Short_title: Die_schöne_Magelone
Word_count: 23750

#589# DIE SCHO:EN MAGELONA
EIN FAST LÚSTIGE VND KURTZWEYLIGE HISTORI VONN DER SCHO:ENEN MAGELONA EINS KÜNIGS TOCHTER VON NEAPLES VND EINEM RITTER GENANNT PETER MIT DEN SILBERIN SCHLÜSSELN EINS GRAFFEN SON AUSS PROUINCIA DURCH MAGISTER VEITEN WARBECK AUSS FRANTZO:ESISCHER SPRACH IN DIE TEÜTSCHEN VERDOLMETSCHT MIT EYNEM SENDBRIEFF GEORGIJ SPALATINI.

#590# Der Ernuesten und tugenthafftigen Frawen Elisabet von Einsidel zum Gnannstein meiner lieben geuattern

GOttes Gnad vnnd frid durch Christum zůuor Ernueste tugenthafftige günstige liebe fraw vnd geuatter
Nach dem ich zů mermaln bin gebeten worden die lustige vnd züchtige Historien vnd geschicht vom Graffen Peter vnd von der scho:enen Magelona auß der Frantzo:esischen sprach durch mein lieben herrn vnnd freünd Magister Veit Warbeck hieuor in die Teütsche gezogen im druck außgehen lassen
Also hab ich entlich solche bitt stat gegeben Nicht allein darumb
das es ein seer lustig vnd lieblich bu:echlein ist
sonder auch
das es fast züchtig geet
vnd das billich ein exempel darauß genommen solt werden teütsche Bu:echer für frawen vnd junckfrawen zeschreiben
dann es ist gewiß ein wars altes sprichwort
Man darf den teüffel nit malen
dann er findt sich selbs wol
Wiewol nu inn disem bu:echlein von der meß walfarten ablaß anru:effung der lieben heyligen steet
So will ich doch in kein zweyffel stellen
ein jeder
der zů zimlichem verstand gotes Wort kommen ist
werd sich darein wol der massen richten
das er sein seligkeyt in bemelter stuck keinem sonder allein vnd einig in gots lautern gnad vnnd barmhertzigkeit vnd im glaubenn an Jesum Christ sůche
Sonst ist es warlich wol ein solche schrifft
die alle frawen vnnd junckfrawen zů erlicher kurtzweyl wol on alle ergernuß #591# mo:egen lesen vnd ho:eren
vnd vil erlicher denn mitler zeyt yederman außecken oder ergers treyben
da nicht geringe fahr vnd beschwerung bey steet.
Zů dem dienet diß bu:echlein auch dazů
das die Eltern auch ein fleyssigs aug vnnd achtung auff die kinder beuor auff die to:echtern haben
Dann die jugent beuor ein meydlein ist fast fürwitzig
vnd man erferet ta:eglich an vil orten vil vnrats
wann man vbel zůsihet
Wie dann diß bu:echlein mit der scho:enen Magelona auch fein anzeigt
Dann wiewol es ye rein vnnd züchtig gehet
so würt die doch dennoch entfu:eret
vnnd folget dem Ritter mit den silberin schlüsseln in Gottes vnnd jrer eltern vngehorsam wider das vierdte gepott Gottes
wo:elchs dann sehr fehrlich ist
Geret auch selten wol
wa also zwey leüt zůsamen kommen
So sind die eltern auch vor Gott nicht entschuldigt jrer vnachtsamkeit
das also billich beide Eltern vnd kinder durch dise schrifft verwarnet sein sollen.
Vber das so dienet diß bu:echlein auch dazů
das man darauß lernen mag
das kein lust noch freude auff erdenn ewig ist
sonder leychtlich zů tru:ebsal vnnd vnglück geraten kan
Dann euch hab ich diß bu:echlein zů einem denckzeichen mer dann zů eyner vergleychung ewrs herrn meines lieben geuattern vnd ewer manchfeltigen woltat gegen den meinen vnd mir vor andern zů schreyben wo:ellen Treülich bitend dise meine dienstliche wolmeinung günstlich zůuernemen vnd sampt ewrem herrn wie bißher die meynen vnnd mich inn ewr gunst haben vnnd behalten
Das bin ich zůsampt den meynen trewlich zůuerdienen willig vnnd beflissen
#592# Gott inn ewigkait sey mit euch alle den ewren vnnd vnns allzeyt
Amen
Datumm amm aschermitwoch Anno Tausent Fünffhundert vnd fünff vnd dreyssigsten jar.

Georgius Spalatinus.

#593# Vorred.

JM namen vnsers lieben herrn Jesu Christi fahet an nach volgende Histori von dem teürn Ritter Peter eins schonen Graffen auß Prouincia son vnnd von der scho:enen Magelona eins Künigs tochter auß Neaples zů erhe Got dem allmechtigen
wo:elche History in die Frantzo:esisch sprach ist gesatzt
als man hat vonn Christus vnsers lieben herrn geburt Tausent vierhundert drey vnd fůnfftzig jar gezalt nach der himelfart vnsers lieben herrn Jesu Christi
als mit andern vmbligenden orten vnnd landen Prouincia Langedon vnd Aquitania zum heyligen Christenlichen glauben kommen waren
da was ein Graff mit namen Johan Cerise inn dem lande Prouincia
der hett ein weyb
wo:elche was ein tochter Aluaro vonn Dalbara
dise zwey hetten ein einigen son genannt Peter
Wo:elcher alle andere vbertraff inn waffen Ritterspiln vnnd andern sachen also
das es er sich mer go:etIich dann menschlich erzeigt
dann er was freüntlich vnd lieb gehalten Nit allein von dem adel sonder auch von dem gantzen land
Sein vnderthan danckten auch Got dem allmechtigen solchs obernherrn
Auch hette sein vatter der Graff vnd die můter sunst kein andere freud dann allein in jrem son
das er so dapffer so freüntlich so scho:en vnd so weyse was.
#594#

#595# Wie eins mals ein Turnier geschach Durch die edlen Freyherrn des graffen auß beuelch des selbigen.

DJe Freyherrn vnnd Edlen des lands hielten eins tags ein turnier
inn wo:elchem der Peter erlangt den preyß vor allen andern
wiewol frembder vnd geu:ebter ritter auch darbey waren
wo:elche alle nach gehalten turnier von dem graffen geerth wurden von wegen seines Suns.
Dann sein gerüchte weyt erschall
wie Seins gleychens nicht were
vnnd redten also mancherley vnder einander
inn sunderheit ayner ließ sich vernemenn vonn der scho:ene Magelon des Künigs zů Napples tochter
derenn gleychenn nit solt gefundenn werdenn vonn scho:enhayt vnnd tugent.
Ehs u:ebetenn sich auch vil inn Ritterspilenn jhr darmitte verhoffent zůgefallenn
Vnnd es begabe sich eins tags
da kam einer zů dem Peter
#596# vnnd saget jhm also.
Jr solt wanderenn vnnd die welt sůchen vnnd eüch u:ebenn inn ritterspilenn
damit jhr weytter bekannt wurdenn
Vnnd on zweyffel
so jhr mir also volgten
jhr wurdenn eyn scho:enenn bůlenn vberkommen
Da solchs der Peter vername
dieweyle ehr auch vor vonn der scho:enenn Magelon geho:ert
satzt ehr jhm selbs für inn seynem edlenn hertzenn
so ehr mo:echte laub habenn vonn vatter vnnd můtter zů folgenn vnnd die welt zů erfarenn
Nit lanng darnach
als der hoff vergangenn
gedachte sich Peter
wie er ehs anfahenn wolte
damit er laub vonn Vatter vnnd Můtter erlangenn mo:echte
die sich seynes hinwegk ziehens nicht versahenn
Ehs begab sich eyns tags
das ehr fandt Vatter vnnd Můtter bey eynander alleyn sitzenn
gedacht Er da vmb laub zů bittenn
fiel er auff beyde seynne knie
vnnd sprache zů jhnenn
Gnediger Herr Vatter vnnd gnedige fraw Můtter Jch bitt euch vnnderthenigklich mir als ewrm gehorsamenn sun zů zůho:erenn
Jch sihe
vnnd erkenne
wie jhr mich bißher erzogenn vnnd inn grossenn eheren gehalten auch vil verzeret vonn dem ewren mich aber nitt gebraucht etwas zůerlangenn vnnd bekannt zů werdenn wie die andern herrn
hierumb bitt ich
so es eüch nitt entgegenn
mir gnedigklich zů erlaubenn der welt lauff zůerfarenn
dann mich gedeucht gentzlich
ehs were ewer eher vnnd mein grosser nutz seyn
darumb meyn aller liebster Herr Vatter vnnd fraw Můtter bitt ich euch demu:etigklich
Jhr wo:ellent mir gnedigklich vnnd gůtwilligklich erlaubenn
Als der Graff vnnd die Můtter sollichen willenn jhres Suns vermerckten
wurden sie nitt klain beschwert vnnd traurig
Doch antwortet jhm seyn Vatter
vnnd sprache
Peter lieber sun du wayst
das wir keyn anderenn sun #597# haben dann alleyn dich einigenn auch sunst keynenn erbenn dann dich
so stehet auch alle vnser hoffnunng vnnd trost zů dir.
So es dir dann mißlinget
da Gott lanng vor sey
wurde vnnser Graffschafft vnnd herrschafft ganntz verlorenn werdenn
auch saget jhm seyn frauw Můtter
Liebster Sun es ist dir nit von no:ettenn zůsůchenn die welt
dann die jhenigenn
so die welt sůchenn
thůnd ehs gelt vnnd reychtumb dardurch auch der Fürstenn vnnd herrenn gnad zůerlanngenn
So hastu vonn reychtumb vnnd eheren inn waffenn vnnd ritterschafft adel freüntlichheyt vnnd scho:enheyt als keyn fürst diser welt so gnůg
du hast auch eynenn gůttenn geru:echt vber alle durch deyn dapfferkayt erlangt zů dem ein scho:ene lanndtschafft
Gott gelobt
warumb begerst du dann ander gůtt zů erlangenn
zayge doch an die vrsache
warumb du des willenns seyest vnns also zůuerlassenn
Sich ann deynes Vatters auch meyn alter
vnnd betrachte
wie wir kayn annder freude noch trost habennd dann alleyn von dir
vnnd so kayn andere vrsach were dich inn deynem fürnemmenn zůuerhinnderenn
gedeücht mich so:elche genügsam sein
hierumb bitt ich dich liebster son
als vil ein můtter jr kindt bitten kan
du wo:ellest deines hinwegziehens fürdert geschweygen
Als Peter solchen willen seines vatters vnd můter vermerckt
Jst er seer erschrocken
yedoch hat er mit vndergeschlagnen augen auff ein newes angefangen vnd gesagt
Jch bin der jhenige
Der euch gehorsam vnd willig in allen dingen sein will.
Yedoch
so es ewr beyder gůter will were
bitte ich nochmals von eüch beyden gnedig erlaubnüß
in dem werdet jr mir ein grossen gefallen thůn.
Dann ein junger mensch mag nichts bessers thůn dann sich u:eben vnd die welt durch sůchen
derhalben ich widerumb #598# auff das vnderthenigst bitt
vnd beger meines hinwegziehens kein beschwerung zůtragenn sunder inn friden zů steen.

Wie der Graff und greffin jrem sun Peter erlaubten die welt zů erfaren.

ALs der Graff vnnd Greffin solchenn fürsatz vnnd willen jres Suns vernamen
Wusten sie nicht
was jnen darinne zůthun gezymen wolt jrem sun seyn beger vnnd bitt abzůschlahen oder zů zůsagen
Dann jhr Sun Peter blibe also auff den knien bayder antwort anzůho:eren
vnnd als er vermarckt jhr langs still schweygen
fieng er wider an zů bitten also
Aller liebster herr vatter mein vnnderthenig bitt ist nochmals
jhr wo:ellet mir gnedigklich erlauben
Sagt seyn vatter also:
Liebster son
die weyl du also ein grossen willenn hast die welt zů sehenn
so gebenn deyn fraw můtter vnnd ich dir ein gnedige erlaubnuß
doch gedenck
das du nit vbel handelst
vnnd thu:eest
das dem adel entgegen sey
hab Gott den alma:echtigen lieb vor allen dingen
dem selbigen diene #599# allwegen
hu:ette dich auch vor bo:eser gesellschafft
vnnd kum als zeytlich her wider
Nymm auch pferd vnnd harnisch gold vnnd silber von dem meinnem
als vil dir vonn no:eten will seyn
Da solchs der Petter von vatter vnnd můtter gehort
danckt jnen bayden auffs vnderthenigst.
Jnn dem nam jn seyn fraw můter auff ein ort
vnd gab jme drey kostlich vnd hüpsche ringe
wo:elche eins grossen geldts geschatzt waren
Als er die selbigen enpfangen
danckt er auffs demu:ettigst seiner fraw můtter
vnnd beraydt sich auff die fart
Nam mit jhm edel vnnd vnedel jhm zů dienen
nachmals nam er vrlaub von vatter vnnd můtter
Die jm beualhen gůte gesellschafft zů sůchen vnnd die bo:esen zů fliehen
Er solte auch jhr beyder yngedenck sein
also zoch Peter auff des heimlichest
so vil jm müglich
hinwegk
vnnd ritte so lange
biß er kam inn die Stadt Napples
da der Künig Magelon der scho:enen Magelona vatter hoff hielt mit sampt seinem gemahel vnd seiner tochter
vnnd zoch zů herberg auff einen platz
w8lcher auff heüttigen tag genannt würt der fürstenn platz
da er nun inn die herberg kam
befragt er sich der gewonhaiten des künigklichen hoffs
vnd begert von seynem würt vnderricht zů werdenn
ob auch frembd namhafftig Ritter am hoff weren
darauff zaigt jm sein würt an
es were vor kurtzen tagen einer an hoff kommen
dem der Künig groß eer beweysset von wegen seiner grossen manhait mit namen herr Heynrich von Crapana genannt
wo:elchem zů gefallen der Künig hat besta:elt ein rennen turniern auff den na:echsten zůkünfftigenn Sontag
Da fragt weytter der Petter seynenn würt bericht zů werden
ob auch die frembden renner oder turnierer zůgelassen wurden
antwortet jhm seyn würt ya gernne
doch das eyner gerüst nach aller noturfft auff die ban komme.

#600# Wie Peter kam auff die ban Ritterspil zů u:eben
vnd stellet sich auff des niderigst ort der ban als ein frembder vnd außlender.

DEn nachuolgenden Sontag stůnd der Peter fru:e auff
dann er begerte die scho:enen Magelona zů sehen
vnd horte meß
Er ließ jhm auch sein pfert mit aller zůgeho:ere versehen des gleychenn auch sein klaidung
dann er willens war auff den selbigen tag eer einzůlegen
Ließ jm machen zwen Silbern schlüssel auff seynen helm
darbey er mocht erkant werdenn inn der ehr des himelfürsten Sant Peters des Apo stels
dann ehr jhn liebet
auch dieweyl ehr den namenn vonn jhm trůg
Die obgenanntenn schlüssel waren seher kostlich vnnd eines grossen gelds gescha:etzt
Er ließ jhm auch machen auff alle seine decken seiner pferdt schlüssel
Da sich die zeyt nahet auff die ban zů ziehenn
der künig mit sampt seinem gemahel vnnd tochter auch andern Junckfrawen vnnd frawenn zů morgen geessen
vnnd stigen auff einen schaw stůl dem Rennen vnnd Turniern zů zůsehenn
also kam #601# Peter mit sampt einem knecht vnd einem knaben auff die ban gezogen
vnd hielt am niderigsten ort der ban
Dann er frembde vnnd vnbekannt was
so kannt jn auch nyemants
der jn herfür gezogen vnd oben an gsto:elt hette
Als nun die zeyt kam die rüstunge zů thůn vor jungkfrawen vnd frawen inn der ordnung zůerzaigen
kam ein Herolt
ru:efft auß beuelh des Künigs
diser gestalt
wo:elcher da were inn willens von wegen junckfrawen vnd frawen ein spieß zůprechen vnnd ritterspil zů u:eben
der solt auff die ban ziehen
als solchs geschehen
kam herfür gezogen auff die ban Heynrich von Crapana
gegenn wo:elchem zog einer des künigs diener
den traff her Heynrich wol
das ehr am sattel hieng
brach also sein spieß wol
Es begab sich aber inn dem
als des künigs diener also getroffen
das er seinen spyeß von im warff
vnd begabe sich ongefar
das der selbig spieß herr Heinrichs pferdt zwüschen die fu:eß kam
von wo:elchem das pferdt geno:etiget wardt zů fallenn herr Heynrich vonn Crapana
So hůbenn ahn die freündt des dieners zů sagen
herr Heynrich wer redlich gefallen
das thet herr Heynrich seer verdriessen
vnnd wolt also nitt mehr treffen
zum andern mal ru:efft der herolt auß bevelh des Künigs
wa ein ander were
der lust hett ein spyeß zů brechen
der solt auff die ban ziehen:
Als solchs der Peter vernam
zoch er auff die ban wider den künnigischen
der mit herr heynrich gestochenn hett vnnd gesagt
Er hette herr heynrich redlich herab gestochen
vonn wo:elcher rede der Peter zornigk vnd bewegt wart
dann herr heinrich ein beru:embter renner war
traff der Peter mit künigischen also
sich nit enthalten mochte
sonder man vnd pferd auff einem hauffen #602# lagen
das sich alle vmbstender vnnd zůseher solichs treffens theten verwundern
Als solichs der Künig gesehenn
lobt
vnd preyset er den ritter mit dem schlüssel
vnd het gern erfaren
wer solcher ritter gewesen were
also schickte er als bald zů jhm einen Herolt an jhm zůerfaren
wer er were
als nun der Herolt zů dem Peter kam
zeiget er an
wie er vom künig seinem herrn zů jm gesandt were zů erfaren
wer er were vnnd was lands
sagt der Peter dem Herolt
Du solt sagen dem Künig deinem herrn vnnd jhn bitten vonn meynet wegenn
er wo:elle kain vngefallen darab haben
so ich jhm mein namen zů wissen verhaldte
Dann ich habe es gelobet keynem menschen zůbekennen
wie ich haysse
Doch sage dem Künig also
Jch sey ein armer Edelman auß Franckreych
vnnd sůch die welt von junckfrawen vnnd frawen preyß vnnd lob zůerlangen
Also kam der Herolt wider zů dem Künig
vnnd zaygt jhm an
was er vom Peter geho:ert vnnd erfaren hette
Da solliches der Künig verstůndt
ward er zů früdenn
vnnd zůaignet solliche antwort einer hofflichait
dieweyl ehr nitt wolte beru:embt seyn
vnnd darnach fieng es der Peter recht an
dann ein yeder das beste zůthůn sich vnderstůnde mit gantzem vleyß
Yedoch auff das kürtzest darumb zů redenn thet der Peter
vnnd rennet die frembdenn all ledig ab
auß solchem der Künig vnnd alle andere jm das lob gaben
wie das er het das best gethon
vnd behielt also den preyß
Yedoch hette der Künig gern gewüßt so vil jhm müglich
wer er were gewesenn
deßgleychen auch alle vmbstender
Das geru:echte gieng auch vnder den junckfrawen vnnd frawen von disem Ritter mit den silberin schlüsseln
auch hette die scho:ene Magelona grosse acht auff den Peter
vnd kund sein nit #603# vergessen
Da es nun ein end nam
zoch yederman zů herberg
vnd behielt Peter den preyß von menigklich
Als er nu von der ban nach seiner herberg zoch
kam zů jm herr Heynrich von Crapana deß gleichen ander mer
vnd belaiten den Peter biß inn sein herberg
Vnd in der selben stund vberkam herr Heynrich eyn grosse liebe zů dem Ritter mit den silberin schlüsseln
vnd bliben darnach gůt gesellen.

Wie vil Rennen vnd stechen wurden gehalten auß beuelch des Künigs von wegen seiner scho:enen Tochter Magelona.

VJI Turniern rennen vnd stechen beualch der Künig zů Neaples auf ansůchung seiner lieben Tochter der schonen Magelona
die jhn sehr alweg bat auß liebe
die sie zů dem Ritter trůg mit den silberin schlüsseln doch verborgen
Wann denn der Künig den Ritter mit den silberin schlüsseln ansichtig wart
gefiel er jm allenthalben wol sonderlich von wegen seiner tugent adels vnd hofligkeit
vnd sprach zů weilen wider sich selber
für war diser Ritter würt nit eins klein geschlechts seyn
Dann all sein wesen nichs anders #604# anzaigt
Er ist auch würdig
das wir jm mer eer anzaigen
dann bißher jm von vns ist widerfaren
Auff das beualch der Künig etlichen seines hoffgesinds sich zů befleissen zůerfaren
wer er wer
vnd jm solchs darnach anzeigen
das sie zethůn bewilligten
Es begabe sich eins tags
das der künig zum mittagmal fordert mit jm zů essen
auf das er erlich ghalten wurd
des war der Ritter seer erfrewt der hoffnung die scho:ene Magelona des Künigs tochter baß zůsehen
Dann er sie vor nit wol gesehen hette
als nu zeit war zeessen
kam der ritter mit den silberin schlüsseln
den hieß der künig sein gmahel vnd sein liebe tochter die scho:en Magelona auch zů jm an sein tisch sitzen. Allein dem ritter zů gfallen jm damit grosse eer zů erzeigen
da sie nun alle zů tisch gesessen
ward der ritter gegen vber der scho:enen Magelona gesetzt.
Nun ward die malzeit von frembden essen auffs best bestelt
aber der ritter achtet des essens wenig
dann er allein mit gantzem seinem hertzen geflissen was die scho:ene Magelona gnůgsamlich zůbesehen
vnd in jm bedencken die vbertreffliche scho:ene der junckfrawen des künigs tochter
vnd speiset also sein gesicht mit ansehen
vnd gedacht inn seinem hertzen
es were kein scho:enere auff erden dann dise scho:ene Magelona
also ward er entzündet in jrer lieb
vnd gedaucht selig sein
der jr liebe vberkommen mocht
doch scha:etzt er sich nit den selben
dem es widerferen mocht
vnd hielt jms selber fur vnmüglich
das jm solch glück begegnen solt
nichts dester weniger wie jm ward gesagt
auch der scho:enen Magelona inn jrem hertzen von dem ritter
Als sie nun geessen hetten
geschahen mancherley spil vnd kurtzweil auf dem künigklichen sal
vnd gieng der künig sampt seinem gemahel der künigin #605# kurtzweylen
gab auch seiner lieben tochter der scho:enen Magelona macht vnd laub mit dem ritter auf dem sal zů reden
also begab sichs
das die scho:ene Magelona freüntlich den Ritter mit den silberin schlüsseln zů jr ru:efft
Do solchs der Peter vernam
kam er schnell vnd willig
sagt sie zů jhm
edler herr mein gnediger herr vater der Künig hat ein grossen gefallen inn allen ewrem züchtigen wesen deßgleychen auch die andern alle
so hierumb sein auch vonn wegen ewer Ritterlichen sachen tugenden vnnd adellichem gemu:ethe
Hierumb kompt offt her kurtzweyl zůmachen
Dann mein gnediger herr vater deß gleychen mein gnedig fraw můter vnd andere alle tragen ein groß gefallen darinne auch ich mit sampt andern junckfrawen vnnd frawen an euch
Als solchs der Ritter vonn der scho:enen Magelona verstandenn het
Antwort ehr züchtigklich jhr
gnedigs frewlein. Mir ist allein nicht mo:eglich ewrm herrn vatter dem Künig meinem gnedigen herrn deß gleychen meyner gnedigen frawen ewrn gnaden fraw můtter zů dancken der ehern
so mir vonn jren gnaden vnuerdient erzaigt werden
auch ewer gnaden mir als einem armen diener eins niderrichen stands so vil eheren erzaygt
ich habs auch nicht verdient genennt werdenn ein diener der wenigisten zal ewer gnaden hoffgesünds
Yedoch hochgeborns gnedigs frewelein ich thů eiver fürstlichen gnaden danck demu:etigklich mit erbietung sollichs zůuerdienen
ich will auch ewer gnadenn inn allwegen vndertheniger seyn
es sey
wa es wo:ell
da antwort jm die scho:en Magelona
ich bedanck mich ewers erbietens
will auch fürhin eüch für meinen diener halten
Nach disen Worten gieng die Künigin inn jr kammer vnd die scho:ene Magelona mit jr wiewol vngern
doch am abscheyden sagt sie zů dem Ritter
Edler Ritter ich bitt freüntlich
jhr wo:ellet offt herein kommenn zůkurtzweylen
Dann ich hette woll etwas mit eüch in gehaim zů reden vonn #606# ritterspilen vnd andern
so inn ewrn heimmat geschehen
vnnd mich beschwert nicht ein wenig
das ich dis mal nitt zeyt habe weitter mitt euch zů redenn
vnnd nam also von jhm vrlaub
vnnd sach jn gantz freüntlich an
auß wo:elchem ansehen ehr tieffer verwundt warde inn seinem hertzen Dann vormals
vnnd gieng die scho:ene Magelona also inn jr kamer mit sampt andern jungfrawen
doch blib der Künig bey den herrn auff dem saal stehen
vnnd redeth mit jhnen mancherley
da kam ehr zů dem Ritter mit den silbern schlüsseln
vnnd bat jhn freüntlich
so es jme nicht entgegen were
er wolte jhm seinen namenn anzaigen auch seinen standt
Aber er kund nichs anders vonn jhm erfaren
Dann er wer ein armer edelmann auß Franckreych
vnnd zuge die welt zů beschawenn vnnd ritterspil zů u:eben
als solchs der Künig von jhm verstanden hat
ließ ers auch dabey bleyben
vnd hielt jhms für ein grosse tugennt vnnd adelichem gemu:et
vnnd wolt jn nicht weitter fragen
Dann er wol mercket
das es jm entgegen was
also nam der Künig vrlaub
vnd gieng zů seiner rů
desgleychen nam der Ritter vrlaub vonn dem Künig vnnd andern herrn
vnnd thet sich inn seyn herberg.

#607# Wie Peter betrachtet die vbertreffenliche scho:ene des Künigs Tochter.

DA nun der Peter inn sein herberg vom Künig kam
gieng er an einen heymlich verborgen ort
vnd fieng an zů betrachten vnd zů hertzen fu:eren die freüntliche red vnnd gnedigs ansehen auch vbertrefliche scho:ene des Künigs tochter der scho:enenn Magelona
mit wo:elcher sie geziert war
so tieff
das er kein rast noch rů mehr hette
des gleychen widerumb
als bald die scho:en Magelona inn jr kamer war kommen
thet sie nit vil weniger von dem ritter zů gedenckenn
vnd het gern gewüst
wer er were
vnd wie er hiesse
vnd gedachte
so er eins grossen hohenn geschlechts were
wolt sie jn dester lieber haben angesehen
dieweyl er von jrent wegen an den hoff was kommen
vnd gedaucht sie wol
er wer nit also geringe
als er sich scha:etzte
auß anzaigung seines züchtigen vnd adelichem wesens
vnnd nam jr für in grossem geheim jr liebe
die sie zů jm trůg
zů offenbaren jrer ammen
die jr sunderlich vnd heymlich trew war
Eins tags #608# nam sie die selbigen ammen
vnd sprach zů jhr
Mein liebste amme du hast mich allweg lieb gehabt vnnd mir grosse liebe erzaigt
darumb ich inn kein person diser welt also grossen vertrawen setze dann inn dich
hierumb will ich dir etwas sagen auff vertrawen allein
du wo:ellest es heymlich halten vnd mir dein getrewen rath mittheylen
will ich dirs nymmer vergessen
also hůb die amme an
vnd sprach zů jr
Mein aller liebste tochter ich weiß inn diser welt nicht
des jr von mir begert
ich wolt es gern thůn
vnd solt ich darumb sterben
derhalben sagt mir kecklich
vnd ero:effnent mir ewr hertz vnd gemu:eth on alle forcht.
Da hůb die scho:en Magelona an zů jr sprechen
Jch hab mein hertz vnd lieb gantz gesetzt inn disen jungen Riter
Der den vorigen tag den preyß im turniern erlangt hat
ich kan auch
oder mag dauor weder essen trincken noch schlaffen
vnd so ich auch erfüre
das er eins gůten herkommens wer
wolt ich all mein hoffnung inn jn setzen vnd jn zů meynem gemahel nemen
hierumb beger ich zů erfaren seyn standt vnd wesen
Als solchs die amme von der scho:enen Magelona vernam
erschrack sie nit wenig
vnd wůst nit
was sie antwortenn solt
doch sagt sie wider zů jr
Mein aller liebst tochter vnd frewlen was sagt jr
dann mir ist wol bewüst ewer hoher standt
vnd also
so der mechtigste herr diser welt eüch vberkeme
wurde er sich nicht ein klein erfrewenn.
Jr setzt ewr hertz vnd lieb inn einen jungen frembden ritter
der eüch zůsampt den seinen vnbekannt
villeicht begert er widerumb nit mer dann ewr schmach vnd schand
vnd verließ eüch nachmals
so er solchs zů wegen gebracht het
darumb bitt ich eüch aller liebste tochter vnd frewlen
jr wo:ellet solch gedancken auß ewrem hertzen schlagen vnd das nit mer gedencken
dann wa solchs ewr herr der vater der künig erfu:ere
mo:echt ewr liebe toricht geacht vnnd schedlich #609# werden
Da diß alles die scho:en Magelona von jrer ammen verstanden het
vnd vormarckt
das sie nicht nach jhrem gefallen wolt verwilligen
ward sie gantz traurig inn jhrem hertzenn vnd gemu:et
Dann die liebe het sie vberfallen vnd vmbgeben
das sie jr selbs nit mer mechtig war
vnnd sagt
ach mein liebste amme Jst das die liebe
die du jetz zů mir getragen hast
wilt du
das ich sterbe also ellendigklich vnnd das ende meins lebens so erbermklich auß mangel deiner hilff vnd gůten radts
ach wee die ertzney ist nit weit zůsůchen
sonder ist stets nach bey mir
ich schick dich doch nit also fern vnd weyt von mir
du darffst kein sorg haben vor meinem herrn vatter vnnd můtter auch mir haben noch von niemants
vnnd so du das thůst
das ich dich haissen will
so ist mir geholffen
wa du mir aber nit volgest
soltu mich bald in kurtzer zeyt sehen vor deinen augen vor vnmůt vnd schmertzen sterben
da die scho:en Magelona solliches gereth
fiel sie inn einer schweren onmacht auff jr beth
Als sie aber wider zů jr selber kam
sagt sie
wisse liebe amme
das er eins grossen geschlechts vnnd stamms ist
wo:elchs dann seinne tugent anzaiget
auch will er darumb sein namen nit anzaigen
ich glaub aber gentzlich
so du von meint wegen an jn wurdest begern sein namen vnnd standt
er werde jhn dir nit verhalten
Als nun die amme gesehen an der scho:enen Magelona die grosse liebe
die sie zů dem jungenn Ritter trůg
trost sie die scho:ene Magelona
vnd sprach
Mein aller liebste tochter vnd frewlein
dieweyl es ewr beger vnnd willen ist
will ich mich also vil befleissen
damit ich von ewert wegen mit jm rede
vnd solchs
wie jr mir auffgelegt
erfare
Seyt nur getro:est
vnd bekümmert eüch nicht mer.

#610# Wie die amme gieng inn die kirchen zům Ritter mit jhm auß beuelch der scho:enenn Magelona zů reden.

DArnach gieng die amme inn die kirchenn den Ritter zů sůchen
vnd fand jn allein bettend
vnnd thet auch gleych
als betet sie
als bald sie das gebet verbracht
erbot jr der Ritter ehre
Dann er kant sie wol
er het sie vormals gesehen bey der scho:enen Magelona
Da fieng sie zů jhm an
vnnd sprach
Herr Ritter ich verwunder mich nit wenig
das jhr ewrenn standt vnd wesen also heimlich haltet
vnd verbergent
ich waiß wol
das mein gnediger herr der Künig vnnd seynner gnaden gemahel ein grosse freüd hetten vnnd inn sonderhayt die scho:en Magelona
von wann vnnd wer jhr weren
zů erfarenn
so jhr dann genaigt werent der scho:enenn Magelona solliches zů wissenn zů thůn
wolt ich jhr nicht verhaltenn
ich wayß auch
jhr thettenn inn sollichem jhr ein grossen gefallenn
dann sie es begert zů wissen gantz hertzlichen
Als der Ritter ho:eret die frawen also reden
ward er voller gedancken
doch vermaint er gentzlich
solche rede kemen von der scho:enen Magelona
gab jhr zů antwort
vnnd sagt.
Meyn liebste fraw ich sag euch grossen #611# danck
das jhr mir also freüntlich geredt habt
deß gleychen danck ich auch allenn den jhenigenn
die meyn namenn zů wissenn begerenn
vnnd inn sunderheyt meynem gnedigenn frewlein Magelona
wo:elcher so es euch geliebt
vnd vnbeschwerlich wo:ellet mich jr beuelhen vnnd vonn meynet wegen bitten
sie wo:elle keynen vngefallenn darinn tragenn
das ich mich nit offenbar
dann dieweyl ich vonn heimat gewesenn
hab ich es keynem menschenn zů erkennenn gebenn
Yedoch
dieweyl sie die Creatur auff erdenn ist
derenn ich das aller beste gonne inn diser welt
auch zů diennenn vnnd gehorsam zů seyn erbu:ettig
mügt jhr also zů jhr sagenn
Nach dem sye also hertzlich begeret zů wissenn meynenn namenn
soll sie wissenn
das meyn geschlecht groß vnnd hoch geadelt ist
vnnd bit sie vonn meynet wegenn freüntlich
sie wo:elle an dem eyn gůtt benu:egenn habenn
vnnd ich bitt euch auffs freüntlichst
jhr wo:ellet vonn meynem kleynen vermügenn etwas nemen vnnd jhr mit bringen von meinet wegen
dann ich jrs selbert nit dorffte vberantwortenn
daran thu:et jhr mir eyn grossenn gefallen
gabe jhr der drey ring eynen
die jhm seyn můtter inn seinem hinwegkziehenn mit gebenn hette
die eyns grossenn geldts wert geacht warenn
Da sie sollichenn ring vonn dem Ritter empfangenn hette
sagt sie zů jhm
Edler Ritter disenn ring will ich jhr vonn ewrent wegen vberantwortenn auch darnebenn anzaygen
was wir mit eynander geret haben
Also namen sie vrlaub vonn eynander
vnnd schyedenn hinwegk
Die amme gieng fro:elich hinwegk vonn dem Ritter
darumb das sie mit jhm was also zů redenn kommen
vnnd redet zů jhr selber also
Ehs mag noch also seyn
als mir die scho:en Magelona angezaygt hatt
das ehr #612# eins grossenn geschlechts seyn solt
dann ehr ist aller tugent zucht vnnd ehrenn vol
inn disenn gedanckenn gieng sie
biß sie kam zů der scho:enenn Magelona
wo:elche jhrer zůkunfft mit grossenn freudenn warttet
Da zoch sie den ring herfür
vnnd vberantwortet jhrn mit mit anzaygung
was sie mit eynander gereth hettenn
Als die scho:en Magelona des Ritters erbietung hette verstandenn
vnnd sach auch den kostlichenn ringe
den jhr der Ritter vberschickt hette
sagt sie zů jhr ammenn also
Meyn liebste amme habe ich dir nit vormals gesagt
ehr wurde seyn eyns grossen geschlechts
dann meyn hertz sagt mirs
auch kanst du wol gedenckenn
ob eyn sollicher kostlicher ring müge seyn eyns armenn
das würt meyn glück seyn
vnnd kan nicht anders werdenn
dann ich will
vnnd beger jhn zů habenn
vnnd liebe jhn
ich will auch keyn anderenn liebenn noch habenn
dann vonn ahnbegin
als ich jhn ahm erstenn ersach
ergabe sich meyn hertz jhm alleyn
Jch erkenne auch
das er mir zů lieb vnnd zů gefallenn hieher kommenn ist
Dieweyl ehr dann eyns hohenn geschlechts ist
ich auch wayß
das ehr vonn meynnent wegenn hie her kommenn ist
vnnd ehr der scho:enste Ritter vnnder allenn inn diser welt ist
were ich doch vnnho:efflich vnnd eynes harttenn hertzenn
wann ich jhn nit widerumb lieb hette
Jch will auch ehe vor schmertzenn sterbenn
ehe ich seyn vergesse
vnnd jhn verlasse
derhalbenn ich dich bitte mein liebste amme
du wo:ellest jhm mein gemu:et vnnd willenn zů erkennenn gebenn vnnd inn dem mir trewlichen rathenn
vnnd darmit ich meinenn grossenn schmertzen linder mache
bitt ich dich
du wo:ellest mir disenn ringk lassen
Dann ich imm ansehenn grosse freude habe
Als sollichs die amme vonn der scho:enenn Magelona vermercket
das sie jhr hertz vnnd gemu:et also bald wolte entdecken
wurd sie traurig
vnd sprach zů jhr
Meyn edelstes frewlein vnnd tochter auch aller freünntlichstes hertz ich bitt euch vleyssig
jhr wo:ellet #613# sollichenn fürsatz inn ewrem edlenn hertzenn keyn fürgangk gebenn
Dann ehs ye nicht loblich noch ehrlich were
das jhr als eyn hochgebornne Fürstinn ewer liebe also schnell eynnem frembdenn vnbekanntenn Ritter gebennd
Da solliche straff die scho:en Magelona vonn jhrer ammenn hort
mocht sie ehs nit lenger duldenn vnnd verschweygenn
vnnd sprach zů jhr mit bewegtem gemu:et
du solt jhn hinfür nicht für ein frembdenn scheltenn
dann ich auff erdtrich keyn liebern habe
würt mir jn auch nyemants auß meynem gedancken vnnd hertzen redenn
darumb bitt ich dich freüntlich
du wo:ellest hin fürt diser Wort geschweygenn
als lieb ich dir bin vnnd meyn gnad
Da die amme das alles vermerckt hette
wolt sie nichs mehr darwider redenn
doch sagt sie zů jhr
Meyn lyebstes frewlein was ich sage
thu ich von ewrent wegenn vnnd euch zů ehrenn
dann alle ding
so vnordenlich vnnd vnbeda:echtlich geschehenn
kommenn nicht zů ehrenn denenn
die ehs thůnd
auch werdenn sie nit gepreyset von denenn
die ehs erfarenn
ich lobe ehs wol
das jhr jhn lieb habt
dann ehr ist es wol würdig
doch also das solchs von euch ehrlich vnnd züchtig geschehe
wie ehs sich dann gebürt
vnnd zweyffel gar nichts
ich will euch eyn gůtten rath gebenn vnnd getrewlichenn helffenn
Dann ich habe eynne gůtte hoffnunng zů Gott dem alma:echtigenn
disenn dinngenn werde wol gerattenn
Als die scho:en Magelona solche mechtige rede vonn jhrem ammenn vernommenn hette
warde sie eyn wennig gestillet
vnnd sagt jhr doch
Meyn aller Liebste ammenn ich will alles thůn
was jhr mir rathen werdent
Die selbenn nacht schlyeff die scho:en Magelona gantz wol mit ihrem ring
wo:elchenn sie zům offtermal küsset auß grosser liebe mit hertzlichenn seüfftzenn an den Ritter gedenckennd jhren liebstenn freünt
darunder entschlieff sie
vnnd da sie entschlaffen was
kam jhr für eyn sollicher #614# traum
Es gedaucht sie
der Ritter vnnd sie werenn alleyn bey eynannder inn eynem lustigenn gartenn
vnnd sie sagte zů jhm
ich bit euch freüntlich vonn wegen der liebe
so jhr gegen mir tragt
jhr wo:ellent mir sagenn
vonn wannenn jhr seydt vnnd was geschlechts
ich liebe euch vor allenn menschenn auff erdenn
darumb begere ich ehs zů erfarenn
wer der Ritter were
dem ich meyn liebe geben hette
vnnd vonn wannenn ehr her were
gedaucht sye
darnach der Ritter antwort jhr:
Edels frewlein es ist noch nit die zeyt kommenn mich gegenn euch zů ero:effnenn
darumb ich euch bitte
jhr wo:ellent mich auch sollichs vber hebenn auff diß mal
dann jhr solt es noch inn kurtz erfarenn
vnnd da gedauchte sie
der Ritter gebe jhr eyn ring
der was noch ko:estlicher dann der erste
den ehr jhr bey der ammenn geschickt hette
vnnd lag also die scho:en Magelona schlaffent inn grossenn gefallenn biß auff den morgenn des tags
vnnd da sie erwacht
sagt sie sollichenn traum der ammenn
auß wo:elchem ansagenn die amme vermerckt
das sie all jhr hertz vnnd gedanckenn auff den Ritter geworffen hett
derhalben sie die scho:enen Magelona tro:estet auff das beste
so sie kunde
vnd vermochte.

#615# Wie eyns tags der Ritter die ammen inn der kirchen fandt
vnnd er gieng zů jr
vnd sagt jr etwas heymlichs.

EJns tags thet der Ritter also grossenn vleyß
das er fand die ammen der scho:enen Magelona inn der kirchen
mit wo:elcher er wolt heymlich reden
als sie jn vernam
gieng sie zů jm
vnd zeygt an
wie die scho:enne Magelona eyn grossen gefallenn hette inn dem ring
den ehr jhr gesant
vnnd thet jhm auch freüntlich danckenn
da antwort der Ritter jhr
vnnd sprach
Liebe fraw ich habe den ring euch geben nicht der scho:enen Magelona
dann ich waiß wol
das eyn solliche kleyne gabe nicht würdig ist eynner solichenn mechtigenn Fürstin zů vber schickenn
als die scho:en Magelona meyn gnedigs frewleyn ist
yedoch alles meyn leyb gůtt vnnd vermo:egenn ist jhr
auch wist liebe fraw
das jhr vbertreflich scho:ene meyn hertz also gefangenn vnnd verwundt hatt
das ichs euch nicht weytter verbergenn kan
darumb ist ehs vonn no:ettenn euch zů ero:efnenn alles meyn anligenn
dann so sie mir nit gnad erzaygt
so bin ich der vnglückseligest Ritter der gantzenn welt:
Liebe fraw ich sag euch inn grossenn geheym meyn hertz vnnd gemu:ette
dann ich wayß
#616# vnnd erkenne
das jhr eyn grosse freündinn seyt der scho:enenn Magelona
So ehs euch nun nit entgegenn were
bitt ich freüntlich
jhr wo:ellent meyn gemu:et jhr anzaygenn
wiewol ich ehs nit vmb euch verdient habe
doch ich willens bin sollichs noch trewlich zů verdienenn
Sprach sie zů jhm
ich danck euch
ich will auch alles
so jhr mir beuelhenn
trewlich jhr anzaygenn
verhoffe auch eyn gůtte antwort euch widerumb zůbringenn
doch kan ich nit verstehenn
wie jhr solliche liebe vermeynt
Dann so jhrs verstundent für eyn dorichte vnnd vnzüchtig liebe
so schweyget hinfürder
vnnd redt nichts mehr daruonn
da sprache der Ritter zů jhr:
Liebe fraw ich můsse eynes bo:esenn tods sterbenn
so ich ye ahn eyn solliche liebe oder schande gedacht habe sonnder ahn eyn ehrliche züchtige vnnd trewliche liebe
darinne ich jhr gerenn wolte dienenn
Als die amme solches gehort
saget sie
Edler Ritter ich verhaiß euch hiemit die sach gegen jhr trewlich auß zů richtenn
Dieweyl aber jhr yetzunder mir anzaigt
jhr wo:elt sie liebenn auß züchtiger getrewer liebe
warumb verberget jhr dann ewrn namen vnnd geschlechte vor jhr
dann jhr mo:echt villeycht auch sollichs adels vnnd geschlechts sein
ehs wurd zwüschenn eüch baydenn mit Gottes hilffe ein ehe beschlossenn
dann sie liebet euch auß gantzem hertzenn
Jr hat auch vonn euch getramt
vnnd wann wir zwey bey eynander alleyn seind
so redt sie vnnd ich alleyn von eüch
Da er sollichs hort
sprach ehr zů jhr
Liebste fraw dieweyl jhr mir also vil gesagt habt
bin ich erfrewt wordenn
vnnd bitt euch freüntlich
jhr wo:ellent verhelffen
damit ich mit jhr zů redenn kommenn müge
so will ich jhr sagenn meyn geschlecht vnnd alles
so sie vonn mir begeret zů wissenn
jch verhoff auch
so sie mich geho:ert hat
sie werde mich nit verachten
aber eynem andern menschenn sagt ichs nit außgenommenn #617# jhr alleyn
da sprach die amme zů dem Ritter
ich will jhrs sagenn
wie jhr mich bericht
will auch verhelffenn
damit jhr mit jhr zů redenn kompt
Da wardt der Ritter noch serer erfrewet diser zůsagung
vnd sprach
liebste fraw ich danck euch ewres erbietens
bitt euch freüntlich
so ehs euch geliebt
jhr wo:ellent disenn ring
der wenig geacht ist
jhr vonn meynnet wegenn vberantwortenn
vnnd so sie den selbigenn von mir wirt annemen
werd ichs für ein sunderliche gnad achtenn
dann ich besorg
der vorige ring sey nit nach dem
als ehr wol gebüret
jhr wolt mich auch jhr vnderthenigklich beuelhenn
Da sprache die amme
dieweyl ich also erkennt habe ewer edel hertz
will ich jhn vberantworten von ewrent wegen vil euch auch jr beuelhen vnd fleyß fürwenden
damit jr mit jr zů reden kompt
Da sprach der Ritter
ich danck euch ewrs erbiettens.

Wie die amme wider zů der scho:enen Magelona kam.

#618# ALs die amme also von dem Ritter auß der kirchen jren abschid nam
gieng sie den nechsten zů der scho:enen Magelona kamer zů
wo:elche sehr kranck war vonn grosser liebe
die sie hette zů dem Ritter
vnnd lag also zů bethe
Dann sie mochte ahn keynnem ende rů habenn
vnnd als bald sie die amme ersach
stund sie auff
vnnd sprach zů ihr:
Meyn aller liebste amme biß mir wilkommen
ach wee bringst du mir nitt gůtte newe zeüttung vonn dem
den ich also liebe
fürwar liebe
amme gibstu mir nit ein trewen rath
damit ich jn sehe
vnd mit jm rede
so můß ich sterben
als die amme solche red vernam
sagt sie zů jr
mein edels frewlein vnd aller liebste tochter ich will euch ein solchen rath geben
dauon jr solt fro:elich werden
vnd ob got will
werden jr erkennen vnnd erfaren
das ich euch von hertzen lieb hab
Da die scho:en Magelona solchs von jr ammen hort
sprang sie vor grossen freuden jres hertzen auß dem bethe auff das erdtrich
halßet
vnd küsset sie
vnd sprach zů jr
Mein aller liebste amme sage mir newe gezeytung
da fieng die amme jr an zůsagen
wie der Ritter zů jr wer kommen
vnd hette gesagt vnd angezaigt den grossen willen
den er zů jr tru:ege
das er vor liebe schier mu:est sterben
vnd sagt
glaubt mir fürwar aller liebste tochter
habt jr von seinet wegen grosse schmertzen
so tregt er von ewrent wegen nit weniger schmertzen
vnd ob aller liebe
die er zů euch gesetzt hatt
ist die sein trewlich züchtig vnd erlich gegen euch
darumb ich denn erfrewet bin
vnd wist mein aller liebste tochter
das ich nie geho:ert habe einen also jungen ritter
der so weißlich redet als er
on allen zweyffel wirt er eins grossen vnd hohen herkommens sein
Es hat auch dise gstalt mit jm
Er begert auff erden nit mer dann mit euch allein zů reden in gehaim
da will er euch alles sein wesen vnnd anligen entdecken
Er will auch thůn
was jr jm gebieten
vnd befelcht sich euch in aller vnderthenigkait bitend
ir wo:ellet jm ein tag #619# bestimmen vnnd ein ort
das er euch sein hertz vnd gemu:et müge ero:effnen
dann keinem menschen er sunst solchs sagen will
Er bit euch auch
jr wo:ellet disen ring gnedigklich von jm annemen vnnd von seinet wegen behalten
Da die scho:ene Magelona solch gůtte vnd fro:eliche newe gezeytung horte
auch den ring sahe
der also scho:en vnd kostlicher was dann der erste
Da verwandlet sich jre farb vor freuden
vnd ward rot
vnnd sagt zů der ammen
das ist diser ring
dauon mir getraumet hatt die fodern nacht
dann meyn hertz saget mir nichts
das nicht geschehe
vnd glaub sicherlich on allen zweyffel
das diser Ritter ist
der mein gemahel vnnd man sol werden
on jn kan ich auch kein lust noch freüd haben
darumb ich dich freüntlich bitte
du wo:ellest rat sůchen vnd entdecken auff das beste
so dir müglich
mit jm zů reden
dann ich kan nit lenger verziehen
hierumb mein aller liebste amme sůch mittel
damit ich jn sehen müge nach meinem gefallen
vnd mit jm reden
dann ich habe grosse hoffnung durch solche mittel zů kommen zů einem seligen ende meins begerens
ich verhayß dir auch hiemit
du solt es nit entgelten.
Da verhieß jhr die amme nichs zů sparen vnd allen mo:eglichen vleyß für zů wenden
darmit diß alles wol außgericht wurde
Also blib die scho:ene Magelona fro:elich den gantzen tag
vnd besichtiget
vnnd behielt jhre ringe
so jhr vonn dem Ritter geschickt warenn
vnnd dancket jhm inn jhrem hertzenn diser gabenn
denn stecket sie die ringe an jhren finger
nachmals küsset sie die
vnd besichtiget sie
vnnd vertribe also jhr weyl vnd zeytte darmit.

#620# Wie die amme wider mit dem Ritter zů redenn kam.

DA es nun kam auff den andern tag
bemu:eth sich die amme den Ritter an zůsprechen
dann sie fande jn inn der Capeln
inn wo:elche er pfleght zůgehn
vnd als er sie ersach
ward er fast fro:elich
dann er verhoffet etwas von der scho:enen Magelona zů erfaren
stůnd auff
vnd gieng jhr entgegen
gru:esset sie gar freüntlich vnd hoflich
da antwort sie jhm wider
vnnd sprach
Got gebe
vnd verleich euch zů vberkommen
was ewr hertz begert
Darnach fragt sie der Ritter
was die scho:enste Magelona beginnet
vnd fragt
ob er inn jrer gnad were
da antwort die amme jm
vnd sagt
Edler vnd aller liebster Ritter glaubt mir sicherlich
das keyn Ritter inn diser welt jetzunder ist
der harnisch fu:ert
vnd ritterspil brauchet
der also glückselig sey als jr
selig ist auch gewesen die stund
da jr hieher inn dises land kommen seidt
dann durch ewr redlich dapfferkeit habt jr erlangt vnd vberkommen die scho:enste junckfraw diser welt
euch ist auch nie kein gro:esser glück widerfaren
dann jr habt bekommen jr gnad vnd liebe
sie thůt euch danck sagen vmb den ring
den jr habt jr durch mich vberschicket
will jn auch von ewrent wegen #621# bhalten
sie begert eüch auch hertzlich zů sehen vnd freüntlich mit euch zů reden
ich bin auch wol zů friden
das solchs geschehe
yedoch werdet jr mir verhaissen bey edelmans trew vnd glauben
das in ewr liebe nichts anders sey dann zucht vnd ehre
wie denn gezympt einem jeden eins hohen standes
Als solchs der edel Ritter von der ammen verstanden
thet er als einer
inn wo:elchem alle tugent waren
vnd kniet nider auff die erden
vnd sprach
Mein liebste fraw ich verhaiß
vnd schwere euch hie vor Got meinem scho:epffer
das mein meinung vnd gemu:et nicht anders ist dann zucht vnd ehr
ich beger auch nichts anders zů erlangen
so es gots will were
dann die liebe der scho:ensten Magelona zum heyligen Sacrament der Ee solche zů volenden nach gebrauch der heyligen Christlichen kirchen
oder got helff mir nit inn diser welt amen
Da die amme solche globnuß von jm hort
gab sie jm die hand
vnd zoch jn wider auff
vnd sprach
Fürwar edler Ritter jhr habet ein solchen eyd ge thon
darumb euch billich zůglauben vnd vertrawen ist
jr solt auch wissen
ich will solchen ewrn willen anzaigen der scho:ensten Magelona nit lassen
ich bitt auch den allma:echtigen ewigen Got
er wo:elle euch inn disem fürsatze behalten
vnd so es sein go:etlicher will were
mo:echt ich wol spra:echen
das inn diser welt werde nit gfunden ein par volck so edel vnd erlichs züchtigs Wesen bey einander als jr beide
Vnd darumb edler Ritter schickt euch darauff
vnd kompt morgen nachmittag durch das klein pfo:ertlein des gartens zů der scho:enen Magelona inn jr kamer
wo:elche wirt allein mit mir darinn sein
doch will ich auch die kamer raumen
das jr beyde alleyn bey einander seyt
da redet
vnd erzelet ewer anligenn nach ewrs hertzen begir
da solchs der Ritter vername von der ammen
ward er ho:echlich erfrewt
vnd danckt jr der gůten botschafft
vnnd schiden also von einander
#622# vnd kam die amme wider zu der scho:enen Magelona
vnd sagt jr alles
wie sie es mit dem Ritter außgericht hette vnnd beschlossenn
Da sie solchs horte
dancket sie der ammen gar freüntlich
vnnd wartet des Ritters mit hertzlicher begir.

Wie der Ritter zů der scho:enenn Magelona kam durch das klain Pfo:ertlein.

AVff den andern tag
als die zeyt vnd stund verhanden war
das der Ritter zů der scho:enenn Magelona solt kommen
nam er der stund fleyssig gewar
vnnd gedaucht jhn die zeyt lang sein
kam doch zů dem pfo:ertlein bey dem garten
das jhm angezaigt was
vnnd fand es offen
wie jm denn die amme angezaigt het
Also gieng er hinein inn die kamer der scho:enen Magelona mit grosser begir seins hertzen
vnd fande da die scho:en Magelona sampt der ammen beyde alleyn
vnd als bald jn die scho:en Magelona ersach
verwandelt sich alles jr geplu:et vnd wurde roth an jrem angesicht als ein #623# rosen
vnd hette gůtten willen gehabt gegen jm auff zů steen jn inn die arm zůnemen vnd zůküssen
dann die liebe sie dar zů thet reitzen
Yedoch die vernunfft
die da sol regiern des hertz eins jegklichen adelichen menschen
erzeigt jm jr eer
wiewol jr scho:enes angesicht auch jr lieplich vnd freüntlich augen nit verbergenn mochten die liebe
so sie inn jrem hertzen trůg gegen dem Ritter
vnd das hertz sprang jr auff imm leyb vor freuden
Die scho:en Magelona hett inn jr selbs zwen gedancken
vnd sach den Ritter sehr freüntlich an
der edel Ritter verwandelt auch nit weniger sein farb
da er vor jm sach steen die aller scho:enste vnd liebste seins hertzen
Er wüst auch nit
wie er an solt fahen zůreden
dann er wuste nit
ob er inn lüfften oder auff erdtrich was
als dann die lieb jren vnderthanen pflegt zů beweysen vnd thon
Doch kniet er nider gantz schamhafftig für sie
vnd sprach
Großmechtige hochgeborne Fürstin der allmechtig got verleich euch eer vnd alles
das ewr hertz begert
als bald stond auff die scho:en Magelona
vnd nam jhn bey der handt
vnd sagt zů jm
Edler Ritter seyt mir wilkommen
vnd hieß jn zů jr sitzen
da solchs die amme vermarckt
gieng sie inn ein andere kamer nahe darbey
Jnn dem fieng an die scho:en Magelona zů reden also
Edler Ritter ich hab grossen gefallen inn dem
das jr zů mir seit kommen
dann ich habe grossen willen gehabt mit euch zů reden
wie wol es nit gezimpt einem jungen menschen
als ich bin
allein mit einem man heymlich zů reden
wie ich mich dann solchs zů thůn vnderstanden hab
yedoch habe ich widerumb angesehen ewr edels gemu:et
das mich gesichert vnd keck gemacht hat solchs zethůn
wist auch
da ich euch den ersten tag gesehen
hat euch mein hertz als bald gůts gegint
dann alle gůtheit
die inn einem adelichen menschen mo:egen sein
die werden volkommenlich an euch befunden
darumb edler herr sagt mir ewr geschlechtes namen wesen vnd standt
vnd verbergt mir nichts
dann kain mensch auff erden ist
dem ich mer gůts gonne dann euch
hierumb ich gern #624# erfaren wolt
wer jr weret vnd auß was lands ort
vnd warumb jr hieher kommen seidt
Da stůnd der Ritter auff
vnd sagt
großmechtige Fürstin ich bedanck mich anfengklich vnderthenigklich ewres freüntlichen willens vnd gemu:ets
so jr gegen mir erzaigt habt
mich in ewr gnad zů nemen
wiewol inn mir kein tugent ist
die solchs vmb euch verdient habe
Es ist auch billich
das jr von mir erfart
wer ich sey
vnd warumb ich her komme
Yedoch bitt ich euch auffs vnderthenigst
jr wo:ellet es niemant sagen vnd also bey euch behalten
dann es ist gewesen al mein fürsatz
da ich von heimat geritten
diß niemants zů offenbarn
Es ist auch bißher also verschwigen gebliben
Allermechtigste edleste Fürstin wisset
das ich bin ein einiger sun des Graffen zů Prouincien
der da ist ein o:ehen des künigs von Franckreych
ich bin auch von vater vnd můter allein darumb hin weg gezogen ewr liebe zů erlangen
Dann ich hab ho:eren sagen
wie kein scho:enere fürstin solte sein dann jr
wo:elchs dann die gantz warhait ist
Man kan auch solche scho:ene an euch nit gnůgsamlich auß sprechen
So bin ich her kommen in kleiner gesellschafft
da dann grosse herrn Fürsten vnd edlen
die inn allen dingen geschickter sein dann ich
vnd haben sich inn mancherley ritterspiln erzeigt von ewrent wegen
hab ich mir auch fürgesetzt inn meinem hertzen wiewol vnder solchen der wenigst
ob ich ewer gnade vnd liebe mo:echte erlangen
vnd das ist die gantze warhait
die jr von mir begert zů erfaren
ich hab auch bey mir beschlossen gehabt inn meinem hertzenn niemants lieber zů haben dann euch biß inn mein todt
Da er solchs geredt
hieß sie jn bey jr nider sitzen
vnd sagt zů jm
mein edler brůder vnd herr ich danck dem allmechtigen Got meinem scho:epffer
das er vns verlihen hat einen solchen glückseligen tag
dann ich schetzt mich für die glückseligsten diser welt
das ich gefunden habe eyn so adelichen menschen eins solchen hohen vnd grossen geschlechts
wo:elchs gleychen nit gefunden wirt auff #625# erden an dapfferkait zucht scho:en vnd weyßheyt
dieweyl dann dem also ist
das wir zway liebhabende einander auß hertzen genaigt
vnd lieben:
Vnd jr mein edlester herr seydt von meinet wegen hieher inn dise land kommen
vnd habets baß außgericht denn alle andere
so verhanden sein
habet auch den preyß vnd namen aller ritterschafft
so darff ich mich wol schetzen glückselig
das jr von meinet wegen seit hieher inn diß landt kommen
vater vnd můter land vnd leüt verlassen
darumb edler Riter vnd herr will sich nit gezimmen
das jr ewr arbeit verlieren
die jr also trewlich dargesetzt habet
vnd dieweyl jr mir ewr hertz vnd gemu:et endeckt habt
ist billich
ich thu:e jm auch also
hierumb secht hie ewr Magelona gantz vnd gar
vnd setzt euch ein meister vnd herrn meines hertzen
vnd bit
jr wo:ellet solchs heimlich erlich vnd verborgen haben biß zů der zeit meines verlüpnuß
vnd seit sicher meins theyls
das ich wolte lieber den todt leiden
dann ich vnd mein hertz sich gegen einen andern bewilligen
in dem nam sie ein gulden ketten von jrem hals
daran hieng ein kostlich hefftlein
hieng jms an sein hals
vnd sprach
Durch dise keten aller liebster freünd vnnd gemahel setz ich euch in besitzung meins leibs
vnd verheiß euch trewlich
wie eins küniges tochter gezimpt
vnd gepürt
kein andern zů nemen dann euch
Jnn dem nam sie jn freüntlich inn arm
da kniet der Petter für sie nider
vnd sprach
Meyn aller liebste edleste Fürstin die scho:enst vnder allenn diser welt Jch bin nitt würdig euch darumb dancksagung zů thůn
doch
wie jhr gesagt habt
also bleybs darbey
ich bin es wol zů früden
ich verheyß auch euch hiemit ewr gebot vnd beuelh treülich zů erfüllen
so es Got gefelt
Widerumb
so es euch geliebt were von ewrm gemahel zů entpfahen disen ring mein da bey zů gedencken
diser was #626# der dritte ring
welchen jm hette geben sein můter
als er von jr hinweg zoch
der dann kostlicher was denn die zwen andere
Also empfieng den ring die scho:en Magelona gůtwilligklich
vnd wendt sich wider gegen jm jn wider inn jre arm zů nemen vnd küssen
nach dem ru:efft sie der ammen wider
da die zwey nun lang mit einander allein hetten geredt
beschlossen sie vnder einander
wie sie offt vnd dick mochten ein ander sehen
Also nam der Peter vrlaub von der scho:enen Magelona
vnnd gieng still wider inn sein herberg doch fro:elicher
wenn er gewont was
vnd die scho:en Magelona blibe also inn jhr kamer bey jr ammen
vnnd thet nicht der gleychenn
liess sich auch gegen niemants mercken
offt vnd dicke darnach redet die scho:en Magelon mit jrer amme von jrem geliebten Peter
vnnd sprach
was gedunckt dich von meinem trewen geliebten menschen dem Ritter
ich bit dich freüntlich
du wo:elst mirs sagen vnd gantz nichts verhalten
fürwar sagt die
Mein liebstes frewlein er ist also scho:en züchtig dapffer vnd freüntlich zů allen seinen geberden
das mich gedunckt
es mo:ege nit anders sein
er můß von einem hohen geschlecht sein
Auff das antwort jr die scho:en Magelona
habe ich dir nit allwegen recht gesagt
dann mein hertz vnd gemu:et verstůnd es wol
darumb ich mich benu:egen laß
Got habe lobe.
Dann es ist kein tochter also hochgeborn auff erden
so sie die helffte von jm wüste
als ich waiß
sie achtet sich glückselig
so sie jn mo:echte zů einem lieben menschen haben
darauff antwort jr die amme
Liebstes frewlein es ist alles war
wie jr sagt
doch bit ich euch eins freüntlich
Jr wo:ellet nit leichtfertig sein auß liebe
dann so jr werdet sein zů hoff bey andern junckfrawen des gleychen der Ritter
wo:ellen euch nichts vernemen noch mercken lassen
dann so von euch geschehe
wurden ewr vatter vnd mütter solchs leichtlich verstehen
darauß dann mo:echten entspringen #627# zwey vbel
Das erste
das jr schamroth wurden
vnd verliern ewrs vatters vnnd můtter gunst
das ander
so sie es innen wurdenn
mo:echte der Ritter geto:edt werden
so wurden jr eyn vrsach eins sollichen edlen Ritters
der euch lieber hat dann sich selbs
vnd zum dritten so wurde ich auch gestrafft werdenn
Darumb ich euch freüntlich bitte
jr wo:ellent euch weißlich halten
als einer hochgebornen tochter zů thůn gepürt
Da sprach die scho:en Magelona wider zů jrer amme
Mein liebste amme inn disen vnnd andern will ich volgen deinem trewen rath
dann ich erkenne
das du mir allwegen trewlich geraten hast
vnd bit dich freüntlich
so du etwas an mir sehest
das mir nit zů thůn gezimpt
du wo:ellest mirs vnder sagen oder mit einem zeichen anzaigen
dann ich dir volgen als meiner liebsten amme vnd můtter will
doch noch eins will ich dich freüntlich bitten
so wir zwey allein bey einander sein
du wo:ellest mir vergunnen zů reden von meinem liebsten menschenn
damit ich mein zeit dester leichtlicher verbringen müge als vil mir müglich
biß das ich erkenne
wa es endlich hinauß wo:elle
vnnd vor allen dingen bitt ich dich
du wo:ellest rathen vnnd helffen
damit ich jn offte mo:eg sehen vnd mit jm reden
dann ich kein andere freüd wayß zů haben inn diser welt
vnd so durch vnglück
da Got lang vor sey
jm etwas widerfu:ere
Wisse mein liebste amme
das ich mir mit meiner aygen handt wolte den todt thůn
Nun
da der Ritter wider heim inn sein herberg was kommen
betrachtet er die grosse freüntligkait
die jm widerfaren was
vnd lobt Gott
das jm solchs begegnet
Er vermaint auch
Gott hett sunst keinem Ritter ein so hohe eer zůgesandt als jhm
er verwundert sich auch inn jhm selbs der vbertreffenliche scho:ene der Magelona
darauß er verursacht ward mehr gen hoff zů kommenn
dann sein gebrauch was
doch hielte er sich gantz weyßlich vnnd stille gegen dem Künig vnd andern
damitt er nit vermarckt wurde
also das jn yederman lieb gewunne am hoff nit allein die #628# grossenn herren sunder auch das gemein hoffgesünde
vnd wann er die zeyt erkennet
darin er vnuermarckt sein augen mochte speysen
sach er die scho:ene Magelona freüntlichen an
sollichs geschach alles von jm weyßlich heimlich vnd verborgen
Wann er den beuelch hette vonn dem Künig oder Künigin zů reden vnnd kurtzweylen mit der scho:enen Magelona
so gieng er auch hin zů
also dann vertriben die zway jre zeyt mit einander.

Wie herr Friderich von der kron genannt hinweg zoch auß Rom gen Neapples alda Ritterschafft und spil zů u:eben von wegen der scho:enen Magelona.

DJe zeyt war ein reycher vnd edler Ritter auß dem landt Romandia
der war seher mechtig
vnd von wegen seiner macht vnnd redligkeyt ward er sehr gepreyset vnd geliebt mit namen herr Friderrich von der kron
der selbig gewan die scho:en Magelona auch lieb
aber sie hette sein kein gnade
Eyns mals setzt er jm für ritterspil zů treyben inn der statt Neapples
Dann er selbs vertraut in sein macht vnd #629# sterck dadurch preyß vnd auch die hulde der scho:enen Magelona zů vberkommen
die dann sein wenig achtet
auff das thet er ein bitt an den Künig
er wolte jm ritterspil zů u:eben vergunnen zů Neaples
also wart es jm von dem Künig zů gesagt
vnd ward außgeru:efft inn Franckreich vnd vmbligenden orten ein stechen diser gestalt
wo:elche Ritter willens wern zů stechen auß liebe der junckfrawen oder frawen
Solten erscheinen inn der Stat Neaples am tag vnser frawen gepurt
da wurd man sehen
wer sie lieb het
Auß solcher angezaigter vrsach wurden vil Fürsten vnd herrn zů erscheinen bewegt
der namen der treflichsten dise nachuolgende waren
zům ersten kam eingezogen herr Anthoni ein brůder des hertzogen von Saphoy zum andern herr Friderich ein brůder des Marckgraffen von Montferrat zum dritten herr Edoart ein brůder des hertzogen von Bourbon zum vierdten herr Peter eyn Neff des Künigs zů Behem zum fünfften herr Heynrich ein sun des Künigs von Engelandt zum sechsten herr Jacob des Graffen von Prouincia brůder ein Vetter des Ritters mit den silberin schlüsseln
wiewol er den selbigen auff diß mal nit erkannt
Vnd vil andere mer inn der stadt Neaples waren auch edle Ritter Peter von Prouincia vnd sein gesell herr Heynrich von Crapana herr Friderich von der kron vnd andere
deren namen von wegen der menge außgebliben
alle die obgenannte lagen still sechs tage in růe inn der stadt
ehe das stechen angieng
Es wirt auch in keiner Historien gefunden
das jemals so gůt leut weren auff ein mal inn diser stadt gewesen als auff diß mal
Darumb der Künig Magelon jn allen vil zucht vnd ehr bewise
Als nun kam der tag vnser frawen geburt
stůnden sie fru:e auff
vnd horten messe
Nach dem beraiten sie sich zů ein yegklicher nach dem besten auff einem ritterlichen platz genannt Catonie
da der Künig auff gestigen was auff ein schaw stůl sampt andern #630# Fürsten vnd herrn vnd auff einen andern schaw stůl die Künigin mit jrer tochter der scho:enen Magelona vnd andern junckfrawen vnd frawen dem stechen zů zesehen
wo:elchs lustig was zů sehen so vil scho:ener junckfrawen vnd frawen
vnder wo:elchen allen die scho:en Magelona herfür leychtet als der morgenstern am auffgang des tags
da verharten die Ritter alle auff den künigklichen beuelch
Vnd der erste
der sich ließ sehen mit dem pracht
das was herr Friderich von der kron
von welchs wegen das stechen angefangen war
Nach jm kam geriten herr Anthoni vnd darnach all andere jetlicher in seiner ordnung
vnd die scho:en Magelona het alwegen ein aug gewant auff jren freüntlichen lieben Peter
der da kam zum letzten
Als nun solchs geschehen
beualch der Künig seinen Herolt auß zů ru:effen
das das stechen solt sein freüntlich mit lieb vnd on schmehung des andern
das dann durch den Herolt geschach
vnd das hinfür ein yegklicher das best thet
hierüber thet jnen der Künig allen erlauben
Da fieng an herr Friderich von der kron zů sagen also:
das es yederman wol verstehen mocht
Jch will auff den heütigen tag erzaigen mein sterck vnd vermo:egen von wegen der edlen scho:enen Magelona auß gantz meinen krefften
vnd zug damit der erste auff die ban
wider jn kam auff die herr heynrich des künigs sun von Engeland ein scho:ener Ritter
vnd traffen so wol
das beyde spyeß brachen
Yedoch wer man herr Heynrich nit zů hilff kommen
so wer er gefallen
dann er war ein wenig trumisch
nach disem herr heynrich kam einer genannt Lancelot von Valois
der vom ersten treffen herr Friderich ledig herab stach
Da kam der edel Peter von Prouincia wider den Lancelot
dann sein edels hertz vnd gemu:et mocht nit lenger verziehen
nun ward er von jederman genannt der Ritter mit #631# den silberin schlüsseln
dann niemants wuste sein namen noch geschlechte
Vnd traffen also hefftig einander
das die pferdt mit jnen beiden fielen
Da ward gesagt von dem Künig vnd andern
das die zwen sehr starck vnd mechtig weren
vnd thet jnen als bald beuelhen
sie solten jr pferde verwechseln vnd andere nemen
ob sie wolten
vnd noch ein mal mit einander treffen
damit man sehen mocht
wer vnder jnen den preyß erlangte
das also bald von jnen beyden geschach
vnd sassen bald wider auff
Es darff nit fragens
ob die scho:en Magelona mit einem traurigen hertzen hab Got gebeten für jren liebsten Peter
damit jm nichts widerfu:er
vnd damit jm der preiß wurde
Da nun die zwen wider auff gesessen waren
zugen sie zum andern mal auff die ban
da dann ein yegklicher den preyß zů erlangen sich befliß
vnd begegneten wider eynander diser gestalt
das der Peter dem Lanceloten den arm entzwey brach
vnd stieß jn also auß grosser kreffte zů der erden
das der Künig vermeint
er were todt
vnd ward also von der ban von den seinen inn sein herberg getragen
Da kam wider den edlen Peter herr Anthoni von Saphey
der nit also starck was als der Lancelot
den Peter leichtlich zů boden stieß
Nach dem selbigen kam herr Jacob vonn Prouincia
sein vetter Peter der selb kannt jn wol
aber er ward von seinem Vettern nitt erkannt
Da nun der edel Peter seins vaters brůder sach sich zů dem schimpff schicken
sagt ehr zů dem Herolt
gehe hin
vnd sag jhenem Ritter
das er nit wider mich komme
dann er hat mir eins mals ein dienst gethon in der ritterschafft
darumb ich jm schuldig bin widerumb zů dienen
Jch wolte vngern jm ein verdrieß thůn
sag jm auch darbey
ich laß jn bitten
er wo:elle mein verschonen
so bin ich gůtwillig offentlich zů bekennen
das er ein besserer Ritter sey dann ich
Solchs ru:efft der Herolt auß
wie jm dann beuolhen ward
Da das herr Jacob verstundt
ward er zornig
Dann er eyn gůter Ritter was
Er het auch den edlen Peter zů Ritter #632# geschlagen mit aigner handt
darumb jm dann der edel Peter die ehr gab
Da fieng herr Jacob an zů sagen zů dem Herolt
Sagt dem Ritter
wer er ist
hab ich jm ye liebs gethan
darumb er wider mich nit rennen will
ich sage jn hiemit frey quidt ledig vnd loß noch mer
so er sich gegen mir nit weret
will ich jn halten für einen
der klein krafft inn jm hat
das denn der Herolt dem edlen Peter wider sagt
Da solches der edel Peter von seinem vetter vernam
Wardt er auch zornig
vnd beschwert jn nit wenig
das er mitt seinem vetter můst treffen
doch můste er es thůn
damit er nit erkannt von den leuten wurde
Als es nun ans treffen gieng
da fu:ert der edel Peter sein stangen die quer vber
dann er mocht sein veter nit treffen
Aber sein vetter verschonet sein nit
vnd traff jn auff sein brust
vnd zerbrach sein stangen
vnd fiel auff den satel seins pferds
aber der edel Peter verwandt sich nicht
jhn gedaucht auch
ein feder het jhn angeru:ert
Des nam der Künig gewar
vnd sach wol
das solchs der Ritter mit den silberin schlüsseln hette gethon auß ho:efligkait
doch wust er nit
warumb es geschach
Aber die scho:en Magelona verstůnd das wol
warumb der Peter solchs thet
Doch schickten sie sich alle beide zum andern treffen
vnd thet der Peter nit anders dann wie vor
Aber sein vetter spart es nit
vnd traff in also hefftigklich
das er sich selber am Peter ledig herab stach
Der Peter hette auch darumb nie kein stegreiff geraumt vnd am treffen bewegt
darumb sie sich alle verwunderten
Da das herr Jacob het gesehen vnd auch enpfunden
das er also starck was
vnd het jn nit mügen bewegen
auch das er nit von jm getroffen was
thet er sich verwundern
vnd wolt nit wider kommen
also zoch er ab
Er wuste es auch nit
das es seyn vetter der edel Peter were gewesen
Darnach kam gezogenn #633# auff die ban herr Edoart vonn Bourbon ein dapffer vnd starcker Ritter
aber des ersten treffens sties der edel Peter roß vnd man zůr erden mit grossen krefften Also
das die vmbstender sich des Peters verwunderten
vnd jn hoch achten
Nach disen kam herr Friderich von Momferrat
vnnd brach sein stangen auff den Peter
Aber der Peter traff jn oben an sein goldebras bey der schultern
vnd stieß in hinweg
vnd das ichs kurtz mach
alle Ritter
die noch verhanden waren
stieß sie der Ritter mit den silberin schlüsseln herab
vnnd behielt also den preyß
Da nun niemants mer verhanden was
der mit jm treffen wolt
schlůg er sein wister auff
vnnd rit zům Künig
da jhn der Künig sach
befalch er durch rath seiner herrn
vnd ra:ethe dem Herolt auß zů ru:effen
Wie das der Ritter mit den silberin schlüsseln den preiß vnd die eer hett erlangt
vnd das er sich am besten hett gehalten vnder allen andern Rittern
vnd dem selben Ritter Peter sagten die Künigin vnd scho:ene Magelona sampt andern jungkfrawen vnd frawen vil dancks
Da zoch ein yegklicher heim inn sein herberg
vnd zoch sich auß
Doch ließ der Künig auß ru:effenn durch den Herolt
Ein yegklicher solt gehen hoff kommen mit jm das morgen mal zů entpfahen
das sie dann all theten
Als si nun gen hoff kamen
danckt jnen der Künig
vnd bewiß jn allen groß eer
Als sich der edel Peter hett auß gezogen
gieng er auch gen hoff
Da jhn der Künig ersach
gieng er jm entgegen
vmfieng jn
vnd sprach
Mein lieber freünt ich danck euch der ehren
die jr mir heütte beweist habt
dann ich darff mich wol beru:ehmen
das kein fürst auff erden ist
der ein solchen gůten Ritter hab an seinem hoff mit zucht vnd eer auch dapfferkait geziert
als ich an euch habe
Es ist auch nit von no:eten
das ich euch lobe
dann ewre werck bezeigen solchs selber des gleychen alle Fürsten vnnd herrn
so jetzunder hie sein
Jch bitt Gott den allma:echtigenn
er wo:elle euch zů dem verhelffen
was ewr #634# hertz begert
dann fürwar ihr seyt des würdig
den selben tag ward der Ritter erlich vnd wolgehalten von dem Künig vnd andern allen
Dann wo:elcher mit jhm mocht zů reden kommen
der gedaucht sich seiner gesellschafft erfrewet sein
dann ye mer man jn sach
ye lieber man jn sach
Dann er was ein scho:ener holdseliger junger gesell
darzů war er weyß wie ein lilgen
vnd het freüntlich augen vnd gehel har als gold
darumb yederman sagt
Gott het jhm vil sunder licher tugent vnnd gaben verlihen
Nach dem allem vergaß der Künig der verwundten nit
vnnd schickt baldt nach sei nem besten wundartzet
vnd hieß den Lancelot binden
der hart wundt was
Die a:ertzt theten in kurtzer zeyt also grossenn vleyß
damit der Lancelot wider heil vnd gesundt ward
Also hielt der Künig xv. tag offnen hoff zů ehern den Fürsten
die da kommen waren
die rede gieng aber allein von dem Ritter mit den silberin schlüsseln
Da sollichs die scho:en Magelona hort
wardt sie ho:echlich erfrewet
lyeß sich doch nichts merckenn.

#635# Wie die Fürsten und herrn wider heim zugen doch zornig
dieweyl sie nit erfaren mochten
wer der Ritter were.

ALs sich nun das stechen vnd die freud geendet hett
zugen die Fursten vnd herrn wider heim doch zornig
Dann sie mochtenn nit erfarenn
wer der Ritter was
der das beste im stechen hett gethan vnder so vil Fürsten vnd herrn
Da sie nun heim kamen
da redten sie vil von dem Ritter mit den silberin schlüsseln
Als nun solchs sich alles hette verlauffen
kam der edel Peter zů der scho:enen Magelona
Dann sie mochten nit lang von einander sein
so sie es geschicken kondten
vnd als sie bey einander waren
da lobte jhn die scho:en Magelona selbs
Aber der Peter sagt jr wider
er hette solchs nit gethan von jm selbst
sonder jr scho:ene hette es gethon vnd jn darzů gedrungen
vnnd von jr keme der preyß vnd die ehre
Da sie nun gnůg hetten mit einander geredt von mancherley
da wolt sie der Peter versůchen
vnnd sprach zů jhr
Edleste aller liebste scho:enste Magelon jr wist
das ich von ewrt wegen lang auß bin bliben von vater vnd můter
darumb aller liebstes lieb
dieweil jr des ein vrsach seit
wolt ich euch biten
jr wolt mir erlauben heim #636# zů reitten
so es euch gefiel
Dann ich bin es sicher
das meine eldtern sorg vnd schmertzen für mich tragen
dieweyl sie nit wissen
wa ich bin
ich mach mir auch solcher beschwernüß ein gewissen
Solliches thet der Peter allein zů erfaren
wie sie sich darinn wolte halten
Als nun die scho:en Magelona het jrs liebsten Peters rede vernommen
stůnden jr als bald die augen foller wassers
vnnd begunten die haissen zeher jhr das scho:en angesicht naß zů machen
vnnd verwandlet sich all jre farbe
vnd ward gantz plaich
vnnd sprach mitt schwerem seüfftzen vnnd weynen zům Peter
Fürwar aller liebster Peter alles das
so jhr mir gesagt
ist war vnnd billich
dan die natur gibet
das sich der sun gebe vnderthan vnd gehorsam seynem vatter vnd můtter
damit er nichts wider sie handle
das jnen entgegen sey
Mich thůt aber sehr beschweren
das jr ewr aller liebsten hinder euch wolt lassen
die on euch weder rů noch rast mag haben inn diser welt
Jch laß euch auch fürwar wissen
so jr von hin weg ziehet
jr werden bald von meinem todt erfaren
Also durch ewret wegen wurdt ich sterben
darumb mein aller liebster herr vnnd freünd ich bit eüch freüntlichen
jr wo:ellet mir ewr hinweg ziehen nit verbergen
Dann als bald jr hinweg kommet
will ich mich darzů schicken
dann ich wayß wol
das ich nit lang darnach wurde leben
also wert jhr ein vrsach meins todts
so es aber von no:etten ist
das jr hinwegk ziehen
bit ich euch freüntlich mein aller liebstes lieb
jr wo:ellet mich mit euch nemen vnd nit hinder euch lassen zů meinem grossen schaden
Als nun der Peter die scho:en Magelona hette also kleglich ho:eren reden
gieng es jm nach zů hertzen
jn gedaucht auch
sein hertz wolt jm inn seinem leyb zerspringen
vnd sagt jhr
Ach Magelona mein aller liebstes lieb weinet nit
vnd bekümert euch nit mer
dann ich hab mir fürgesetzt nymmer auß disem land zů ziehen sonder zů erharren das ende
wie es mit vns ergehn werde
ich wolt auch den todt vil lieber #637# leyden dann euch verlassen
So jhr aber mitt mir wolt
so seyt sicher
das ich euch in aller zucht vnd eer will fu:eren vnd stet halten die zůsagung
so ich euch gethon vor diser zeyt
Als die scho:en Magelon solchs von dem Peter verstůndt
wardt sie wider erfrewet
vnd sagt zů jm
Mein edler herr vnd freünd dieweyl jm also ist
als jr anzaigt
so rath ich
wir ziehen von dannen auffs kürtzst vnd heimlichst
so es geschehen mag von wegen zwayer vrsachen
die erste
dann es ist zůbesorgen
jhr werdet verdrossen lenger zů verziehen
vnd das jr endtlich kein lust mer heten hie zů bleyben
vnd zuget hinweg
liessen mich hinder euch
die ander vrsach ist
Es ist war
das mein vatter mich willens hat inn kurtz zůuerheyraten vnd vergeben
darauß ich entpfindt
das er mir würt den todt geben
dann ich will keinnem andern vertrawet sein dann euch
Darumb mein aller liebstes lieb bitt euch freüntlich
jr wo:ellet auffs kürtzstt darzů thůn vnd mittel sůchen
damit wir mit einander hinwegkkommen
Dann hie lenger zůuerziehen mo:echte vns schedlich sein
dann ich habe mein hertz gar inn euch gesetzt
das ich euch nymmer mer will verlassen
So habt jr auch gesagt
jr wo:ellet mich züchtigklich vnnd erlich halten biß zů vnserm verlüpnuß
Da fieng der Peter an auff eyn news schwůr
vnd verhieß jr also zů halten
Also beschlossen sie den dritten tag mit einander zů ziehen nach dem ersten schlaff
in dem solt sich der Peter schicken mit aller noturfft
vnd solte kommen mit den pferden zů dem klainen pfo:ertlein bey dem garten vnnd alda jr verharren
sie batte jhn auch fleyssig
ehr wolte gůtte starcke pferde mit bringenn
damit sie auffs schnellest auß dem lande jrs vatters keinen
dann sie sprach
so mein vater solchs innen wurd
so wurd er vns nachuolgen
vnd so er vns vberka:eme
besorg ich
er wurd vns beyde to:edten lassen
Also nam der Peter vrlaub vnnd sein abschid vonn der scho:enen Magelon
vnnd batte sie freüntlich
sie wolte #638# geschickt sein vnnd nit lang verziehen von disem rath vnd beschluß die amme gar nichs wissen lassen
Dann sie was nit dabey gewesen
als sies beschlossenn hetten
Auch wolte die scho:en Magelona nit
das sie es solt wissen
Dann sie hette grosse sorg
sie wurde es nit verschweygenn sonder solchs verhindern
Darumb hielt sie es heymlich
der Peter gieng also von jhr hinweg inn seyn herberge
vnnd schicket alles
so jhm vonn no:etten was
doch verborgen
vnd ließ sein pferde aufs best beschlagen.

Wie Peter die scho:ene Magelona des Künigs Tochter hinweg fu:eret.

NVn
da es kam vmb die bestimpte zeyt auff den ersten schlaff
kam der Peter zů dem pfo:ertlein des gartens mit dreyen pferden
vnder wo:elchen eins was geladen mit brot vnd ander speyß auff zwen tag
damit sie nit do:erfften sůchen essen oder trinckenn inn den herbergen
Er fand die scho:en Magelona gantz allein
welche zů jr hette genommen goldt vnd silber
was jr von no:etten was
vnd saß auff ein scho:ens #639# gůts englisch zelderlein
das da sanfft gieng vonn vorteil
Darnach saß der auff ein scho:ens gůts pferd
vnd ritten beyde eyllends on abstehen die gantze nacht vber
biß der tag anbrach
sůchet der Peter die ho:eltzer
wa sie am dicksten waren gegen dem Mo:er
damit er nitt gesehenn wurde von niemants
vnd damit man nichs mo:echte von jhm erfaren
Als sie nun ferr gnůg ins holtz waren kommen
Da hůb der Petter die scho:en Magelon vom pferd
vnd zoch darnach den pferden die zeum ab
vnd ließ sie weyden vnd grasen
vnd sie sassen auff das gru:en graß vnder ein schatten
vnd redten von jrer sachen
vnd baten Gott fleyssig
das er sie wolt beschützen vnd endtlich fu:eren
da sie hin begerten jr fürnemen zůuerbringen
vnd da sie beyde lang hetten mit einander geredt
vberkam die scho:en Magelona grossen willen zů schlaffen ein wenig vnd zů růwen
dann sie hette die gantze nacht nit geschlaffen
auch was sie mu:ed worden von dem reytten
Also legt sie jr hawpt inn des Peters schoß
vnnd fieng an zů schlaffen.

#640# Wie man des hinweg ziehen des Ritters vnd der scho:enen Magelona erfůre
und wie sie an allen orten gesůcht wurden.

ALs es nun tag war worden
kam die amme inn die kamer der scho:enen Magelona
vnnd thet alda lange zeyt verharren
dann sie vermaint
sie schlieff noch
vnd da sie sach
das die zeyt fürüber was
in wo:elcher sie gewont hette auff zů stehen
gedacht sie
dieweyl sie also lang verzoge
sie wurde schwach sein
Also gieng sie für das bethe
da fand sie nyemants
sonder das beth was noch vnzerbrochen
daran man kein zeychen finden mochte
das yemants were darinne gelegen
des sie seer erschrack
vnd gedacht inn jr selber
das sie der Peter het hinweg gefu:ert
sie gieng als bald inn die herberg des Peters
vnd fragt nach jm
da erfůr sie
das er hinweg was
Da hůb die amme an so ja:emerlich sich zů stellen
das sie vermaint zů sterben
vnnd gieng als bald inn der Künigin kamer
vnnd sagt jhr
wie sie die scho:en Magelona hett gesůcht inn jrem bette aber nit gefunden
sie wüste auch nit
wa sie were
Als solchs die künigin von der ammen hort
erschrack sie sehr
vnd ward zornig
ließ sie vberal sůchen so lang
biß solchs der Künig auch erfůr
Vnd kam das geschray
#641# der Ritter mit den silberin schlüsseln were hinweg
da gedacht der Künig
der Ritter hette sie hingefu:ert
Vnd ließ der Künig als bald mit macht auff bietten nach zůfolgen vnd zůsůchen
Vnd so man den Riter vberkem
gebot er
man salt jm jn lebendig bringen
dann er wolt jn also straffen
damit die gantze welt daruon wüste zůsagen
Da nun die vnderthanen heten verstanden den willen jres herrn
giengen sie heym
vnd namen jrn harnisch vnd waffen
zertheylten sich hin vnd wider auff dem weg
vnd sůchten mit gantzem fleyß
vnnd blib der Künig vnnd die Künigin bey einander vnmůttigk
dann der gantz hoff was betru:ebt in sonderheyt die Künigin
die wolt verzweyflen
dann sie schrey
vnd weynet gar ja:emerlich
In dem schickt der Künig nach der amme
vnd sagt jr
Es mag nit gesein
du můst etwas daruon wissen zů sagen baß dann kein mensch
Da fiel die gůt amme dem Künig zů fůssen
vnd sprach
Aller gnedigster herr so jr inn mir mu:egt finden
das ich in diser sach eynerley schuldig bin
so bin ich zu fryden
das jr mich lasset to:edten eins grausamen todt
wie in ewrm hoff würt erkennt
dann als balt ich solchs erfaren
hab ichs meiner gnedigen frawenn der Künigin angezaigt
Da gieng der Künig inn sein gemach
assz
vnd tranck nichts den gantzen tag vor trawren
Es was auch erba:ermlich zů sehenn der Künigin wesen sampt andern iunckfrawenn vnnd frawen des hoffs auch durch die stadt Neapples
Nun sůchtenn die vnderthanen hin vnnd her
aber sie kundten nichts finden noch erfaren von den zwayen
vnd kamen also eins theyls in sechs tagen wider die andern inn xv. tagen
erfůren
vnd funden nichs
darumb der Künig fast zornig ward
Nun wo:ellenn wir hie verlassenn vonn dem Künig weytter zů sagenn
vnnd wo:ellen vnns wendenn zů sagen vonn der scho:enenn Magelona
die da lag imm holtz
vnnd schlieffe.

#642# Wie die scho:en Magelona entschlieff inn der schoß des Peters
und wie er grosse lust hette sie schlaffend anzůschawen
doch zů ende er zornig warde.

WJe jr oben geho:ert habt
wie die scho:en Magelona inn der schoß des Peters entschlieff
da hett der Peter kein gro:essern lust dann im anschawen seiner aller liebsten
Er kunt sich auch nit ersettigen der scho:ene
die er da vor jm sahe
vnnd da er sie gnůg besehen hette jren scho:enen roten mundt auch das angsicht
da kunt er sich nit erhalten
schnu:eret jre brüst auff zů besichtigen auch jhr scho:ene weyssen brust
die weysser was dann ein Cristal zůsehen
an jr scho:ene brüstlein
Als er nun solchs thet
ward er inn der liebe gantz entzindet
redt
vnd gedaucht jn
er were imm hymel
gedacht auch
vnglück mo:echt jhm nit schaden
Doch diser lust blibe jm nit lange
dann er darnach vbertreffenlich pein erlit
Da nun der Peter die scho:enen Magelona wol besehen hett
da sach er ongefer einen roten zendel zůsamen gewickelt zwüschen den brüstlein der scho:enen Magelona ligen
da vberkam er grossen lust zů erfarn
was es were
vnnd nam es herauß
wickelt es auff
da fand er darinnen #643# ligen die drey scho:enen ring
die er jr geben hette
wo:elch sie also lieb hette
vnd auff hůb von seynet wegen
Da sie nun der Peter gesehen hett
da wickelt ers wider inn den zendel wie vor
vnd legt sie neben auff einen stein
vnd begundte die scho:ene Magelona wider an zů sehen
vnnd ward also verzuckt in der lieb
das er nit wuste
wa er was
Aber Gott der allmechtig erzeigt jm
wie das inn diser welt kein freud were on traurigkeit
vnd kam ein vogel
der lebt von dem raub
der selb ersach den zendel
vnnd vermaint
es were flaisch
er erwüschet den zendel
vnd flog daruon.

Wie Peter nachuolget dem vogel
vnd warff zů jhm mit steynen
aber der vogel ließ den zendel inns mo:er fallen.

DA nun der Peter das ersach
das jm der vogel hett die ring hinweg gefu:ert
warde er zornig
dann er besorgt
so es die scho:en Magelona erfu:er
es wurde jr nit gefallen
die er dann vngern wolt erzürnen
Er legt seinen mantel seüberlich der scho:enen Magelona vnder jr haupt
damit sie nit erwacht
vnd volget dem vogel nach
warff jn mit steynen
dann er #644# verhoffet
er wolt die ringe jm wider abjagen
vnd tribe es so lang
biß der vogel den zendel mit den ringen ließ ins mo:er fallen
dann er saß auff ein klein felssen nahet bey dem erdtreych
Yedoch zwüschen dem felsen vnd erdtreych was ein grosse menge des Wassers also
das nyemants mocht hinüber kommen
besorget
damit er nit ersuffe
auff den selbenn felssen saß der vogel
zů welchem der Peter warff mit steinen
vnd trang jn also sehr
das er die ring ins mo:er ließ fallen
vnd flog daruon
Da mocht der Peter nit hinüber vor Wasser kommen
er were sunst ersoffen
wiewol es nit weyt was von dem land
da gieng der Peter hin vnd her zů sůchen
ob er mo:echte etwas finden
darinn er sicher hinüber kommen mo:echt
vnd sagt wider sich selber
O Got was hab ich gethan
hette ich die ring ligen lassen an jrem ort
da sie wol vnd sicher lagen
ich main
sie werden mir wol bezalt des gleichen der scho:enen Magelona
dann so ich lang auß bleybe
wirt sie mich sůchen
Also sůcht der Peter so lang am gestadt
biß er fand ein klein alten kan
wo:elchen die vischer hetten verlassen
dieweyl er nichts nutz was
der Peter stig hinein
vnd was wider erfrewt
aber sein freud wert nit lang
dann er nam ein stecken inn die hende
den er ongefar hett gefunden
vnd leydt sich damit hinüber gegen dem felssen
Aber Got der allmechtig
der alle ding macht nach seinem go:etlichen willen
schicket es also
das ein grosser wind auff stůndt
der nam den Peter mit gewalt
vnd fu:ert jn auff das hoch mo:er vber seinen willen
da er sahe
das er ye lenger ye mer von dem erdtreich kam
vnd wüst jm nit zů wider stehen
vnd thet betrachten die grossen geferligkeit
darinn er was
sonderlich des tods
vnd das er hette die scho:en Magelona also verlassen
die er liebet mer dann sich selbs
inn dem holtz ligen schlaffen
vnd besorgt
sie wurde sterben eins bosen tods
vnd wurde verzweyffeln on hilff vnd rath
gedacht er inn jm sich selber zů werffen inn das mo:er
dann sein edels hertz mocht nit mer dulden noch leyden solchen grossen #645# schmertzen
Yedoch der jhenige
der da versůcht die menschen diser welt durch mancherley tru:ebsal vnd widerwertigkait zů fu:eren vnd laiten zů der gedult
wolt nit verhengen vber jn
das jm etwas an seinem leibe widerfu:er
Da kam der Peter wider zů jm selber als ein rechter Christenlicher mensch
vnd ruft an Got den allma:echtigen
sprach wider sich selbs also
Ach wol bo:eß bin ich
warumb wolt ich mich selbs to:edten
dieweyl ich dem todt also nahe bin
der da zů mir laufft mich zů fahen
ich darff jn nit sůchen
O allma:echtiger ewiger gu:etiger Got ich bitte dich
du wo:ellest mir vergeben all mein sünd
vnd was ich ye wider dich gehandlet habe
O allmechtiger Got hab ich gesündiget
das ich wol eins ergern tods schuldig were dann dises gegenwertigen
O Gott erbarm dich mein
ich will jn auch gern leiden
ich wolt jhn auch dester lieber leyden
so ich nur wüste
das mein aller liebster gemahel kein schmertzen leydenn solt
aber es kan nit gesein
Ach wee ach wee mein aller liebste vnnd scho:enste Magelona ein tochter eyns ma:echtigenn Künigs wie würt ewer leyb vnnd hertz erleydenn mügenn sich alleyn jn der wu:este zů findenn lassenn
dieweyl er also zartlich erzogenn ist
Ach wee vnd aber wee bin ich nit ein falscher vnnd vntrewer mensche
das ich euch hab gefu:ert auß dem hauß ewrs vatters vnd můtter
da jr also reychlich vnd zartlich gehalten seyt worden
Ach wee mein aller liebster vnd ed lester gemahel nun bin ich des todts
dann ich jm nit ent gehen
vmb mich ist es ein klainer
aber vmb euch ist es ein grosser schade
dann fürwar jhr seyt die aller scho:enste auff erden.

O allma:echtiger ewiger gu:ettiger Gott ich beuilch dir sie inn deynen schutz vnd schirm
du wo:ellest sie bewaren vor allem vbel:
Du waist wol
das zwischen vns beyden ist kein vnordenliche liebe gewesen
darumb O Got aller betru:ebten menschen zůflucht ich bit dich
du wo:ellest jr helffen vnd sie nit verlassen
Dann sie hat ye einenn gůttenn gehabt
du wo:ellest mich nitt lassen verderben #646# vnd mein seel lassen inn die seligkayt kommen auß deiner gruntlosen barmhertzigkait dich vber mich erbarmmen
O aller liebste Magelona ich werde euch nimmer mer sehen noch jr mich
vnser verlüpnuß vnd ehe hat ein klaine zeyt gewert
Jch wolt Got
ich were todt
ich were vor zweyen tagen vergangen gewest
vnnd jr wert wider inn ewrs vatters hauß
Also weynet
vnnd beclagt der edel Peter mer die scho:enenn Magelona dann sich selber
Er saß inn der mitte des Platzs oder schifflins
wartet des tods
wa jn das mo:er hin warff
dann er ließ frey gehn
wa hin jn wolten fu:eren die wa:ellen des mo:ers
Er het auch wassers gnůg bey jm inn dem kan
vnd wardt gar naß
in diser ferligkayt belib der Peter von morgen an biß auff den mittage
Es begab sich auch
das ein raubschiff kam der Moren
die sein ansichtig wurden
vnd sahen jn allein daher faren
wie jn der windt fu:eret
sie zugen zů jm
vnd fiengen jn
vnd setzten jn inn jr schiff
Aber der Peter was vor leid halb tod
er erkannt sich selber nit wol
vnd wuste nit
wa er was
Da nun der Patron des schiffs den Peter recht ansah
gefiel er jm wol
dann er was wol geklaidet vnd scho:en
gedacht in jm selber
er wolt jn dem Soldan schencken
sie schifften so vil tagreyß
biß sie kamen gen Alexandria
Als sy dahin kamen
da schenckt der Patron den Peter dem Soldan
Da jn der Soldan ersehen het
da gfiel er jm wol
vnd danckt dem Patron
Der Peter trůg die gulden ketten all wegen am hals
wo:elche jm die scho:en Magelona het geben
darumb gedaucht den Soldan
das er eins grossen geschlechts were
Er ließ jn auch fragen durch ein Dolmetschen
ob er zů tische dienen künd
da antwort jm Peter ja
Also befalch der Soldan
man solt jn die weise vnderrichten
der Peter lernets also wol
das ers jn allen vor thet
Auch gab got der allmechtige dem Soldan die gnad
das er den Peter lieb gewan vnd also seer
als wer er sein einiger geborner sun gewesen
Der Peter vnderstůnde sich auch #647# die sprach wol zů lernen
vnd redt gůt mo:erisch vnd kriechisch
vnd was also züchtig vnd freüntlich
das jn yederman am hoff lieb gewan
als were er ein eigner sun gewesen oder brůder
Es was auch seyns gleichen nit am hoff mit allerley geschickligkait
darumb er auch seer geliebt ward
Also das alles am hoffe durch jn geschehen můst bey dem Soldan
Dann was jm beuolhen war zů thůn vnnd außzůrichten bey dem Soldan
das thet er mit gantzem fleyß
derhalben er herfür gezogen war
in diser ehr was der Peter bey dem Soldan
Yedoch mocht er nie fro:elich werden
Dann sein hertz was jm allwegen schwer
so er gedacht an seyn aller liebste Magelona
vnd hette gewo:elt
er were inn dem Mo:ere ersoffen
damit er solcher schmertzen erledigt worden
Also gedacht der Peter an sein traurigs leben
Doch ließ er sich nichts mercken
wiewol sein hertz allwegen betru:ebt war
vnd thet offt Got bitten
weil er jm geholffen hette auß der grossen ferligkait des mo:ers
das er jm auch hulff vnnd gnade gebe
damit er das heylige Sacrament der ehe mo:echte entpfahen
ee er sturbe
Er gab auch vil almůsen den armen Christen von wegen seiner aller liebsten Magelona verhoffend
Gott wurde sie nit verlassen
Nun wo:ellen wir von jm lassen zů reden vnnd von der scho:enen Magelona sagen.

#648# Wie die scho:en Magelona lag auff des Peters manttel
und schlieff
vnd da sie erwacht
da fand sie sich alleyn.

ALs nun die scho:en Magelona nach lust het geschlaffen
dann sie mu:ede was
vnd gewacht hette die gantzen nacht
des sie nit gewont was
wachet sie auff
vnd gedacht
sie were bey jrem aller liebsten Peter
vermaint
sie hette jr haupt inn seiner schoß
Da sahe sie auff
vnd sagt
Mein aller liebster Peter ich habe wol geschlaffen
ich glaub gentzlich
ich habe euch verdrießlich gemacht
Vnd sahe also vmb sich
da fand sie niemants
stůnd auff
vnd erschrack sehr
fieng an mit lauter stymm zů ruffen durch das holtz Peter Peter
aber niemants wolt jr antworten
da sie niemants hort
noch sahe
were nit wunder gewesen
das sie von allen jren sinnen wer kommen
Da fieng sie an zů weinen
vnd gieng also durchs holtz ru:effend Peter Peter
als lang sie nimer ru:effen mochte
Da sie nun lange geru:effet hette und gesůcht
da ward sie heyscher von dem ru:effen
vnd stig jr ein schmertzen vnnd wee inn das haupt
das sie vermaint alda zů sterben
vnd fiel also inn einer onmacht auff die erden
als were sie #649# todt
darinn sie ein lange zeyt blibe
Vnd als sie nu wider zů jr selbert kam
da setzt sie sich nider
vnd fieng an zů thůn die jemerlichsten klagen
die ye ein mensch hette geho:ert
vnd sagt
Ach Mein aller liebster Peter mein liebstes lieb vnd hoffnung wa hab ich euch verlorn
warumb seit jr von mir gescheiden
vnd habt mich also verlassen ewr getrewe gesellin
jhr wist doch wol
das ich on euch nit habe wo:ellen leben inn meins vaters hauß
da ich also reychlich gehalten wardt
Ach wee vnd aber wee wie müget jr gedencken
das ich mo:ege leben inn diser wildnuß vnd wu:estung
Ach mein edlester herr inn wo:elcher jrrunge geet jr vmb
das jr mich also verlassen habet inn disen rauhen buschenn
inn wo:elchen ich werde eins jemerlichenn todts sterben
Ach wee vnnd aber wee was habe ich euch zů müßfallenn gethon
das jr mich habt gefu:ert auß meins vatters hauß des Künig von Neaples mich also in grossen engsten vnd schmertzen zů to:edten
habt jr doch mir also grosse lieb erzaigt
Ach mein aller liebster Peter habt jr an mir etwas gefunden
des euch nit gefallen hette
fürwar ich hab mich zů vil gegen euch entdeckt
Nu ich je solchs gethon auß grosser liebe
die ich zů euch getragen habe
dann nymmer mer kompt mir ein mensch also tieff inn mein hertz als jr
Ach edelster Peter wa ist ewr adel
wa ist ewr edels hertz
wa ist ewr glaube vnnd zůsag
Fürwar jr seit der aller grewlichst mensch auff erden
der ye von einer můtter geborn was
wiewol mein hertz kan
vnd vermag nichs bo:eses von euch zů sagen
Ach wee was kan ich mer für euch thůn
Fürwar jr seidt der ander Jason vnd ich die ander Medea
vnd sie gieng also verzweyffelt hin vnd her
vnd sůchte den Peter durch das holtz
vnd kam
do sie die pferd fandt
Als sie die pferde ersach
da fieng sie auff ein news an zů klagen vnd weinen
vnd sagt
fürwar mein aller liebster Peter ich erkenne ye
das jr mit willen nit seyt von mir gescheiden
das bin ich gantz sicher
Ach wee mein trewer liebhaber vnd ich #650# vngetrewe
das ich euch also geschmecht habe
darumb meyn hertz ist betru:ebt biß in den todt
Ach wo:elche abentewr hat vns von einander geschaiden
seydt jr todt
warumb bin ich mit euch auch nit tod
fürwar es ist keiner armen tochter nie widerfarenn so ein groß vnglück als mir
Ach glück du fahest jetzundt erstlich nit an zů verfolgen die getrewen vnd frommen
vnnd je ho:eher die personen seind
ye mer du mit jn zů kriegen hast
O gu:etiger Got
der du bist ein liecht aller vngetro:esten vnd verlassnen
ich bitt dich
du wo:ellest mich armen junckfrawen tro:esten
behalt
vnd behu:ette mir mein synn meyn verstand vnd vernunfft
damit ich nit verliere leib vnd seel
Laß mich sehen mein aller liebsten herrn vnnd gemahel zůuor
ehe ich sterbe
Ach wee mo:echte ich erfaren
wa er were
vnd so ich jn wüste zů ende der welt
ich wolt. jhm nachuolgen
on allen zweyffel glaub ich
dise widerwertigkait hat vns geben der bo:ese gaist
dieweyl vnser lieb nit ist gewest vnordenlich
vnd dieweyl wir nit haben wo:ellen bewilligen in sein bo:ese anfechtung
vnd dafür
das er in darumb gefu:ert habe inn ein frembde land vnser beyder gůtten willen zů brechen
Solchs vnd der gleychen sagt die scho:en Magelona inn jr selbs beklagende jr vnglück vnd jren aller liebsten Peter
gieng also hin vnd her durch das holtz wie ein verlaßne frawe
vnnd horchet
ob sie etwas mo:echt ho:ern oder verstehen nahe oder weyt
darnach stig sie auff ein baum
vnnd sahe sich vmb
ob sie etwas mo:echte sehen vnd erkennen
vnnd sahe nichts auff erdtreich dann holtz am land vnd ort des mo:ers
das da dick was
auff der andern seitten sahe sie nichts anders dann das tieffe mo:ere
Also blib die scho:en Magelona gantz traurig vnd beschwert disen gantzen tag on trincken vnd essen
Da nun die nacht kam
sucht sie ein grossen baum
auff wo:elchen sie mit grosser marter vnd pein stig
darauff blib sie die gantzen nacht sitzen #651#
Aber sie rüwet
vnd schlieff wenig
dann sie hett grosse sorg vor den wilden thiern
die wurden jr ein schaden thÜn
vnd also vertribe sie die gantze nacht
Darnach gedachte sie
wa er mdchte hin kommen sein
vnnd darnach
was sie thÜn wolt oder wa hinauß
Dann sie het jr inn jrem hertzen vestigklich fürgsatzt
sie wolt nit wider heim ziehen zů vater vnd müter
so sie sich m8cht enthalten vor der welt
dann sie forchte den Zorn jrs Vaters
vnd beschloß entlich bey jr selbs
sie wolt jren aller liebsten Peter s6chen durch die gantze welt.

Wie die scho:en Magelona herab stig von dem baum
vnnd kam
da sie die pferd fand
und band sie auf
ließ sie lauffen.

ALs nun der tag herfür brach
da stig sie vom baum hernider
gieng an den ort
da sie die pferde fand
die da noch angebunden warn
band sie auff mit weynenden augen
Vnnd
als ich inn mir gedenck
wie ewr herr ist verloren
vnd mich inn der welt thůt sůchen
also will ich auch
das jr inn die welt laufft
wa jr hin wolt
vnnd zoch jnen die zeum ab
vnnd ließ sie also lauffen durch das holtz
wa sie hin wolten
vnnd gieng darnach also lang imm holtz vmb sůchend ein weg
biß sie fand die land strasse
die gieng gen Rom
vnd da sie sich auff der landtstrasse fand
wandt sie sich wider bald dem holtz zů
vnd sůcht ein ort
das da dick was vnd hoch gelegen
darumb sie mochte sehen
wer hin vnd wider gieng
Aber sie mochte man nit sehen
Da sie nun ein zeit lang da blib
da sahe sie auff dem wege
als kem ein Pilgerin
der ru:efft sie zů jr
die kam als bald
vnd fragt
was sie begert
da bat sie die Pilgerin
sie wolte jr geben jhren rock vnd die ander klaider vmb jre scho:ene klaider
Da solchs die Pilgerin hort
gedacht sie bey jr selbs
sie wer nit alleyn imm holtz on leütte
vnnd vermaint
die scho:en Magelona spottet jr
vnd sprach
Gnedige liebe fraw so jr wol klaidt seyt
solt jr darumb der armen leüt Jesu Christi nit #652# spotten
dann solcher scho:ener rock
den jhr antragt
ziert euch den leib
Aber mein rock
hoffe ich
werde mir mein seel ziem
Da sprach die scho:en Magelon zů jr
Mein liebe schwester ich bitt dich
wo:ellest kein verdrieß haben
dann ich rede von gůtem hertzen
vnd will mit dir frey marckten
Nun
als solchs die Pilgerin verstůnd
das sie solches redt auß gůttem hertzen on allen spott
da zoch sie sich auß
vnd gab jr die kleider des gleychen die scho:en Magelona die jre
vnd beklaidet sich mit den klaidern der Pilgerin also wol
das man jr nit vill von dem angesichte mochte sehen
vnnd was sie nit verbergen mocht
da nam sie ein nasse spaichel vnd erdreich
beschmirt sich
damit sie nit erkannt wurde.

Wie die scho:en Magelona gen Rom kam inn der Pilgerin klaider
vnnd wie sie jr gebett thet vor dem hohen altar inn Sanct Peters kirchen.

DJe scho:ene Magelona nam jren weg gen Rom inn disen klaidern
vnd gieng also lang
biß sie inn die stadt kam
Als bald sie dar kam
gieng sie des ersten gangs inn sanct Peters kirchen
vnd knieet für den hohen altar nider
vnnd fieng an jnnigklich zů weynenn vnnd zů seüfftzen
vnnd verbracht also jhr gebeth.

O Allma:echtiger ewiger Got Jesu Christe
der mich hast auß deiner miltigkait gesetzt inn grosse lust
vnnd hast mich zů gesellet dem edlesten diser welt
wo:elchenn ich mer geliebt habe dann kain menschenn diser welt
vnnd durch dein macht vnnd gewalt hast verschaffet
das wir von einander seint gescheyden wordenn durch abentewr.

O Mein Gott das ist vnnser sündenn schuldt
dieweyl wir sünder seyn
Yedoch O Allmechtiger ewiger gu:ettiger Gott Ehs gedunckt mich
du soltest jhn mir nitt gebenn habenn
dieweyl du mir jhnn wider hettest allso wo:ellen nemen
hierumb bit ich dich auffs demu:etigst bey deiner mensch werdung
als du vns geleych bist worden doch on #653# alle sünde vnnd durch dein milde barmhertzigkait
es sey dein will vnd gefallen
so es mo:eglich ist
du wo:ellest mir mein aller liebsten Peter vnd gemahel wider geben
dem ich durch dein go:etliche schickung vorehlicht worden
O du gu:etiger Christe ich bit dich
du wo:ellest dise deine tochter tro:esten
dann ich wende mich zů dir auß gůtem hertzen vnd willen
laß mich nit also betru:ebt jrr vmb gehen in diser welt
Ach du gu:etiger Gott ich bit dich
du wo:ellest behu:ettenn mein aller liebsten vnnd getrewstenn gemahel Peter
der dich in allem sein thůn vnd anfahen hat geert
so er lebendig ist
du wo:ellest verhelffen
damit er zů mir komme vnd ich zů jm
vnd das wir hinfür mügen vnser leben enden in gůtem frid vnnd trewen sacrament der ehe
hilff
das wir nit also verloren vmb ziehen inn diser welt
hilff
das vnser trewe lieb nit also verloren werd
erzeige vns beiden dein miltte barmhertzigkait
Als sie nun jr gebeth also hett volendet
stůnd sie auff
vnd wolt inn ein herberg gehen
da ersahe sie jren vetter inn die kirchen tretten
der da was jr můtter brůder in grosser eher vnnd gesellschafft
wo:elche sie theten sůchen
darab sie seer erschrack
doch namen sie jr nit acht
dann es kont sie vnder jnen keiner erkennen in diser klaidung
vnd gieng also wie ein Pilgerin
inn dem spital blibe sie xv. tage wie ein arme Pilgerin
Vnd gieng alle tage inn die kirchen sanct Peters
vnd verbracht alda jr gebet in grosser traurigkait vnd grossen weinen verhoffend
Gott der allmechtig wurde sie endtlich erho:eren
Jn dem
als sie alda blibe
fiel jr zů
sie wolte ins land Prouincia ziehen
dann sie da verhoffet etwas von jrem aller liebsten Peter dester ehe zůho:eren
Vnd macht sich auff den weg
vnd zoch also lang
biß sie kam inn ein stadt genannt Genua
da erfragt sie den weg gen Prouincia
welcher der kürtzest vnd sicherst were
vnd es wart jr geraten
sie solt auff dem mo:er faren
dann der selbig weg were der kürtzest vnd sicherst
Vnd als sie an die pfort des mo:ers gieng
da fand sie zů allem glück ein #654# schiff gantz zů beraydt
das da wolt gehn gen todten wassern genannt
Sie kam mit dem Patron vberein
vnd zoch mit jm da hin
Als sie nun da hin kam
da gieng sie eins tags durch die stat wie ein arme Pilgerin
da ru:effet jr ein fromme fraw
vnd nam sie inn jr hauß vmb gots willen
sie assen
vnd truncken auch mit einander den selbigen tag
da fragt die gůt fraw die scho:en Magelona vil von jhrer walfart
Also sagt sie jr
wie sie keme von Rom walfarten
darnach fragt sie wider die scho:ene Magelona von der gewonhait vnd eygenschafft des lands
vnd ob frembde leüt mo:echten sicher wandern
da sagt sie
jr wisset liebe Pilgerin
das wir hie habenn ein herrn dises lands auß Prouincia von hinnen gen Aragon
vnd haist vnser herr der Graff von Prouincia
Er ist mechtig
vnd helt sein land in gůttem frid Also
das nie kein mensch hat vernomen
das yemants were ein verdrieß geschehen
dann er befülcht sicherheit vnd gerechtigkeit zů halten inn seinem lande
Er vnd die greffin seind also freüntlich vnd holtselig gegen armen leüten
das es wunder ist
Aber sie sein seer betru:ebt vnd zornig vnd wir alle mit jnen als die vnderthanen von jrs sons wegen genannt Peter
der da ist der edelste Ritter inn diser welt
dann er ist in zweyen jaren weg gezogen sich zů u:eben in der welt in ritterspilen
vnd von diser zeyt ist nichts mehr von jm geho:ert worden
sie besorgen allein
er sey todt
oder jm sey ein grosser schade widerfaren
des dann ein grosser schad were
vnnd fieng also an zů erzelen die gu:ethaten vnd tugent des edlen Peters
die er hette
Als solchs die scho:en Magelona mercket vnd geho:ert von dem Graffen vnd der grefin
vnd das der Peter nit heim was kommen
da erkannt sie
das der Peter nit willigklich was von jr kommen
vnd solchs hette gethon ein bo:ese abentewr
vnd also von mitleyden fieng sie an zů weynen
vnd die gůt fraw
dabey sie was
vermaint
sie weinte auß mitleyden
vnd hielte sie dester baß
vnd můst die nacht bey jr schlaffen.

#655# Wie die scho:en Magelona sich fu:eget auff ein Port der Heyden zů dienen den armen leüten inn ein klein spital da selbst und da behu:eten jr junckfrawschafft
und wartendt
ob sie mo:echte etwas von jrem liebsten Peter erfaren.

DJeselbige nacht setzt jr die scho:ene Magelona imm hertzenn für
dieweyl der Peter nit heim kommenn were
sie wolt sich an ein ende wenden
da sie dem allmechtigen Got andechtigklich mo:echte dienen
damit sie jr junckfrawschafft dester bas mo:echte vnbefleckt behalten
vnd ob sie mo:echte etwas erfaren von jrem lieben Peter
Dann sie verhoffet da mer etwas erfaren von jm dann anderst wa
vnd thet also fragen
ob inn dem lande were ein ort
da man andechtigklich mo:echte got dienen
die gůt fraw wirtin sagt
das nahet wer ein jnsel des heidnischen pfordts
da alle schiff vnd kauffmanschafft hin kemen auß allen landen
da hin kemen auch vil armen menschen kranck vnd schwach
Also gieng die scho:en Magelona das ort zů besůchen
vnd gefiel jr wol
Ließ von dem gelt
das sie het
ein klein kirchlein bawen vnd #656# ein klein spital mit dreyen betten
inn der selbigen kirchen ließ sie machen ein altar in der ehr S. Peters jrem aller liebsten Peter zů gefallen
vnd gab der kirchen den namen S. Petters von Magelonen
Da nun die kirch vnd das spittal gebawt was
da thet sie sich hinein
vnd dienet den armen da selbst mit grosser andacht
vnd fu:ert ein scharpffs leben. Also
das die leüt der jnsel vnd auch die vmbligende sie hielten für ein heylige frawen
Man nennet sie auch die heylige Pilgerin
Es kam groß opffer inn des kirchlein von vil leüten
Vnd ward also weit bekannt
das der graff vnd die greffin des Peters vater vnd můter selber in grosser andacht kamen die kirchen zů besůchen
Es begab sich eins tags
das sie kamen alle beyde zů besůchen dises kirchlein vnd spittal
vnd sahen der spittalerin wesen
sagten wider einander
es můß ein heylige fraw sein die spittalerin
Als sie die zwey ersahe
gieng sie zů jnen als eine
die sich wol zů halten wüßte
vnd erbotte jnen ehr
vnd befalch sich jhnen beyden
wo:elchen erbieten der Graff vnnd die greffin ein gefallenn entpfiengen
vnnd gefiel jhnen jr weyse gar wol
Yedoch zoch die Greffin die spittelmaisterin auff ein ort
vnnd redten vil mit einander von mancherley dingen
vnnd kam also weyt
das die grefin jhr saget
wie sie betru:ebt were vmb jren son
vnnd fieng an hertzlichen zů weynenn
die spittalerin thet sie auff das beste
so sie mochte
tro:esten
wiewol jr no:ettiger wer gewesen sie zů tro:esten dann der Greffin
Yedoch ward die greffin fein durch die spittalerin gestillet
vnnd sagt zů jr
sie hette eynen grossen gefallen inn jrem reden
vnnd sprache
sie wolte offt zů jhr kommenn
vnnd alles
was sie bedo:erffte
das solt sie begern
das wolte sie jr nitt versagenn
darumb die hospittalerin jr danck sagt
Also zoch die greffin wider heim
vnnd badt die spittalerin
sie solte Got trewlich bitten
damit sie erfu:ere
wa jr son were
das jhr dann die spittalerin verhiesse mit gůtem hertzen
vnnd schiedenn #657# also von einander
vnd die spittalerin gieng hin
vnd wardtet der armenn leütte
wie sie denn gewonet zů thůn
vnnd fu:ert eyn harttes lebenn.

Wie die fischer des selbigen orts eins tags fischeten
vnd fiengen ein scho:enen fisch genannt ein mo:erwolff
und von wegen seyner scho:ene schenckten sie jn dem Graffen und der Greffin.

EJns tags begab sichs
das die fischer des selbigen orts fischeten inn dem mo:er
vnnd fiengenn ein fisch genannt ein mo:erwolff
der seer scho:en was
darumb sie jn dem Graffen vnd der greffin schanckten
wo:elchen sie mit grossen danck entpfiengen
Als nun der fisch durch die diener ward getragen inn die kuchen jhn zů beraiten
da fand
der jn beraitet
inn des fisch bauch ein roten zendel
vnd da sie solchs sahen
da nams eyn Mayd
vnd brachts der Greffin zů besehen
vnnd sagt
Gnedige fraw wir haben das gefunden inn dem fisch
das nam die Greffin
vnd wickelts auff
vnd fande darinne ligen die drey ringe
wo:elche sie hette geben jrem liebsten Sun Peter
als er von jr war gezogen
vnd als sie die selbigen #658# gesehenn hette
da kant sie die ringe
fieng an zů weynen jnnigklich vnnd zů fu:eren einen grossen vnmůt vnd trau ren
vnd sprach
Ach wee allmechtiger ewiger gu:etiger Got nun bin ich sicher vnd gnůgsamlich bericht
das mein aller liebster sun todt ist
Nun bin ich aller meiner hoffnunng beraubt
ich werde jhn nimmer sehen
O allmechtiger ewiger gu:etiger Got was hat dise vnschuldige Creatur verwirckt
das jn der fisch hat verschlückt
da die Greffin also heület
vnd schrey
in dem kam der Graff
vnnd als er das geschray erhort
welchs die greffin thet
erschrack er sehr
vnd fragt
was das were
vnd gieng also inn jr kamer zů jr
Als jhn die greffin ersahe
sagt sie zů jm kleglich vnd weinend
Ach wee wee wie bringt vnns ein vnuernünfftig thier das bo:ese meer vmb vnsern liebsten sun Peter
vnnd fieng jm an zů sagen
wie sie hetten gefunden ein zendel
darinne weren gelegen die drey ringe
wo:elche sie jm hette geben
als er hinwegk von jr zoch
vnnd zaiget die selbige ringe dem Graffen
da er sie ersahe da gezaygt
kanntte ers als bald
vnnd wardt auch seer betru:ebet
leget sein haupt auff das bette
vnd fieng an klegklich zů weinen wol ein halbe stundt
darnach als ein tugentreycher vnd behertzter herr kam er zů der greffin
vnd tro:estet sie auff das beste
so er vermocht
vnd sprach zů jr
wisse liebe haußfraw
das diser sun nit vnser sunder gots des allmechtigen gewesen ist
dann er hat jhn vns geben
Nun jetzunder hat es jm wider gfallen zů schaffen nach seinem go:etlichen willen mit jm als mit seinem eygen gůt
darumb wir nit sollenn zornig sein oder traurig
darumb bit ich dich
du wo:ellest abstellen deinen vnmůt vnd schmertzen vnd Got loben
das er jn vns hat geschickt vnd geben
vnd so du das würst thůn
so thůst du eyn gefallen Got dem allmechtigen ja mir auch
Also bald befalch er seinen dienern hinwegk zů nemen die kostlichen theppich seins palasts vnd dar hengen schwartz tu:echer #659# durch seyn gantz hauß
Als solchs die vnderthanen erfu:eren
da wurden sie alle traurig
dann sie hetten den jungen Graffen seer lieb
Nit lang darnach het die greffin willen zů ziehen zů der spittalerin die kirchen vnd spittal zů besůchen vnd der spittalerin jr not zů klagen
Als sie zů jr kommen vnd jr gebet inn der kirchen verbracht hette
Nam sie die spitalerin bey der handt
vnd fu:ert sie inn eynen bethstůl
fieng an mit grossem seüfftzen vnd schmertzen jr zů sagen
wie es ergangen were
vnd zů erzelen
wie das sie kein hoffnung mer hette jrn liebsten sun zů sehen
da die spittalerin solchs von der greffin verstanden hett
fieng sie an jnnigklich mit jr zů weynen
vnd sagt
Gnedige fraw ich bit euch
so jr die ring habt
jr wo:ellet michs sehen lassen
die greffin zochs herfür
vnd gabs jr zů sehen
da sie solche ring ersahe
erkannt sie die selben bald
vnd were nit wunder gewest
das jr hertz vor leyde were zerbrochen inn jrem leib
Yedoch wie ein tugentreiche vnd weise tochter
die jr hoffnung in got allein setzt
sagt sie also
Gnedige fraw jr solt euch nit bekümmeren
dann die ding
so nit gewiß sein
sollen verhofft werden
wiewol das die ringe sein
wo:elche jr ewrm liebsten sůn geben habet
Es kan
vnd mag doch wol sein
das er die selbigen hat verlorn oder einer andern Person geben
darumb ich euch bitte
jr wo:elt euch nit mer betru:eben oder bekümmern
darinn werdet jr ewren herren thůn zů gfallen
dann jr mert jm sein schmertzen
als bald er euch sihet betru:ebt vnd traurig
Darumb kert euch gegen Got den allmechtigen
vnd danckt jm vmb alles
das er euch erzeigt hat
also tro:estet die spittalerin die Greffin auff das best
so sie vermochte
wiewol jr schmertzen nit weniger warn dann der Greffin
sie were auch wol notürfftiger tro:estens gewesen dann die greffin
die greffin gab grosse gabe inn das spittal got für die seel jrs suns zů bitten
so er tod wer
wa nit
das sie etwas gůts von jm erfu:ere
vnd zoch also wider heim
vnd die spittalerin belib also vast traurig
vnd fiel auff jhre knye vor #660# dem altar bittend
vnd bat Gott
so er lebendig were
jn zů fhren inn aller sicherhait zů seinen freünden
wa er aber todt were
wolt sich Got seiner armen seel erbarmen vnnd der selbigen gnedig sein
vnd blib lang also in jrem gebeth
Nun w&llen wir auff h6rn zů reden von dem Graffen vnd der grefiin vnd der spitalerin
vnnd w8iien reden vonn dem Peter
da er die zeyt am hoff des Soldans war.

Wie der Peter ein lange zeyt blib an dem hoff des Soldans
und durch sein geschickligkait regiert er den Soldan und den gantzen hoff
dann yederman het jn lieb.

DEr Peter blibe ein zeyt lang an dem hoff des Soldans zů Babilonien
vnd ward von dem geliebt
als were er sein eygner sun
Der Soldan mocht auch kein freud haben
der Peter were dann bey jm
Doch hette der Peter allwegen sein hertz zů der scho:enen Magelona
dann er wuste nit
wa sie hin was kommen
Also nam er jm eins tags für erlaubnuß zů nemen von seinem herrn sein vatter vnd můtter zů besůchen
vnd es begab sich eins mals
das der Soldan eyn groß fest hielt
vnd was fro:elich
vnd gab groß gaben vil menschen
#661# da ersach der Peter die zeyt
vnnd fiel für jn auff sein knye
vnnd sprach also
Herr ich bin lange zeyt gewesen an ewrem hoff
vnd durch ewr sonderlich gnaden vil sachen
so ich euch für getragen
vonn euch erho:ert worden
hab auch vil ander leüten jre sachen außgericht
Aber meinent halbenn mir zů gebenn hab ich noch nie nichts begert oder gebetten
darumb ich auff diß mal ewer gnaden bitten wolte etwas zů geben
so jr mir solchs nit abschlahen woltet
Als jn der Soldan sahe also demu:etigklich bitten
sprach er zů jm
Lieber Peter es ist nit wenigers
was du von eins andern wegen begert hast
hab ich dir gůtwilligklich bewilliget
wie vil mer
so du für dich selber würdest bitten
will ich mit einem fro:elichen hertzen dir geben
was du begerest
darumb beger
was du wilt
es soll dir von mir nit abgeschlagen werden
Solliche gnedige vertro:estung war den Peter hertzlichen erfrewen
vnd sagt zů jm
Gnediger herr ich beger nit mer von euch
dann jr wo:ellet mir gnedigklich erlauben heim zů ziehen vatter vnd můtter auch andere meine freünde zů besůchen
dann dieweil ich bin gewesen an disem hoff
hab ich nichts von jnen mo:egen erfaren
darum ich euch bitte mir gu:etlich vnd gnedigklich zů erlauben vnd solchs kein beschwerung zů haben
Als der Soldan solchs von Peter vernam
warde er vnwillig
vnd sagt zů jm
Lieber Peter gůter freünd ich bitt dich
du wo:ellest deins hinweg ziehens nit mer gedencken
dann du magst nirgent hin kommen
da du baß gehalten werdest dann bey mir
du wirst auch kein freünd finden
der dir also vil gůts beweyst als ich
dann ich will dich nach mir machen den gewaldtigsten man des gantzen lands
vnd so es mir bewust gewesen solchs von mir zů begern
ich hette dir nit zů gesagt sonder dein begern abgeschlagen
dann dein hinweg ziehen wirt mich vnwillig machen
Yedoch
dieweyl ich dir solchs hab zů gesagt
will ichs halten
#662# wiltu von mir ziehen
so zeüch hin
Doch wirstu mir verheissen
so du vatter vnd můtter besůcht hast
du wo:ellest wider zů mir her kommen
vnd so du jm also thůst
wirstu thůn als ein weiser
das jm dann der Peter verhieß zů halten
Nach dem ließ der Soldan ein befelchbrieff durch sein land auß gehn
vnd gab jn dem Peter
inn wo:elchem stůnde geschriben
an wo:elchs ort er keme des Moren lands
solt man den Peter halten als jn selber
vnd das man jm in allem behilflich were
das er begerte
vnd mit dem gab jm der Soldan gold vnd silber in grosser menge vnd andere kleinat
Also nam der Peter
da es jm gelegen was
vrlaub von dem Soldan
vnd zoch hinweg
von seinem abziehen weinten vil
die jn lieb heten
Er kam in kurtzer zeyt gen Alexandria
Als er dahin kam
zaygt er seyne brieff dem stadthalter alda des Soldans
Als er die brief verlesen hete
da erbot er dem Peter grosse ehr
vnd fu:ert jn inn ein kostlich herberg
die mit allem
so man haben solt
versehen was
da versach er sich mit allen dem
so jm von no:eten was
vnd nam den schatz
den jm der Soldan geben het
ließ jm xiiij. lagel machen
die auff beiden seiten mochten gefült werden mit saltz
vnnd inn die mitte legt er den schatz
vnnd da sie zů gericht waren
gieng er an das mo:er
vnd fande zů glücke alda ein schiff
das wolt geen inn Prouincia
das mit allem berait was als bald daruon zů faren
da redt der Peter mitt dem Patron des schiffs
ob er jn wolte mit jm nemen mit xiiij. lageln
die er hette
vnd sagt
er wolte die selbigen geben inn ein spittal
darumb wolt er jm sein willen machen
Als der Patron des schiffs den Peter het vernomen
antwort er jm
vnd sprach
er were des wol zů friden
das er mit jm zuge
aber der xiiij. lagel halben wolt er jm raten
er liesse sie hinder jm
vnd fu:erte sie nit mit
dann so er inn Prouincia kem
funde er allwegen saltz in gůtem kauff
Doch antwort jm wider der Peter
er solt sich darumb #663# nicht bekümern
dann er wolt jn wol bezaln allein
das er sie jhm fu:erte
dann er wolts dahin fu:eren
wa es jn gůt gedunckt
Als der Patron die antwort des Peters gehort
schwig er still
vnd was damit zů friden
der Peter bezalet den Patron wol
Da sagte der Patron
er solt sein saltz inn das schiff legen
vnd was er mit jme gedachte zů fu:eren
dann mit gottes hilff wolt er wol hinweg farenn
so gůte windt auff stu:enden
dise nacht hetten sie gůten windt
vnnd liessen die segel auff ziehen
vnd kamen glücklich inn ein jnsel genannt Sagona
vnnd funden alda su:eß Wasser
der Peter was mu:ed
stig auff das land
vnd wolt nit auff dem mo:er bleiben
Da er auff das lande kam
gieng er auff der jnsel hin vnd wider
vnd fandt die scho:enste blůmen
Also setzt er sich mittenn eyn
vnnd vergaß also seynes leyds eins thayls
Da fande er vnder den blůmenn eyne
die was die scho:enste ob allenn vonn farbenn vnnd geschmack
ehr brache sie abe
Als bald fiele jhm zů die scho:ene Magelona
da fienge ehr ahn zů sagenn
Wie dise scho:ene blům vbertrifft alle andere blůmen
also auch vbertrifft die scho:ene Magelona alle andere junckfrawen vnnd frawen mit scho:ene
vnd fieng also an hertzlich zů weinen vnd zů entpfinden grossen schmertzen inn seinem hertzen
vnd gedachte
wa sie hin wer kommen
in disem gedancke ward er schla:efferig
vnd legt sich schlaffen
die weil stund auff ein gůtter windt
da ließ der Patron ru:effen
yeder man solte zů schiff gehen
da der Patron sahe
das der Peter nit verhanden was
da befalch er jn zů sůchen
Aber man kunde jhn nitt finden
sie ru:efften laut
aber er schlieff zů hart
der halben ers nit hort
als sie jn nit funden
da wolt der Patron
dieweyl er also gůten wind hette
die zeyt nicht versaumen
vnd hieß die segel auffspannen
vnd fůren also daruon
der Peter aber blibe ligen so schlaffend
Sie schifften also lang
das sie kamen an pfort der heiden genannt
vnd da lůden sie das schiff abe
Als sie nun die xiiij. lagel funden
sagten sie zů dem Patron
was wo:ellen wir mit den lageln #664# thůn des edelmans
der auff der jnsel Sagona ist hinder vns gebliben
der sein schiffgelt wol bezalt hat
dieweyl er gesagt
er wo:elle sie inn ein spittal geben
da wurden sie eins vnder einander die selbigen zů geben inn das spittal Sanct Peters
dann sie gedachten
sie kuntens nit baß anlegen
Da gieng der Patron zů der spittelmeisterin
vnd sagt jr
das der herr der lageln were verlorn worden
darumb er sie wolte geben inn das spittal
sie solte Got für die seelen bitten.

Wie die Spittalerin ein grossen schatz fande von gelt silber und kleinater inn den lageln des Peters
die da warden geben inn den spittal vmb Gottes willen.

ES begab sich eins tags
das die spittalerin saltzes notürfftig ward
Also machet sie ein lagel auff
da fand si in der mitten ein grossen schatz von gold
dauon sie erschrack
vnd nam ein andere
brach sie auff
da fand sie auch wie inn der ersten
da sagt sie bey jr selber
Ach armer mensche Got der allmechtige habe deine seeln
dann ich sihe wol
das ich nit allein mit schmertzen vnmůt vnd tru:ebsal vmbgeben bin
darnach nam sie die andern lageln alle
vnd schlůge sie auch auff
da fande sie einen grossen schatz
Als bald ließ sie Meürer vnd andere werckleüte beru:effen
vnd fieng an die kirchen gro:esser zů machen
vnd macht also ein scho:ene kirchen vnd ein spittal
inn wo:elchen gots dienst ward fleissig besta:elt
vnd kame das geschrey so weit
das vil volcks dahin kam
vnd brachten groß almůsen vnd opffer
vnd verwunderten sich darab
das die spittalerin wüste also kostlich zů bawenn
dann man sich bey jhr nitt gelts versach.

#665# Wie der Graff mit sampt der Greffin kam zů besůchen die kirchen Sanct Peters von Magelona genannt.

DEr Graff mit der Greffin kamen auch hin die kirchen zů besůchen in grosser andacht
vnd horten da messe
darnach redten sie mit der spittalerin
Die spittaIerin tro:estet sie beide auff das beste
so sie vermochte
vnd sprach
sie solten nicht zweyffelen ob den geschichten gots
dann Got der allmechtige mo:echte sie wol erfrewen mit jrem sun
wiewol sie nottürfftiger zů tro:esten gewesen were
Dann die zway hetten allein ein schmertzen von wegen jres lieben suns
wo:elchs menschlich ist
Aber die scho:ene Magelona het verlorn jr künigreych
sie hette auch kein hoffnung mer darzů
des gleychen was sie kommen in vngnaden jres vatters vnnd můtter
zů dem hette sie verlorn jhren aller liebsten gemahel Peter
darumb sie dann wol billich betru:ebt war
Nach dem zogen der Graff vnd die Greffin wider heim
Nun wo:ellen wir schweigen des bawens vnnd auch der spittalerin
vnd wo:ellen reden von dem Peter.

Wie der Peter entschlaffen inn der jnsel blib
da er seiner liebsten vnnd getrewsten Magelona gedacht.

DEr Peter blibe also entschlaffen ligen inn der jnsel ein gůte zeit
darnach sahe er auff
da sahe er
das nacht was
des er sich verwundert
vnd stůnd bald auff
gieng zů dem mo:er
da er das schiff hett verlassen
als er das selbig nit sahe
da gedacht er
die nachte betruge jn
damit ers nit sehen mo:echt
vnnd fieng laut zů ru:effen
aber es antwort jm niemant
Da vberkam er grossen schmertzen in seinem hertzen
das er nider fiel
als were er gantz todt
vnd verlor gar sein vernunfft
vnd fieng darnach an hertzlichen zů weynen
vnd sprach
O allmechtiger ewiger gu:ettiger Got werde ich nit eins mals meiner tag erlediget
kan ich nit sterben
wo:elcher #666# mensch ist auff erdtrich
den das vnglück also veruolge als mich
O allmechtiger ewiger Gott ist es nit gnůg gewesen
das ich also erba:ermklich hab verloren die aller scho:enste Magelona mein getrewstenn gemahel
darnach ward ich durch vnglück gesteckt in dienstparkeyt eyns heyden eines feind des Christenlichen glaubens
dem ich gedient hab on all meinen danck ein lange zeyt
Yetzund hett ich verhofft zů tro:esten vatter vnd můter
so bin ich hieher inn dise wu:esten kommen
darinnen ich keinen menschlichen trost finde
darumb mir der todt nutzer were dann das leben
Yedoch allmechtiger Got
dieweyl du mir solchs zů schickest
will ichs willigklich von dir annemen
vnnd hoff
durch disen meynen todt werden sich alle mein schmertzen leychtern vnnd mindern
Jnn solcher wu:este weynet
vnnd beklagt sich der Peter die gantze naht biß an den morgen
vnnd sůchet inn der jnsel
ob er mo:echte ersehen ein schiff
das jm auß der jnsel mo:echte helffen
Aber er mochte nichts ersehen
das jm hette mo:egen helffen
da er sich mit diser tru:ebsal vmbgeben sahe
gedacht er an Got
dann er vermeint sich nahet zů sein seinem ende
vnnd bat jn
er wolt sich erbarmen vber sein arme seel
da schicket Gott der allmechtige
der die seinen nit verlast
die sach also
das ein fischer schifflein kam
darauff man wolte su:esses wasser holen
Als die fischer kamenn inn dise jnsel
fundenn sie den Peter gestrackt ligenn
als ob er todt were
Als sie solchs ersahen
hetten sie ein mitleyden mit jhm
vnnd gaben jm zů essen specerey confect vnd trincken
legten jn auff jre bette
das sie hetten
vnd deckten jn warm zů auffs beste
als sie mochten
Da er nun ein wenig wider zů im selber kam
trůgen sie jn inn das schifflein
vnd fůren inn ein stadt genannt Crapona
da halffen sie jm inn das spittal
vnd giengen also von jm
vnd befalen jhn dem spittelmeyster
Nach dem er nun ein zeyt lang inn dem spittal was
vnd mochte wider essen vnd trincken
sein sach auch #667# von tage zu tage besser ward
da wandert er hin vnd wider
ob er mo:echte gesund werden
Aber seines hertzen grosse schmertzen mochten solchs nit leiden
vnd betru:ebten jn zů seer
das er kranck blib inn der stat ligen bey ix. monat
er was auch noch nit heil vnd gsund
Eins tags begab sichs
das er spatziern gieng an das mo:er
wie er gewonhait hette
vnd sahe ein schiff am Port
zů wo:elchem er gieng
da horte er die schiffleüte die sprach seins vatterlands reden
da fragt er sie
wann sie heim wider wolten faren
sagten sie jm auffs lengste auff zwen tag
da kam der Peter zů dem Patron
vnd batt jn vmb gottes willen
er wolte jn mit jm fu:eren
dann er were auch auß dem lande
er were lange zeyt kranck gelegen
Antwort jm der Patron
er were es willig zu thůn vmb gots willen
dieweyl er ein lantzman were
doch můst er mit jm faren gen todten wasser genannt inn der jnsel der heiden Port
Deß was er wol zů friden
vnd trat also zů schiff
Jnn dem begab es sich eins mal
das die gesellenn des schiffs redten von der kirchen Sanct Peters zů Magelon vnd dem spittal
Da der Peter hort reden vnd nennen Magelon
verwundert er sich
vnd fragt
wa solche kirch were
Also sagten sie es jm
Es lege inn der jnsel die heidnische Port genannt
da were ein scho:ene kirch vnnd spittal gebawet
darinn Got vil zeichen thete
vnd sagten dem Peter
wir raten euch
das jr euch da hin gelobet
dann on allen zweyffel werdet jr gesundthait erlangen
so jr euch dahin gelobet von grund ewrs hertzens
Als der Peter solchs von den schiff gesellen geho:ert hette
da verhieß er Got
er wolte inn dem selbigen spittal ein gantzen Monat bleiben
ehe er sich zů erkennen gebe vatter vnd můtter
biß er gesund wurde von seiner kranckheit
vnd etwas hortte vonn seiner scho:ensten Magelona
wie wol ehr glaubte
sie were todt vor diser zeyt
Die schiffleüte schifften also lang
biß sie sicher kamen an den #668# Pfort der heyden genannt
vnd lůden den Peter alda abe
Als nun der Peter auff dem lande was
gienge er als bald inn die kirchen
vnd dancksagt Gott dem allmechtigen
das er jm hette sicher biß dahin geholffen
da er nun gebett hett
da gieng er inn den spittal sich zů růw gebenn als ein krancker
damit er seinem verheissen gnůg thet
Als nun die spittalerin nach jrem gebrauch vmb gieng die krancken zů besehen
da ersahe sie jn
das er neurlich was kommen
vnd hieß jn auff stehen
wůsche jm seine hende vnd fu:esse
vnd küsset jn
wie sie gewont was
bracht jm zů essen
darnach legt sie jm scho:ene weisse reinen tu:echer vnder
vnd hieß jn sich darein legen
vnd sprach zů jhm
Alles
was jr bedürfft
das begert
soll euch gegeben werden
damit jr baldt gesund werdet
also pflegt sie allen krancken zů thůn
die zů jr kamen.

Wie der Peter gieng inn ein spittal inn der jnsel genannt der heyden Port gelegen
wo:elchs die scho:en Magelona ein stiffterin was.

ALs der Peter inn disem spittal ein zeit lang růwet
nam er an seiner gesundhait seer zů
dann die spittelmeisterin sein wol wartet
Er verwunderet sich auch seer jrer grossen mu:ehe vnd arbeyt
die sie bey jm thet
vnd sagt in seinem hertzen
On zweiffel můß dise fraw ein heylige person seyn
Nun begab sich eins mals
das der Peter gedacht an sein aller liebste Magelona
vnd fieng an zů seüfftzen vnd weynen
vnd sprach
O allmechtiger ewiger Gott so du mich durch dein go:etliche milde liessest wissen von meinem aller liebsten gemahel der scho:enen Magelona
wolte ich meyns leydens alles vergessen vnnd gedult tragen haben
wie wol allmechtiger Got ich verdient vnd verschult habe ergers zů leyden
dann ich bin gewesen ein vrsach jres hinweg ziehens von vatter vnd můter vnd jrem künigreych
auch bin ich ein vrsach
das die wildenn thier sie haben gefressen
die #669# doch also hüpsch vnnd scho:en was
wa du sie auß sundern gnaden nit hast behu:et
Vnd ob sie tode were
bit ich dich
du wo:ellest mich auch nit lang inn diser welt lassen leben
dann on sie wirt meyn leben aller schmertzen vol sein
ich beger auch lieber zů sterben dann zů lebenn on sie
Als er solchs sagt
da ließ er eyn grossen seüfftzen
Nun gieng die Magelona von eynem krancken zů dem andern
wie sie gewont was
vnnd als sie kam zum Peter
vnd solchen seüfftzen vonn jhm vernam
da gedacht sie
was jm felet
oder were
vnd sprach zů jm
Lieber gůtter freünd was felet euch
So jr etwas woltent haben
zeyget es an
so soll es euch werden
da will ich auch kein gelt sparen
da danckt jhr der Peter
vnd antwort
Es felt jm gar nichts
Nun
wie der krancken vnd betru:ebten gewonhait ist
wann sie gedencken an jr vnglück
so beklagen sie sich
vnd haben kein leichterung inn jhrem hertzen dann also zů betrachten
Als die spittelmeisterin hort reden vonn dem vnglück
Da fieng sie an in zů tro:esten freüntlichen
vnd fragt jn vmb seyn tru:ebsal
da sagt jr der Peter alles sein anligen
doch nennet er niemans
vnd sprach also
Es ist gewesen ein reycher sun
der hort reden von so einer scho:enen junckfrawen inn frembden landen
vnnd verließ derhalben vatter vnnd můtter
zoch hinweg die selbigen zů sehen
Also gab jm Got das glück
das er jr liebe erlangt doch gantz heymlich
das es niemants vernam
Er nam sie zů der ehe
vnd fu:ert sie heymlich hinweg von vatter vnd můtter
darnach verließ er sie inn einem wilden walde schlaffend ligen zů vberkommen seine ringe
Vnnd zeygt jr alles jr geschicht an biß auff die zeyt
das er kommen war inn das spittal
Durch dise wort die scho:en Magelona wol verstündt
das er der Peter jr aller liebster gemahel was
den sie offt zů sehen begert hett
das sie an allen seinen geberden erkannt
vnd vor grosser freude fieng sie an zů weynen
doch wolt sie sich gegen jhm noch zůr zeit nit entdecken
Aber auffs freüntlichst
so sie zů thůn vermocht
da fieng sie an zů reden mit jm also.

#670# Wie die scho:en Magelona mit jrem aller libsten gemahel Peter redt
vnd jhn tro:estet inn seiner widerwertigkait.

ALler liebster freünt jr solt euch nit miß tro:esten sonder zů Got dem allmechtigenn wendenn
dann on allen zweyffel
so jr Gott werdet anru:effen
werdet jr nit verlassen sondern erho:eret werden vnd alles das erlangen
so jr thůt begern
Werdet auch on allen zweyffel ewren liebstenn gemahel wider vberkommen
die jr also trewlichen vnd hertzlichen geliebt habet
dann glaubt mir fürwar
wie euch Got der allmechtige hat geschutzt vor dem todt jn ewrn grossen ferligkeitten
die jhr erliten habet
als jr angezeigt
Also wirt euch auch widerumb helffen
vnd die eben wie er euch hat zůgeschickt ferligkait
also wirt er euch auch geben alle frewde
so jr jm vertrawet
Darumb bittet Got von grundt ewrs hertzenn
das er solchs thu:ee
ich will auch vonn ewrent wegenn Gott selber bittenn
Als solliche tro:estung der Peter geho:ert hette
Do stůnde ehr auff
vnnd dancket jhr
Also gieng die spittelmeysterin inn die kirchenn
vnnd kniet für den altar
vnnd fieng an zů weinen auß grossen freuden
die sie in jrem hertzen hette
vnnd dancket Gott dem allmechtigen
das er jr solliche gnade hett mit getheylt
damit sie erlebt hette jren aller liebsten gemahel vor jrem ende zů sehen
vnd als sie jr gebet geendt
da ließ sie jr künigkliche kleyder machen
dann sie hette geldts gnůg
sie hette auch wol gelernet solchs anzegeben zů machen
wie jr da zů tragen gebürt
vnd ließ jr darnach jr kamer scho:en zů richten vnd schmucken auff das kostlichst
vnd da alle ding bereyt waren
da gieng sie zů dem Peter
vnd sagt jhm
Mein liebster freünd kompt mit mir
dann ich habe euch bestelt eyn bad euch zů waschen ewre füsse vnd bein
das euch gůtt sein soll
dann ich hab ein gůte hoffnung zů Gott dem allmechtigen meinem scho:epffer
er werd euch gnedigklich erho:ern frisch vnd gesund machen
So gieng er mit ihr inn die kamer
da hieß sie in nider sitzen #671# vnd verziehen
biß sie wider zů jm keme
Also gieng sie inn jr kostlichen kamer
vnd bekleydet sich gantz inn die künigklichenn kleyder
vnd setzt doch den schlayr wider auff wie vor
als sie gewont was zů tragen
darauß man jhr nichts mocht sehen dann allein die augen vnd die nasen
Aber vnder dem schlayr hette sie jr scho:enes har
das jr gieng biß auff das erdtreych
das da leüchtet als goldt
scho:en zů gericht gieng also zům Peter
vnd sprach
Edler Ritter Peter seit fro:elich
da sehet hie vor euch stehen ewren aller liebsten gemahel vnd trewe freündin die Magelona
von wo:elcher wegen jr also vil erliten habt
Jch habe auch nit weniger erliten von ewrt wegen
ich bin die selbige
die jr allein schlaffend ligen verlassen haben inn dem holtz vnnd wilden waldt
vnnd jr seyt der jhenige
der mich hatt gefu:ert auß dem hausse meynes vatters des Künigs vonn Neaples
Jch bin die
der jr verheyssen habet alle jre ehr vnnd zucht biß zů be schluß vnser Ee
ich bin auch die jhenige
die dise gulden kettenn hat gehengt an ewrn halß mit vbergebung der gewalt meinen leib
ich bin die
dern jr habt geben die drey ringe
die also kostliche sein gewesen
Hierumb mein aller liebster herr vnd gemahel sehet mich an
ob ich die selbig sey oder nit
der jr thůt von hertzen begeren
Jn dem warff sie jren schleyer von jrem haupt auff die erden
da fiel jhr scho:e nes har herab hangen als das gold.

#672# Wie der Peter erkennet die scho:enen Magelona eyn getrewen gemahel.

NVn
als der Peter vonn Prouincia sahe die scho:ene Magelona on schleyr
da erkannt er sie erst recht
das sie die was
die er so lang gesůcht hatt
vnd stůnde auff
fiel jr vmb jren hals
vnd thet sie freüntlich küssen in rechter gůtter liebe
vnnd fiengen an beyde zů weynen vor frewden
Jnn sollicher gestalt bliben sie lang bey einander
vnd kunt keines kein Wort reden vor grosser freuden
doch nachmals setzten sie sich zů samen
vnd erzelt eins dem andern sein vnglück
Jch kan nit die helffte erzeln der freuden
so sie hetten
dann ich solchs gib einem yegklichem selber zů bedencken
sollich ding last sich auch bas bedencken dann schreyben
Yedoch mochten sie sich nitt ersettigen jres küssen vnd anzeigens jres vnglücks
vnd richten den gantzen tag nichts anders auß dann küssen vnd einander zů klagen
Nun begab sich auch
das die scho:en Magelona jm anzeygt
wie sie die xiiij. lageln hett entpfangen mitt dem schatz
die er verlorn hette
vnd sagt jm
wie sie die selben helffte hett verbawet ann dem Gotshausse
wo:elchs zů ho:ern der edel Peter erfrewt was
Nach dem beschlossen sie mit einander
wie sie dise sachen dem Graffen vnd der Greffin wolten zů wissen thůn
doch sagt der Peter der scho:enen Magelona
Er hette gelobt ein #673# monat inn dem spittal zů bleyben
vnd die zeyt were noch nit vergangen
Sagt jhm die scho:ene Magelona
Meyn aller liebster herr vnd gemahel wenn es euch gefiel
wolte ich zů dem Graffen vnd Greffin gehn vnd sie bitten freüntlich
sie wo:elten zů mir kommen auff den tag
so ewr gelübnuß auß were
vnd so sie dann kommen
wolt ich sie inn dise kamern fu:eren
da wolten wir vnns jnen zů erkennen geben
Da solchs der Peter hort
gefiel es jm wol
Also verschaffet die scho:ene Magelona
das der Peter můste schlaffen inn jr kamer
aber sie lag inn einer andern
wiewol die selbigen nacht die scho:en Magelona nit vil schlieff vor freudenn
die sie in jrem hertzen trůg
vnnd begeret
das bald tag wurde
damit sie den Graffen tro:esten mo:echt seines leids
dann sie wůste wol
das sie seer betru:ebt waren
das dann auch sie beschweret
Es waren auch nit mer verhanden dann vier tage an dem monat
den der Peter het gelobt
das er sich gegen vatter vnnd můtter nit wolt melden vnd zů erkennen gebenn
Da nun der tag kame
daran sein verlüpnuß außgieng
kleydet sich die scho:en Magelona wider mit jren kleydern
die sie gewont was zů tragen im spittal
daruor sie den Peter erkannt
vnd gieng volgendt in die kamer zů dem Peter
Wo:elcher vor grossen freüden die naht wenig hett mo:egen schlaffen
vnd nam vrlaub von jm
zoch also zů dem Graffen vnd der Greffin
wo:elche jr vil ehr erboten
vnd sie freüntlich entpfiengen
dann sie die selben seer lieb heten
vnnd hiessen die spittalmeisterin zů jnen nider sitzen
Als fieng die spittalmeysterin an zů reden also:
Gnediger herr auch gnedige fraw ich bin zů euch kommenn euch ein geschicht zů ero:effnen
welche ich gesehn habe die vergangne nacht euch zů erfrewen
damit jhr mügt in hoffnung lebenn
dann keyn mensch soll verzweyffeln an Gott
Es gedaucht mich
das Christus vnser erlo:eser zů mir keme
vnd fu:eret ein scho:enen jungen Ritter bey seiner hand
vnnd sprach zů mir
diser ist der jhenig
darumb du auch dein herr vnd fraw so lang haben gebetten
solches habe ich euch nit wo:ellen verhalten
#674# dann ich waiß wol
das jr betru:ebt seyt vmb ewrn sun
Aber glaubt sicherlich
jr werdet jn sehen in kurtzer zeyt lebendig frisch vnd gesundt
darumb ich euch bitte
jr wo:ellet hinweg lassen nemen ewr schwartze trawr kleider vnd auff lassen hengen die kleyder der frewden
Da solchs der Graff vnnd die Greffin von der spittalmaisterin hetten verstanden
wurden sie fro:elich
wiewol jnen schwer was zů glauben
das der Peter noch lebt
doch der spittalmeisterin zů gefallen befalhen sie die schwartzen trawrn kleider hinweg zů nemen
vnd baten die
sie solt mit jnen zů morgen essen
aber jr hertz vermocht jhn solchs nit zů zesagen
darumb sie sprach
sie hette daheim zů thůn
vnd bat sie freüntlich
sie woltenn beyde auff den nechsten sontag bey sanct Peter inn jr kirchen erscheinen
Dann sie hette gentzlich gůtte hoffnung zů Got dem allmechtigen
ehe sie von einander abschieden
sie wurden erfrewt werden
vnd nam also vrlaub von jnen
vnd verhiessen jr zů jr zů kommen
Nach dem kam die Magelona wider zů dem Peter
der jhr harret mit grosser begir
vnd zeigt jm an
wie sie die sach hette auß gericht
vnnd das sie sich gentzlich versehe
vatter vnnd můtter wurdenn nit aussen bleibenn
darnach ließ die scho:en Magelona vil klayder machenn für den Peter vnd sie.

Wie der Graff mit der Greffin kam inn das spittal zů Sanct Peter auff den angezeigten tag.

ALs nun der sontag kam
da nam der Graff die Greffin vnd sein gesindt
vnd zogen zů Sanct Peter von Magelon
vnd horten da messe
als die messe ein end hett
Nam die spittalerin den Graffen vnd die Greffin ein jegklichs auff ein seytten
vnnd sprach zů jnen
sie wolte gern mit jnen etwas heymlich reden
doch mu:esten sie mit jr inn jhr kamer kommen
darein sie dann gern bewilligten
da sie zů der kamer kamen
da sprach die spittalerin zů jhnen
Gnediger herr #675# auch gnedige fraw so jr ewrn sun sehet
mo:echtet jr jn kennen
da sprachen sie ja
Als sie inn die kamer kamen
vnd der Peter sein vatter vnd můtter ersahe
da kniet er für sie nider
da sie jn sahen
vnd erkannten
da lieffen sie zů ihm
vnd fielen jm vmb den hals
vnd küsten jhn freüntlich
doch vermochten sie kein Wort ein lange zeit zů reden
Also gieng das geschrey auß
wie des Graffen sun wider were kommen
da kamen edel vnd vnedel
entpfiengen jn
vnd erbotten jm grosse ehere
vnd was yederman fro:elich
Nach dem allem redten der Graff sein vatter vnd můtter mit dem Peter
vnd fragten jn mancherley
wie es jm ergangen were
in mittler zeyt gienge die scho:ene Magelona inn jr kamer
vnnd beklaydet sich auff das kostlichst
als dann jr zů thůn wol gebürt
so bald sie mochte
vnnd kam darnach also geklaidet wider zů jnen
Als sie die scho:ene Magelona ersahen
verwundertem sich der Graff vnd die Greffin
wa her die scho:ene junckfraw keme
die jnen vnbekannt was
Also stůnd der Peter auff
vmbfieng sie freüntlich
vnd küsset sie
da solchs die leute ersahen
da verwunderten sie sich alle
Nach dem nam sie der Peter bey jrem arm
vnd sprach zů vatter vnnd můtter
Gnediger herr vatter auch Gnedige fraw můtter Dise jungkfraw ist die jhenige
von wo:elcher wegen ich vonn euch bin gezogen
vnnd wisset
das sie ist eyn Tochter des Künigs von Neaples
da giengen sie jr entgegen
vrnbfiengenn sie freünlichen
vnd dancktenn Got dem allmechtigenn.

#676# Wie das geschray ward durch das gantz land Prouincia
wie der Peter were wider heim kommen
vnnd wie sie ein fest hielten vierzehen tag lang.

DAs geschray kam durch das gantz land Prouincia
wie das der Peter wider heim kommen wer
vnd wie er were inn der kirchen sanct Peter von Magelon
Da sahe man edel vnd vnedel zů roß vnd zů fůß kommen
vnd geschach also ein Turnier von dem adel des lands dem Peter zů gefallen
die andern tantzten
vnd warn fro:elich
Da nun vatter vnd můter geho:ert hetten das vnglück jres suns des gleichen der scho:enen Magelona
darauß jnen Got der allmechtig het geholffen
Da nam der Graff seinen sun bey der hand
vnd fu:ert jn für den altar S. Peters inn die kirchen
vnd des gleichen thet auch die greffin der scho:enen Magelona
vnd knieten nider
danckten got dem allmechtigen
Da sie jr gebet heten verbracht
sprach der graff zů seinem sun Peter also
Jch will
dieweil dise junckfraw von deinet wegen also vil erlitten
du wo:ellest sie zů der ehe nemen
antwort jm Peter
aller liebster vater da ich auß dem hauß jres vaters sie fu:ert
was es mein wille sie zů ehelichen
doch auß beuelch ewer vnd meiner fraw můtter bin ich zů friden yetzunder sie offentlich zů kirchen zů fu:eren
Also gab sie ein Bischoff zů samen
#677# vnd die greffin gab dem Peter ein scho:enen ring
damit er sie verehelichte
Also hielten sie ein groß fest vnd freude durch das gantz land xiiij. tag lang
vnd gefiel yederman die scho:en Magelona wol
Sie sagten auch
es mo:echte in keinem menschen also vil tugent erfunden werden als in ir
Da richtet man mancherley kurtzweil an
vnd wolt ein yegklicher das beste thůn
damit er die liebe gegen seinem herrn beweyset.

Wie nach disem ehelichen beylager der Graff und die Greffin lebten x. jar
und starben darnach.

ALs nun das ehelich beylager gantz vergangen was
da lebten der Graff vnd die greffin noch x. jar in gůtem fride mit einander
da sie nun gestorben waren
ließ sie beyde der Peter erlichen begraben inn die kirchen S. Peters zů Magelon
Nach jnen lebten der Peter vnd die scho:ene Magelona viij. jar
vnd zeügten einen scho:enen sun mit einander
der da dapffer vnd keck wardt
vnd als die historien anzeigen
ward er darnach Künig zů Neaples vnd Graff zů Prouincien
Der Peter vnd die scho:en Magelona fu:erten bey einander eyn freüntlichs vnd glückseligs leben
vnd als sie starben
da warden sie auch begraben inn die kirchen sanct Peters
vnd noch auff den heütigen tag
da die scho:en Magelona gestifft hat den spittal
ist ein scho:ene kirch in der heyligen dreyfeltigkeyt.

Getruckt zů Augspurg durch Heinrich Steyner am XII. Junij im M. D. XXXV.