I: genau. so. also. ich weiß ja überhaupt gar nicht, worum ‘s bei Dir geht- E: ja? I: hm trotzdem würd‘ ich Dich bitten, dass Du- oder gerade deshalb würd‘ ich Dich bitten, dass Du mir möglichst konkret erzählst, worum es- worum es bei Deinem Konflikt geht, den Du grade hast. E: hmhm. okay. denn ähm fang‘ ich- muss ich ‘n bisschen ausholen, also ich hab‘ ähm- bin in meinem ersten Beruf Erzieher und bin im zweiten Beruf ähm Heilpädagoge- I: hmhm. E: und ähm arbeite jetzt auch als Heilpädagoge. und wollte das über viele Jahre, diese Ausbildung machen, das war dann immer aber aus organisatorischen Gründen nicht möglich- I: ja. E: wurde der Kurs hier nicht angeboten und es- die Klassenstärke war nicht hoch genug, (holt tief Luft) dann hat‘s irgendwann geklappt, und meine jetzige Chefin kenn‘ ich seit etwa zehn Jahren. I: okay. E: die hat in dem Haus, wo ich als Erzieher im Kindergarten gearbeitet hab‘, hat sie die Frühförderung gemacht. I: hmhm. E: und ähm das ist meine jetzige Chefin. I: hmhm. E: ähm meine Chefin hat dann- meine jetzige Chefin hat dann immer zu mir gesagt: „*Simon, die Frühförderung, die Heilpädagogik, das ist was für Dich.“- I: o-. E: „das ist genau Dein Ding, mach das.“ I: okay. E: ich hatte w- ein‘ ähm festen Arbeitsvertrag bei der *307- I: hmhm. E: und war dort in der höchsten ähm Eingruppierung als Erzieher, die ging. I: hmhm. E: das heißt, ich hab‘ irgendwie mit fünfunddreißig Stunden 1700 netto gehabt. I: hmhm. E: gutes Gehalt, noch zu alten Verträgen, ohne TVöD und sowas a- I: hm. hm. E: hatte da so ‘n sicheren Job, und ähm ja. dann verstarb meine Mutter, Beziehung ging zu Ende, so, und ich hab‘ gedacht: „jetzt muss- du musst jetzt was tun. es muss jetzt was passieren. wenn du jetzt hier den Kurs nicht machen kannst, dann gehst du nach *202 oder nach *211 oder sonstwohin.“ I: okay. E: und ähm nun fand dann in diesem Jahr der Kurs in *212 statt- I: hmhm. E: ich hab‘ dann von acht bis dreizehn Uhr als Erzieher im Kindergarten gearbeitet und von dreizehn Uhr dreißig bis achtzehn Uhr hab‘ ich dann täglich diese Ausbildung zum Heilpädagogen gemacht- I: wow. E: achtzehn Monate hat das gedauert. I: okay. E: ähm ja, nebenbei dann halt ‘n- den alten Vater zu pflegen und Hausarbeiten ohne Ende, das ist ‘ne Vollzeitausbildung und die gilt auch als alleinige Ausbildung, sie ist einfach nur deswegen so kurz, weil sie eben so- jeden Tag in der Woche stattfindet. I: ja. E: ähm es gibt andere Möglichkeiten, auch so wie in *213 zum Beispiel, da dauert die aber drei Jahre- I: hm. E: die Ausbildung, und dann sind aber nur zweieinhalb Tage die Woche Schule. I: okay. E: ähm ich will damit sagen, es war ‘n echtes Programm- I: hmhm. E: war ganz schön anstrengend, und ähm ja, parallel dazu war dann natürlich mein derzeitiger Arbeitgeber mehr und mehr unzufrieden, weil ich entsprechend nur noch wenig da war, ich hab‘ dann meine Stunden ja ähm reduziert- I: ja. E: und das klappte auch da auf dem alten Arbeitsplatz halt auch schlechter und schlechter- I: ja. E: wo ich dann dachte „okay. das ist jetzt alles genau richtig, so wie ‘s ist, Du wirst jetzt kündigen und dann wirst Du Dich als ähm Heilpädagoge in der Frühförderung in der Praxis *113 bewerben.“ I: hmhm. E: weil Praxis *113 ja schon jahrelang gesagt hat: „ne, komm zu uns- I: ja. E: wird alles gut.“ I: hmhm. E: so. dann bin ich- ähm hab‘ dann also meinen festen Arbeitsvertrag bei der *307 ähm gekündigt, hatte dabei auch ‘n supergutes Gefühl, bin dann auch nach ‘m ganz kurzen Bewerbungsgespräch in der neuen Praxis eingestellt worden ähm, und war denn da raus und war total glücklich. I: hmhm. E: dachte „jetzt geht‘s los, jetzt kommt das so, wie Du‘s irgendwie eigentlich schon lange wolltest.“ ähm und ab dem Punkt- also der erste Tag war noch gut, und ab dem ersten Arbeitstag ging dann die Katastrophe los ähm, dass die- meine jetzige Chefin sich nicht an die Absprachen gehalten hat, was mein‘ Verdienst angeht- I: okay. E: das heißt, ich verdien‘ jetzt mit sechsunddreißig Stunden das, was ich vorher als Erzieher, also mit ‘ner weniger hohen Qualifikation- I: hm. E: mit fünfundzwanzig Stunden verdient hab‘. I: okay. E: hab‘ aber jetzt- im vierten Monat schon nur zwanzig Stunden, weil wir keine- keine Aufträge, keine Klienten haben sozusagen- I: hmhm. E: das heißt, ich leb‘ irgendwie im Moment vom Nettogehalt von 900 Euro + etwa- I: okay.+ E: ähm ja, muss aber ‘n Auto haben, weil das mobile Frühförderung ist- I: +hmhm. E: zum+ Beispiel, die Benzinkosten sind gestrichen worden, also die- ein Großteil der Fahrtkosten +wird nicht mehr angerechnet- I: hm. hm.+ E: das macht nicht unsere Chefin, weil sie irgendwie doof ist, sondern das macht sie, weil das die Bedingungen sind, die einfach in diesem Bereich, in der mobilen Frühförderung, so vorgegeben werden. I: hmhm. E: was es natürlich dann letztendlich einmal vom- vom- vom ja, rein finanziellen Aspekt total schwierig macht- I: ja. E: ähm aber das eigentlich noch viel schwierigere ist ähm das persönliche Verhältnis von- von ähm meiner Chefin und mir. I: okay. E: das heißt, letztendlich würde ich, damit wir so uns vielleicht ja auf ein Problem konzentrieren +können- I: ja.+ E: würd‘ ich fast / (?: wieder) das persönliche Problem, was zwischen meiner Chefin und mir besteht- I: hmhm. ja, +macht Sinn. E: n- + nochmal irgendwie genauer so erzählen. I: hmhm. E: ähm ja. letztendlich ent- wie gesagt, pädagogischer Bereich, Frühförderung, Heilpädagogik, ich arbeite viel mit Menschen mit Autismus- I: hmhm. E: und meine Chefin neigt wahrscheinlich- oder ich weiß nicht ähm, wie- wie- w- viele Kollegen übrigens sagen ähm, sie mag ‘ne Autistin sein, denn sie geht davon aus, das, was in ihrem Gehirn ähm abläuft, ist automatisch auch in deinem Gehirn. I: ja, okay. E: was natürlich unmöglich ist. I: ja. E: ähm und das heißt, sie sagt- in kon- konkret bedeutet das, sie gibt überhaupt keine konkreten Aufträge- I: hmhm. E: kriegst nur letztendlich, wenn‘s um ‘ne neue Verordnung geht, wenn du ‘n neues Kind bekommst, kriegst du maximal ähm die Telefonnummer von der Person vom Amt, und wenn du Glück hast, noch den Namen des Kindes. I: okay. E: alles andre musst du alleine machen. I: hmhm. E: du musst ganz alleine wissen, welchen Papierkram muss ich erledigen- I: hmhm. E: pff, Entwicklungsberichte, Förderberichte, Zwischenberichte, diese ganzen Sachen, was- du musst jeden Tag protokollieren, was du gemacht hast. I: hmhm. E: das ha- hat s- also hat sie mir bis heute nicht erklärt- I: okay. E: bin jetzt ähm seit Februar in der Praxis. I: ja. ja. E: ähm und ich hab‘ insofern eigentlich nur Glück, dass da ‘ne ganz nette Kollegin arbeitet, die ich immer wieder fragen kann. I: hmhm. E: ähm ich sag‘ „Mensch, ich krieg‘ jetzt hier ‘n neues Kind und das hat die und den Schwerpunkt und läuft unter der Versicherung, wie auch immer. was muss ich jetzt da genau machen?“ I: hmhm. +hmhm. E: frag‘ ich+ meine Chefin, hat sie nie Zeit- I: hmhm. E: da ähm Rede und Antwort zu stehen- I: ja. E: ähm und wenn ich sie dann frage, ja, dann kommt wirklich so ‘n Blick „was willst Du jetzt von mir?“ I: hmhm. E: „ich hab‘ keine Zeit.“ I: hmhm. hmhm. E: ähm ein anderes Beispiel ist, dass sie- ja, mir konkret Aufträge verteilt, da ging‘s zum Beispiel um ein- na ja, das heißt Projekt zur Stärkung von Regeleinrichtungen, das ist ähm so ‘n- fi- findet hier in- in Kindergärten statt, wo ‘n Heilpädagoge arbeitet ähm mit ‘ner Kleinstgruppe, also mit maximal fünf Kindern, und das sind Kinder, die noch keinerlei Förderung haben- I: ja. E: und wir das mit unserer frühen Arbeit auch möglichst verhindern sollen. I: ja. E: also ‘n bisschen, ja, st- die Regeleinrichtung stärken. I: hmhm. E: so, und da bekomm‘ ich ähm- ja, krieg‘ ich gesagt: „da und da musst Du hin, und so und so viele Stunden darfst Du da arbeiten.“ ich weiß von den Bedingungen nichts, was da abgeht, ich frag‘ sie dann, ich so: „ja, pff, alles klar, was muss ich da jetzt wieder (hustet) für Papierkram machen, mit wem hab‘ ich Kontakt?“ „ja, nun geh‘ erstmal hin.“ I: okay. E: so, und dann kommt- das- und dann geht’s obendrein so weiter, dass mir natürlich Fehler passieren- I: ja. E: klar- I: hmhm. E: ähm sie hat mich als absoluten Berufsanfänger eingestuft finanziell und letztendlich bin ich das auch. I: hmhm. E: ich hab‘ natürlich im- im- in der Praxis, im Umgang mit den Kindern- ähm, was übrigens überhaupt gar kein Problem darstellt, die Arbeit an sich ist ‘ne Wucht, macht super Spaß- I: hmhm. E: total gerne, und ähm nach Aussage von den Eltern und- und von den Menschen vom Amt ähm mach‘ ich das auch sehr gut. I: +hmhm. E: die sagen immer+ jedesmal wieder: „Mensch, kann hier nicht *Simon dieses Kind nehmen, und so, der- I: okay. E: es läuft so gut. die Amts+ärzte- I: hmhm.+ E: wenn ich (räuspert sich) bestimmte Diagnostiken machen muss, ähm die haben quasi von mir geschwärmt. I: hmhm. okay. E: und zwar in Gegenwart meiner Chefin- I: hmhm. E: das ist aber nicht an mich zurückgetragen worden, zumindest nicht- nicht aus zweiter Hand, sondern erst aus vierter Hand. I: okay. E: ähm und es kommt wohl ganz häufig- das kommt so häufig, dass die Einrichtungen, in denen ich arbeite, anrufen und sich bedanken, weil die so zufrieden sind mit meiner Arbeit. I: okay. E: das kommt aber- wird aber nie an mich herangetragen, eben dann nur von den Leuten, die dann fragen: „na, hat Deine Chefin mal was gesagt?“ + ich ähm- I: okay.+ E: „nö, wieso?“ „ja, weil ich grade gestern mit der ‘n ganz langes Gespräch hatte und wir haben Dich da wirklich gelobt und wir haben nochmal gesagt, dass wir wirklich gerne möchten, dass Du hier bei uns mehr Stunden arbeiten darfst.“ I: hmhm. E: so, das kommt bei mir allerdings nicht an. I: okay. E: ähm dann sind diese- diese- ähm Projekt zur Stärkung von Regeleinrichtungen, in dem ich arbeite, das sind sechzehn Stunden die Woche- I: hmhm. E: das ändert sich ähm (atmet laut aus) quasi monatlich, je nachdem, wie hier die Stadt *212 Geld hat, um das zu bezahlen- I: hmhm. E: nur ich erfahr‘ das nicht. ich mach‘ also meine sechzehn Stunden pro Woche- I: hmhm. E: und erfahr‘ dann irgendwann, in der zweiten oder in der dritten Woche von den jeweiligen Leitungen ähm „warst Du nicht gestern schon hier?“ ich so „ja, gestern hab‘ ich auch meine zweieinhalb Stunden gemacht.“ „ja, wieso? das ist doch gekürzt worden.“ I: oh. na ja. E: so. pff, das erfahr‘ ich aber alles nicht. I: hmhm. E: wenn ich dann hingehe und frage und sag‘ „Mensch, ähm, wa- was ist ‘n da jetzt los?“ „ach so, ja, pff, ich muss das- muss ich per E-Mail noch machen.“ das heißt, ich- für mich se- hört sich das dann so an, ähm das muss erst noch geklärt werden. I: hmhm. E: die Stellen, die es wirklich betrifft, die wissen’s aber schon +und- I: ja.+ E: das ist doch schon längst geklärt. I: ja. E: ähm ja. und ich dann „ach so, entschuldige.“ und dann hab‘ ich obendrein noch gehört ähm, dass da schon Gespräche auch mit meiner Chefin waren. ich kann nicht beurteilen, ob sie vergisst, mich zu informieren oder ob sie’s konkret einfach nicht will, gefühlt ist es für mich einfach so, dass sie’s nicht will. I: hmhm. E: weil’s eben tatsächlich vom ersten Tag so ist, dass überhaupt kein Informationsfluss da ist, und ich letztendlich ähm- na ja, es gibt dann so Aussprüche wie ähm „kannst Du ins Büro kommen?“ kein „hallo“, „guten Morgen“, wie auch immer, +“kannst Du ins Büro kommen?“ I: hmhm.+ E: „ja, kann ich.“ „warum hast Du mich schon wieder angelogen?“ „hä, wie- warum- was- Moment mal. ich- ähm erstens hab‘ ich noch nicht gelogen und zweitens möcht‘ ich gern, ne, dass wir uns in ‘nem andern Ton / (?: mal) unterhalten.“ I: ja. E: „ja, aber Du hast doch da schon gesagt, dass das und das, und jetzt hab‘ ich da und da das und das gehört.“ ich so „ja. das ist ja auch richtig. in der Zeit ist der und der Antrag gelaufen und die Bedingungen haben sich geändert. das ist aber kein Lügen.“ sag‘ ich, „sondern das ist- sind zwei verschiedene Informationsstände.“ I: hmhm. E: „einmal der eine und der andere, der ist zehn Tage später dazugekommen. und der liegt hier schriftlich auf’m Tisch.“ aber erstmal heißt es „warum hast Du mich schon wieder angelogen?“ I: hmhm. E: so, das sind dann so- ähm ja, das ist so ‘n bisschen der Alltag, den ich dann da letztendlich erlebe- I: hmhm. E: jetzt war so der K- die Krönung des Ganzen war irgendwie ähm „ja, ähm *Simon, ähm da gibt’s ‘n neues Projekt. geh mal an dem und dem Tag da und da hin.“ so, das hab‘ ich gesagt: „worum geht’s in diesem Projekt?“ „ja, das hörst Du dann da.“ I: okay. E: geh‘ ich also hin, zu dieser Amtsärztin hier von- von der Stadt *212, und höre von einem Projekt- nach wie vor ja letztendlich Berufsanfänger, so eingestuft und auch in diesem Beruf ja letztendlich Berufsanfänger, und höre plötzlich, es geht um ein ähm Projekt, was hier in- in *502, das ist ‘n wirklicher Brennpunkt hier in- in *212- I: hmhm. E: Stadtteil ähm, dass da ‘n Projekt aufgebaut werden soll ähm mit jungen Müttern, die entweder Migrationshintergrund haben oder und ‘ne Drogenproblematik, und deren Kinder bis zum ersten Lebensjahr. I: hmhm. E: da soll ich ‘ne Gruppe aufbauen- I: hmhm. E: und diesen Eltern frühe Hilfen leisten. I: ja. E: denen zeigen, wie- dass ich auch mit ‘m Kleinkind kommunizieren kann- I: ja. E: mal helfen beim Windelwechseln, dass das nichts Ekliges ist, so, dass man da auch was, ne, Nettes draus erkennen kann und so, ähm (räuspert sich) das soll ich machen. das ist (hustet) ‘n super Hammer-Brennpunktstadtteil, und sitz‘ da und hör‘ das und denk‘ „ähm, pff, ja- pff, ja, kann ich mir vorstellen.“ I: okay. E: ähm geh‘ dann wieder zurück zu meiner Chefin, ich sag‘ „Du, Mensch, das geht um dieses ähm Thema.“ und ich sag‘: „das ist schon-“ „ja. und?“ ich so: „ja, ähm, ich trau‘ mir das wohl zu, aber es ist schon, find‘ ich jetzt, puh, musst‘ ich schlucken.“ „ja. ist so.“ I: hm+hm. E: gut,+ dann ist es so. ich geh‘ nochmal zu ‘nem Treffen, mach‘ mir Ideen übers Konzept und- und ähm stell‘ das vor und ähm Powerpoint, ne, Du weißt, das ganz große Kino- I: ja. E: wenn ‘n neues Projekt sein soll. und ähm arbeite da- keine Ahnung, zwanzig, fünfundzwanzig Stunden hab‘ ich da bestimmt schon reingesteckt. ähm und bin dann da wieder bei dem Treffen, und plötzlich wird klar: „ja, ähm, wir müssen mal sehen, ähm, wie wir das dann finanziell regeln.“ i- ich- ich so: „wieso finanziell regeln? ich geh‘ jetzt davon aus, dass das ähm über die Praxis läuft, meine Chefin hat mich an dieses Projekt weitergegeben.“ I: ja. E: „nee, das ist nicht so. das hat mit der Praxis gar nichts zu tun. wir wollen Sie entweder auf zweite Steuerkarte einstellen-“, was (hustet) ‘ne Katastrophe ist (räuspert sich)- I: +ja. E: das sind+ so zehn Stunden pro Woche- I: ja. E: „oder eben als Honorarkraft, da haben wir aber nicht mehr als, ich glaub‘, vierzehn Euro fünfzig pro Stunde anvisiert.“ I: okay. E: ähm (lacht kurz) also i- und dann bin ich zu meiner Chefin wieder gegangen, ich sag‘: „ähm sag mal, *114, ich wusste nicht, dass das nicht im Rahmen der Praxis läuft.“ I: hm. E: ich mein‘, dass ich da als- als- ich darf als Heilpädagoge auch freiberuflich arbeiten, ich sag‘: „oh i- ich wusste nicht, dass ich das da machen soll.“ „ja, wieso? ist doch gut.“ (lacht kurz) „ja, aber ich hätt‘ das gern gewusst irgendwie.“ „ja, hättst ja fragen können.“ I: (lacht kurz) E: so, und dann frag‘ ich so: „ja, was soll ich denn jetzt machen? soll ich mir irgendwie - ähm ‘ne-‘ne zweite Steuerkarte- aber dann würd‘ ich Steuerklasse sechs sein, oder- oder ähm soll ich das freiberuflich oder al- als Honorarkraft machen, was ist das- was darf ich da an Stundenlohn nehmen?“ „*Simon. das ist Deine Nummer und das hat mit der Praxis nichts zu tun.“ I: - hmhm. E: (lacht kurz) / / (?: 'ne Durchsage), das heißt, ich renn‘ jetzt seit- ich weiß nicht, seit zwei Wochen renn‘ ich nur von einem zum anderen und überlege mir, wie mach‘ ich das jetzt. ich hab‘ davon leider überhaupt keine Ahnung, und- und dieses Projekt soll jetzt anlaufen. I: ja. E: eigentlich zum 01.09.- I: hmhm. E: ähm da die Finanzierung noch nicht steht, kann es eben sein, zum 01.10. I: hm. E: mit zehn Stunden die Woche. I: hm. hmhm. +okay. E: dann bin ich+ hier- bin ich mit- ähm ich wäre dann mit meinem Wochensoll komplett ausgelastet. I: ja. E: heute ganz super irgendwie, die- die- deswegen war ich auch nochmal so „jetzt rufst Du an und-" I: (lacht) E: heute kam dann ’n- ‘n Anruf von meiner Chefin „ja, ich hab‘ da ‘ne I-Maßnahme für Dich.“ I-Maßnahme heißt pauschal zehn Stunden. I: okay. E: ähm das sind ganz gute Bedingungen erstmal so, also ähm vom Drumherum sind das relativ gute Bedingungen und auch, es ist ähm langfristig geplant auf zwei Jahre. geht dies- würde diese I-Maßnahme, also Integrationsmaßnahme laufen- I: hmhm. E: ähm und ich sag‘ zur Chefin nur: „ja. aber wenn ich jetzt die I-Maßnahme mache, hab‘ ich keine- keine Kapazitäten mehr für- fürs Projekt.“ I: hmhm. E: „ja, das‘ ja Dein Problem.“ das Projekt hat sie mir ja aber angetragen. I: +hmhm. E: sie hat+ zu mir gesagt: „*Simon, geh da mal hin.“ I: hm. E: ne, Projekt. ich hatt‘ ja auch- ähm die ersten drei Sitzungen bin ich ja mit dem Namen hier *113 und da auch durch die Gegend gelaufen, ich komm‘ aus der und der Praxis, blablabla. so, und jetzt soll ich dann im Grunde- und sie hat mich heute festgenagelt, ich soll mich heute entscheiden. also ich sollte mich heute entscheiden, ich konnte das nicht- I: hmhm. E: jetzt darf ich das bis morgen ähm Mittag um halb eins muss ich mich dann entschieden haben- I: okay. E: ähm, ja, was ich nun mach‘, nehm‘ ich nun diese I-Maßnahme an- I: hmhm. E: hab‘ dann aber keine- also dann hab‘ ich- dann hab‘- dann würde ich im Klartext sogar, ja, vierzig Stunden arbeiten für die Praxis- I: hmhm. E: ähm könnte natürlich wahrscheinlich dann auch freiberuflich nochmal die zehn Stunden extra noch, aber das geht ja auch um die Vormittage. also das passt vom- vom Stundenplan, sag‘ ich hier, würde es niemals passen. I: hmhm. +okay. E: ähm+ und lässt mich dann da stehen, ja, jetzt muss ich sozusagen das, was sie mir ange- ähm -tragen hat, dieses Projekt, da muss ich jetzt sehen, ruf‘ ich da jetzt an und sag‘: „ja, ich bin doch raus aus der Nummer.“ oder ruf‘ ich an und sag‘ „ich kann aber nur in den frühen Abendstunden.“ oder wie soll ich das machen? I: hm. hm. E: so, und das ist halt ähm letztendlich die Situation, es ist ähm ganz viel Spaß und Freude daran gewesen, dort anzufangen- I: ja. E: dann wu- kam die große Klappe und ich merkte, es passiert überhaupt nichts Schönes da und es ist nur ähm unfreundlicher Druck und unfreundlicher Stress, den ich da hab‘, und ich verdien‘ obendrein ein verdammt wenig mieses Geld. I: hm, hm, hm. E: da ist natürlich entsprechend die Enttäuschung auch einfach hoch. I: ja. ja. E: so, das ist jetzt so ‘n bisschen- also ich mein‘, ich kann- ne, und da gibt’s so ganz viele Situationen, ich hab‘ versucht, so ‘n paar- I: ja, klar. hmhm. E: Punkte rauszusuchen, und das ähm- ja, das stellt so ‘n bisschen das- das Grundgerüst dieser schw- schwierigen Situation dar. I: hm, hm. ja, nee, das ähm- also für ’n erstes Bild ist das ähm schon ganz aussagekräftig, denk‘ ich mal. E: okay. I: hm, ich würd‘ gerne, bevor wir nochmal weiter drüber sprechen, nochmal kurz ’ne- ‘ne andere Frage stellen, und zwar, weil Du auch erzählt hattest ähm, Du kennst Deine jetzige Chefin eben aus Deinem Kontext des vorherigen Arbeitgebers. habt Ihr da auch schon zusammen gearbeitet oder- also sozusagen richtig im Sinne von Zusammenarbeit oder waren das eher so ähm- so ähm andere Kontakte? also worauf ich hinauswill, ist einfach, ich würde gerne wissen, ob es zwischen euch schon ‘ne konkrete Zusammenarbeit gab, die auch gut gelaufen ist. E: ähm also ich hab‘ sie halt in der- in meinem Rahmen dieser Arbeit als Erzieher erst kennengelernt, sie war dann vielleicht fünf Stunden die Woche bei uns im Haus- I: hm. E: und hat dort drei Kinder gefördert und bei zweien war ich relativ häufig dabei. I: ja. E: das würde ich dann jetzt als die einzige Zusammenarbeit erstmal + /- I: ja.+ E: da haben wir zumindest mehrmals pro Woche Kontakt gehabt- I: ja. E: manchmal war es nur ähm „ich schließ‘ Dir den Raum auf, braucht Ihr noch was zu Trinken?“ und ähm, hab‘ noch das Kind fünf Minuten begleitet, damit ’s ‘n bisschen zur Ruhe kam oder so. I: ja. okay. E: manchmal war’s aber auch länger- I: hmhm. E: aber das würd‘ ich als den einzigen Kontakt bezeichnen- I: ja. E: die wir hatten, und die, kann ich jetzt im Nachhinein zumindest sagen, ähm waren gut- I: hmhm. E: aber auch, und das mein‘ ich mit „kann ich jetzt sagen“, ich denke, auch aus den Gründen, weil ich da sehr geblendet war. ich hab‘ wirklich gedacht „boah. die weiß wirklich alles. und die kann, ne, dieses und jenes machen.“ I: okay. E: und ich hab‘ auch auf keinen Fa- ich weiß auch ehrlich gesagt, dass ich mich so ‘n bisschen ähm na ja, wie so ‘n Schüler gefühlt hab‘. I: hmhm. E: und ähm ganz artig, ganz geschmeidig und ganz bemüht und „möchtest Du vielleicht auch doch noch ‘n Kaffee oder sowas?“ I: hmhm. E: weil ich das einfach beeindruckend fand, was sie gemacht hat. I: ja, okay. E: insofern kann ich letztendlich als Fazit nicht sagen, dass wir ‘ne gute Zusammenarbeit hatten, weil sie nicht auf ‘nem ähnlichen Level abgelaufen ist- I: ja. E: und das- I: okay. E: was wir aber zusammen gemacht haben, hat sie ja dazu letztendlich veranlasst, immer wieder zu sagen: „*Simon, so wie Du das machst, ist das genau richtig, fang bei u- fang die Ausbildung an und komm zu uns in die Praxis.“, weil sie meine Arbeit ja letztendlich kennt. I: ja. E: und insofern wär‘ ich- ne, wär‘ jetzt- ne, hättest Du mich dass so am- am Anf- am ersten Tag gefragt, dann hätt‘ ich gesagt: „ja, wir haben schon zusammen gearbeitet und es war super gut. immer. total klasse war das.“ I: ja. E: ähm weil mit dem Gedanken bin ich da ja hingegangen. I: hm. +hm. E: und hab‘+ gedacht „Mensch, die weiß, was ich kann, die weiß um meine Qualitäten und jetzt wird alles gut.“ I: hm. okay. und ähm Du hast vorhin erzählt, Du hast ‘ne Kollegin, ähm, das ist jetzt auch meine letzte Frage, die ich Dir stellen werde, ähm, ‘ne Kollegin, die nett ist und die Du fragen kannst, wenn’s- wenn Du mit- mit zu wenig Informationen ausgestattet bist. E: ja. I: kannst Du mal kurz irgend ‘n konkreteres Beispiel von Eurer Zusammenarbeit dann- entwe- ähm entweder bei so ‘ner Klärung oder bei irgendwas anderem hm schildern? E: ja, ich- / (?: jetzt) kann- oder will noch schnell zu der Person was- ein, zwei Sätze mehr sagen- I: +ja. E: und zwar+ kenn‘ ich diese Person auch schon ähnlich lange wie meine Chefin- I: ja. E: denn meine Chefin hat sich vor acht Jahren selbständig gemacht und *115- ist diese Kollegin von +der wir jetzt sprechen- I: hmhm.+ E: war d- die erste Person, die bei ihr in der Praxis eingestellt wurde. I: okay. E: vor sieben Jahren etwa. heute sind wir vierzehn. I: ja. E: praktisch also wirklich zwei Personen pro Jahr werden da eingestellt. I: okay. E: (räuspert sich) und ähm so entsprechend lange kenn‘ ich halt also auch schon *115, und *115 ist häufig- hatte häufig Kinder in meiner Gruppe und hat mich dann zu Ausflügen begleitet oder- I: hmhm. E: ähm wir haben halt relativ viel zusammen gearbeitet. I: okay. E: ähm und die hat mich auch darin- damals schon darin unterstützt, hat gesagt: „ich glaub‘ auch, das ist was für Dich, mach das mal, wenn Du was brauchst, sag mir Bescheid.“ I: hmhm. E: ähm das ist tatsächlich so, dass- ich hab‘ grade heute Abend, das ist das erste Mal- nee, das zweite Mal, mich getraut, meine Abrechnung alleine zu machen, vorher hab‘ ich das ähm immer mit *115 zusammen gemacht. I: okay. E: ich kann also- könnte *115- und würde *115 vielleicht sogar jetzt nach unserem Gespräch anrufen und ihr erzählen, was- was ist. also wir sind auch sehr gut befreundet- I: ja. E: und *115 ist ähm ’ne echte Vertrauensperson, die könnt‘ ich wegen jeder einzelnen Frage, die ich hab‘, könnt‘ ich sie fragen- I: +okay. E: rund+ um die Uhr quasi. I: okay. E: und dann kommt sie vorbei oder ich fahre zu ihr und wir erarbeiten das zusammen, und sie sagt auch immer wieder „Mensch, guck auch nochmal, dass Du dieses oder jenes-“ ähm, aber *115 ist die absolute Top- ähm Traumchefin. I: (lacht) +okay. E: so.+ was wir in diesen / ist absolut- I: ja. E: und, was da noch so als kleine Ergänzung bestimmt wichtig ist, ähm *115 hat vor sieben Jahren dort angefangen und fühlt sich dort seit fünf Jahren erst glücklich, die ersten zwei Jahre waren so, wie’s mir jetzt geht. I: okay. E: und wir sprechen oft darüber, dass ich sag‘ „*115. weißt du was? Landschaftsgärtner. das mach‘ ich jetzt.“ I: ja. (lacht) E: „ich geh‘ jetzt auf keinen Fall morgen wieder in die Praxis.“ I: okay. E: „wenn ich die Treppe hochgeh‘"- (räuspert sich) also, das sind- ich mach‘ Psychotherapie, deswegen mach‘ ich schon, ne? I: ja. E: da passiert ganz, ganz viel- I: ja. E: aufgrund dieser Arbeitsbelastung und- und so- I: ja. E: ähm und ich erzähl‘ das dann meinem Therapeuten, sag‘ ich „hier, wenn ich die Treppe hochgeh‘, bin ich pitschnass, wenn ich oben angekommen bin, und das ist im ersten Stock.“ I: okay. E: weil das so- weil das so ein Albtraum ist, weil ich- I: ja. E: sie guckt mich nicht nett an, wenn ich komme, wenn ich gehe, die ist immer nur blöd. I: okay. (lacht kurz) ja. E: *115 sagt aber, das g- ist ihr in den ersten beiden Jahren auch so gegangen. I: hmhm. +hmhm. E: die wollte auch dann Gärtnerei- (lacht) Fachangestellte werden + oder sonstwas und- I: ja (lacht)+ E: genau- genau die gleichen Dinge erlebt- I: okay. E: keinerlei Support von der Chefin, keine Fragen beantwortet bekommen, ähm, gar nichts. die war auch- sie sagt: „ich hab‘ jeden zweiten Tag mich in‘ Schlaf geweint.“ I: oh je. okay. E: ja. und jetzt w- ist es aber alles super. I: +hm. E: also da,+ zwischen denen läuft’s fantastisch.