb sind bei den Berechnungen nur geringe Einsparungen der Energiemenge zu beobachten (kleiner als 1 %). Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Abfallmenge eine vorgegebene, nicht veränderbare, Energiemenge benötigt, damit sie vollständig pyrolysiert werden kann. Die Optimierung wählt deshalb den zeitlichen Abfalleinsatz anhand der Energiepreise so aus, dass die Kosten für den Aufbereitungsprozess minimiert werden.
Durch die Optimierung der Pilotanlage ergibt sich eine spezifische Gewinnerhöhung von ca. 0,025 €/kg. Bei der Großanlage kann eine Gewinnsteigerung von ca. 0,002 €/kg erreicht werden, wenn ein heißes Abgas aus einer nebenstehenden Anlage zur Verfügung steht. Wenn die gesamte Prozessenergie für die Pyrolyse in der Großanlage zugekauft werden muss, ergibt sich eine Gewinnsteigerung von ca. 0,04 €/kg. Die Ergebnisse zeigen, dass die Optimierung vor allem in Zeiträumen, wo keine Abwärme zur Verfügung steht, hohe Gewinnsteigerungen ermöglicht. Zusätzlich bestimmt der Optimierer die Abfallfraktionen, deren Verarbeitung sich nur bei verfügbarer Abwärme positiv auf das Betriebsergebnis auswirkt.

Abstract (English)

The European CO2 reduction goals can only be achieved with significant improvements in both private and industrial applications and processes. The industrial heat sector plays a substantial role in reaching these climate goals due to the fact that the major part of heat production in Europe comes from fossil energy sources (approx. 75 %). Decarbonization can be boosted, for example, by utilizing renewable energy sources, increasing process efficiency, or utilizing waste heat (approx. 3,000 TWh per year in the European Union). Additionally, the circular economy of valuable resources guarantees a reduction of both primary energy sources and emissions.
The company Seccon GmbH focuses on these points and has developed a patent for using exhaust heat from thermal facilities to process waste materials. The described process uses a hot gas from an industrial production site to pyrolyze the waste in a rotary kiln. The process leads to a separation of the recyclable and valuable materials from unwanted waste fractions. The strategic use of waste heat, which would otherwise be released into the atmosphere, guarantees a positive impact on the CO2 footprint of the industrial plant and a material treatment that is both cost and energy efficient.

The goal of this thesis is to model and analyze the energy flows of an already-constructed pilot plant and of a large-scale rotary kiln, which will be constructed in the next years. In the first part of this thesis the theoretical background of the process is described, the patent of Seccon is summarized, and an overview of the utilized Python libraries is provided.
For the empirical part a Python model (utilizing the OEMOF library) is developed to describe the processing facility and to optimize its energy usage. Multiple constraints are added to take the temperature dependency of the pyrolysis process into consideration. Four scenarios are elaborated to analyze the optimization potential. One of these scenarios depicts the pilot plant, the other three describe the large-scale plant at different time periods and with different process parameters. These input parameters are provided by Seccon, if already verified, and based on literature values.
The objective function of the optimization is the minimization of the total costs, not the minimization of the needed energy amount. Therefore, the energy savings of the optimizations are relatively low (less than 1 %), due to the fact that the energy amount for the pyrolysis is a fixed value that cannot be altered for a given waste mass. Therefore, the optimizer chooses the time dependent material throughflow in such way that the process costs are reduced to a possible minimum. This leads to an increase of the profit in the observed scenarios.
The optimization of the pilot plant leads to an increase in specific profit of approx. 0.025 €/kg. For the large-scale facility, the profit can be increased by approx. 0.002 €/kg if an exhaust gas of a nearby plant is available, and approx. 0.04 €/kg if the entire process energy has to be purchased. These results show that especially for time periods where no hot gas is available, the optimization has a high impact on the generated profits. In addition, the optimizer determines the types of materials, which would lead to economic losses when processed with purchased energy only.

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Modellierung eines Pyrolyseprozesses zur Optimalen Aufbereitung von Sekundärrohstoffen unter Nutzung von Verfügbaren Abwärmepotentialen.pdf

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Translated title (English)
Modeling of a Pyrolysis Process for the Optimal Treatment of Secondary Raw Materials Using Available Waste Heat Potentials