Holocaust-Gedenktag Er­in­ne­rung an die Op­fer der NS-Ver­bre­chen

Foto: Schriftzug #WeRemember und die Vertreter der Verfassungsorgane

© Presse- und Informationsamt der Bundesregierung | Jesco Denzel

77 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz gedachte Deutschland am 27. Januar 2022 der vielen Millionen Opfer des Nationalsozialismus. Bundesratspräsident Bodo Ramelow nahm zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der anderen Verfassungsorgane an den Gedenkveranstaltungen in der Hauptstadt teil.

Auf der zentralen Gedenkfeier im Bundestag sprachen die Holocaust-Überlebende Inge Auerbacher und der israelische Parlamentspräsident Mickey Levy.

Auerbacher wurde als Siebenjährige von Stuttgart aus in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Nach der Befreiung des Lagers durch die Rote Armee am 8. Mai 1945 emigrierte sie im Mai 1946 in die USA. In ihrer ergreifenden Rede schilderte sie ihr persönliches Schicksal und verwies damit exemplarisch auf das Schicksal der Millionen von den Nationalsozialisten ermordeten Jüdinnen und Juden, die nicht wie sie "durch ein Wunder" mit dem Leben davonkamen. Sie warnte vor neu aufkeimendem Antisemitismus, auch in Deutschland, und wandte sich gegen "Menschenhass" in jeder Form. "Ich habe noch die grauenhafte Zeit des Schreckens und des Terrors in Erinnerung", sagte Auerbacher. "Leider ist dieser Krebs wieder erwacht und Judenhass ist in vielen Ländern - auch in Deutschland - wieder alltäglich", warnte sie. "Diese Krankheit muss so schnell wie möglich geheilt werden."

Foto: Die Vertreter der Verfassungsorgane, Mickey Levy (vorne links), Inge Auerbach (vorne Mitte)

Inge Auerbacher und Mickey Levy mit den Vertreterinnen und Vertretern der Verfassungsorgane beim Eintreffen im Plenarsaal des Bundestages

© dpa | Kay Nietfeld

Der israelische Parlamentspräsident Mickey Levy erinnerte in seiner Rede an die Verbrechen der Nationalsozialisten und warnte zugleich vor den heutigen Gefahren für die Demokratie. "Dies ist der Ort, wo die Menschheit die Grenzen des Bösen gedehnt hat, ein Ort, wo Werteverlust einen demokratischen Rahmen in eine rassistische und diskriminierende Tyrannei verwandelt hat", sagte Levy mit Bezug auf die Geschichte des Reichstagsgebäudes. "Und nun erfahren wir hier, in den Mauern dieses Hauses - stummer Zeuge aus Stahl und Stein - wieder die Zerbrechlichkeit der Demokratie, und wir werden wieder an die Pflicht erinnert, sie zu schützen."

Neben der gastgebenden Bundestagspräsidentin Bärbel Bas nahmen für die Verfassungsorgane Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundesratspräsident Bodo Ramelow, Bundeskanzler Olaf Scholz und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth, an der Gedenkstunde teil. Zuvor legten sie gemeinsam Kränze am Stelenfeld des Denkmals für die ermordeten Juden Europas nieder.

Bundesratspräsident: Gedenken an die Opfer des Holocaust nicht verwässern

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Im Vorfeld des Gedenktages forderte Bundesratspräsident Bodo Ramelow dazu auf, die Erinnerung an die Opfer der Nazi-Verbrechen aktiv wachzuhalten:

"Dieser Gedenktag verlangt von uns allen mehr als Teilnahmslosigkeit. Mehr als ein bloßes ‚zur Kenntnis nehmen‘ und mehr als einen flüchtigen Gedanken an die menschenverachtenden Verbrechen der Nationalsozialisten. Nicht selten begleitet uns die trügerische Annahme, das geschehene menschenverachtende Unrecht könne sich unmöglich wiederholen. Doch auch wenn Geschichte niemals spiegelbildlich wiederkehrt, so gehören Verbrechen gegen die Menschlichkeit keineswegs der Vergangenheit an. Es bedarf einer steten gesamtgesellschaftlichen Anstrengung, derartigem Unrecht in Gegenwart und Zukunft entschieden entgegenzutreten. Das Gedenken an die Opfer des Holocaust nicht verwässern zu lassen, auch 77 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz mit aller Ernsthaftigkeit in sich zu gehen und das Geschehene nicht beliebig für die eigenen Ansichten zu instrumentalisieren, ist das Fundament unser aller Verpflichtung: Nie wieder!"

Bodo Rameow hält Schild hoch mit Aufschrift #WeRemember

Bundesratspräsident Bodo Ramelow beteiligt sich an der internationalen Gedenkkampagne #WeRemember

© Bundesrat | Frank Bräuer

Hochauflösendes Bild (jpeg, 1MB)

Außerdem beteiligte sich der Bundesratspräsident an der internationalen Gedenkkampagne #WeRemember der UNESCO und des Jüdischen Weltkongresses. Um an die Millionen im Nationalsozialismus ermordeten Jüdinnen und Juden zu erinnern, riefen beide Organisationen die Kampagne 2017 ins Leben. Seitdem teilen Menschen auf der ganzen Welt unmittelbar vor dem 27. Januar Fotos mit dem Slogan "We Remember" auf sozialen Plattformen wie Twitter, Instagram oder Facebook.

Lichtinstallation am Bundesratsgebäude

Der Schriftzug #WeRemember war in dieser Zeit ebenfalls an der Fassade des Bundesratsgebäudes sowie an vielen weiteren Parlamentsgebäuden in der Europäischen Union zu sehen. Die Initiative dafür geht auf die Präsidenten von Bundesrat, Deutschem Bundestag und Österreichischem Nationalrat im Rahmen der Konferenz der Parlamentspräsidentinnen und –Präsidenten der EU vom Mai 2021 zurück.

Die Präsidenten von Bundesrat und Bundestag luden als Vorsitzende der Konferenz die Parlamente der EU ein, sich der Kampagne #WeRemember als Zeichen des Gedenkens an die Opfer der Shoah anzuschließen. Zugleich solle damit auch die Zielsetzung der Kampagne unterstützt werden, sich jeglicher Art von Hass, Hetze und Antisemitismus in digitalen Netzen öffentlich entgegenzustellen und entschieden für Demokratie und Pluralismus einzutreten.

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Seit 1996 offizieller Gedenktag

Am 27. Januar 1945 wurde das deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz befreit. Zum 60. Jahrestag der Befreiung erklärte die Vollversammlung der Vereinten Nationen im Jahr 2005 den 27. Januar zum internationalen Gedenktag für die Opfer des Holocaust ("International Holocaust Remembrance Day"). In Deutschland ist der 27. Januar seit 1996 zudem Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus.

Bildergalerie

Stand 27.01.2022

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