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Gesundheit

Was bringen "alternative" Therapien bei Krebs?

Von Claudia Riedler 19. Oktober 2019 00:04 Uhr

Was bringen "alternative" Therapien bei Krebs?
Komplementärmediziner Leo Auerbach im Gespräch mit dem Onkologen Ansgar Weltermann

Krebskongress in Linz über Schul- und Komplementärmedizin.

Scharlatanerie oder berechtigte Hoffnung? Krebspatienten bedienen sich oft komplementärmedizinischer Methoden. Doch was können die "alternativen" Therapien bei Krebs leisten? Darüber diskutieren Experten seit gestern bei einem Kongress in Linz. Die OÖN sprachen mit Ansgar Weltermann, Ärztlicher Leiter des Zentrums für Tumorerkrankungen am Ordensklinikum Linz, und Leo Auerbach, Gynäkologe und Leiter der Komplementärmedizinischen Ambulanz der Frauenheilkunde im AKH Wien.

Warum ist Krebs mehr als andere Krankheiten mit Angst und Ohnmacht verbunden?

Weltermann: Krebs hat immer etwas Schicksalhaftes, das die Lebensplanung verändert. Jeder zweite Mann und jede dritte Frau sind davon betroffen.

Auerbach: Viele haben große Angst vor den Nebenwirkungen der Chemotherapie. Die Beschwerden beginnen schließlich oft erst mit der Behandlung.

Wie gehen Sie als Arzt mit diesen Ängsten um?

Weltermann: Echte Empathie ist für Onkologen das Wichtigste. Wie ein Hausarzt begleitet man die Patienten durch die Krankheit. Das ist schön und herausfordernd.

Auerbach: Ehrlichkeit ist wichtig und dass man die Ängste nicht kleinredet. Ich hätte auch Angst.

Welche Rolle spielt die Komplementärmedizin bei Krebs?

Auerbach: Selbst etwas zu tun, wird für die Patienten immer wichtiger. Die Komplementärmedizin ergänzt die Schulmedizin, während die Alternativmedizin diese ausschließt. Fünf bis sieben Prozent der Krebspatienten greifen zumindest zeitweise zur Alternativmedizin – und kommen oft später wieder mit Metastasen im Körper.

Weltermann: Eine Zusatztherapie machen 80 Prozent aller Krebspatienten. Dafür haben sie unterschiedliche Gründe. Wer damit den Krebs bekämpfen möchte, wird oft enttäuscht. Wer seine Lebensqualität verbessern will, erlebt positive Effekte.

Welche Therapien werden am häufigsten angewendet?

Auerbach: Zur Selbstanwendung kommen am meisten Vitamine, Spurenelemente und Kräuter. Komplementärmediziner verwenden am häufigsten die Misteltherapie, die immunstimulierend wirkt und auch am besten wissenschaftlich überprüft ist.

Warum sind Menschen bei alternativen Methoden eher bereit, viel Geld auszugeben als bei klinischer Behandlung?

Weltermann: Bereits im Jahr 2000 waren das durchschnittlich 123 Euro im Monat, das ist heute viel mehr. Manche geben sicher mehrere Tausend Euro aus.

Auerbach: Dabei spielen Zeit, Reden und Berührung eine große Rolle. Die Patienten wollen, dass sich jemand mit ihnen auseinandersetzt. Vieles ist Placebo, aber wenn es eine Verbesserung der Situation bringt und jemand das privat leistet, ist das legitim.

Weltermann: Schwierig wird es aber, wenn der Behandler den Patienten unter Druck setzt.

Wer sollte also die Komplementärmedizin anbieten?

Auerbach: Es sollte in der onkologischen Abteilung genauso Teil der Therapie sein wie Ernährung oder Psychologie.

Weltermann: Allerdings suchen die Patienten oft bewusst etwas außerhalb des Spitals. Wichtig wäre eine offene Kommunikation zwischen den Behandlern. Schließlich kann eine komplementäre Behandlung die Wirkung der klinischen Therapie beeinflussen. Unter www.selbertun.at findet man Angebote, die seriös und transparent sind.

Artikel von

Claudia Riedler

Leiterin Redaktion Leben und Gesundheit

Claudia Riedler
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