I: -schon mal kurz erzählt, was ähm- was Sache ist, aber trotzdem würd‘ ich Dich darum bitten, dass Du einfach ähm, wenn ‘s für Dich möglich ist, irgendwie dass ähm Du konkret eben erzählst, wie- wie- wie ‘s Dir richtig erscheint. worum es bei der ganzen Sache eigentlich geht. +genau. E: jaja+, das kann ich machen. ähm also ich arbeite ja für die Uni *202 und bin Betreuer für Studenten. I: hmhm. E: und da hab‘ ich eine ähm Masterarbeit von ‘ner Studentin betreut, und die Frau kannte ich schon seit- sagen wir mal, zwei, drei Jahren hab‘ ich sie kennengelernt, bei ‘ner Ausbildung, und da war die noch relativ normal, die ist nach *202 gezogen und hier- hier an der Uni weitergemacht und hat sich dann irgendwann bei mir gemeldet, ob ich nicht wüsste, wo sie ihre Masterarbeit machen kann. I: hmhm. E: da hab‘ ich eben gesagt, ja, sie kann das sehr gerne bei mir in der Arbeitsgruppe machen, mein Chef wär‘ nett, und ähm wir finden da sicher ‘n Thema, was sie dann auch gemacht hat. und wo sie ‘n paar Monate gearbeitet hat, was da bald aufgefallen ist, dass sie sehr schüchtern war und relativ verplant, also, dass man ihr immer genau sagen musste, was sie macht, weil da kam keine Eigeninitiative von ihr- I: okay. E: und ähm das ging eigentlich drei, vier Monate ganz gut, nur dann wurde sie eben immer verplanter und hat immer weniger für die Uni gemacht und hat angefangen, mehrmals am Tag in meinem Büro zu stehen und wollte sich halt irgendwie Kaffee, Schwatz oder Zigarette rauchen oder sowas. I: hmhm. E: und ähm ich hab‘ das dann irgendwann ziemlich unterbunden, weil ich gemeint hab‘, ich muss halt arbeiten, ich hab- bin- oder ich bin einfach an der Uni zum Arbeiten, nicht um- um sie zu beschäftigen, und ähm dann gingen von ihr auch am Wochenende die Telefonanrufe los. un- dass sie sich mit mir treffen will und dass sie ähm- dass sie was unternehmen will, dass sie irgendwelche Fragen zu ihrer Arbeit hat und so weiter, und das- ähm irgendwann bin ich dann nicht mehr ans Telefon gegangen- I: aha. E: weil die Frequenz sich immer weiter gesteigert hat, und dann war ‘s plötzlich halt wirklich so, dass sie zwanzigmal am Tag angerufen hat- I: +okay. E: mit+ mehreren SMS, und zwar rund um die Uhr. I: aha. E: also auch zwei Uhr, drei Uhr nachts. I: aha. (lacht kurz) E: und dann kam- da hab‘ ich mich ja nie drauf gemeldet, auf die- / also ungefähr zwei Wochen oder zwei Wochenenden, die so waren, dann hat sie mir ne l- lange E-Mail geschrieben, dass sie sich eben in mich verliebt hat und dass ähm sie jetzt rausgefunden hätte, dass ich gar keine Frau und gar kein Kind hab‘, sondern dass ich ‘s nur erlogen hätte. I: (lacht kurz) okay. E: und ihr deswegen auch immer- und dann hab‘ ich ihr eben ‘ne hal- ‘ne professionelle E-Mail zurückgeschrieben, dass es eben nicht so wär‘, dass ich eben Frau und Kind hab‘, die ich über alles liebe, und dass sie mich- ähm dass sie das einfach vergessen soll, und dass wir- ähm sie mich in Ruhe lassen soll und mich nicht außer der Arbeitszeiten ansprechen soll und- damit wir eben noch weiter irgendwie zusammenarbeiten können. I: ja. E: und das ist bei ihr halt überhaupt gar nicht ange- angekommen, sondern sie hat dann einfach weitergemacht mit Anrufen und SMSen, auch weit außer der Arbeitszeit, und dass sie ähm halt irgendwie auch immer noch ähm die ganze Zeit in meinem Büro rumstand. I: ja. E: wo ich dann irgendwann- wo ich sie dann immer weiter rausgeschmissen hab‘. und das hat eben nicht aufgehört, dass- dass sie mich da immer weiter bedrängt hat. und dann bin ich- sozusagen als nächsten Schritt hab‘ ich meinen- meinen Chef verständigt, der hat mit ihr geredet, gesagt so okay, hier, ich ähm- ich betreu‘ sie halt nicht mehr weiter, sondern er betreut sie direkt- I: ja. E: und das hat sie aber auch nicht gestoppt. dann sind wir sozusagen noch einen Schritt weiter zu unserem Institutschef gegangen- I: okay. E: und der hat nochmal das Gleiche gesagt, hat die Eltern informiert- I: ja. E: dass sie scheinbar psychische Probleme hat- I: aha. E: und das hat aber auch nix gebracht, sondern sie hat einfach wieder weitergemacht. I: ja. E: und ähm- genau, was ich dann in der Zwischenzeit rausgefunden hab‘- das Gute war, dass sie nicht wusste, wo ich halt privat wohne- I: ja. E: aber sie wusste, wo ‘n Freund von mir wohnt. und bei dem ist sie dann irgendwann aufgeschlagen, weil sie gedachte hat, ich würde da wohnen, der heißt auch *Patrick- I: aha. E: und stand ähm Sonntagnacht vor deren Tür, ähm die sie aber natürlich überhaupt nicht kannten, und sie wollte halt immer mit *Patrick sprechen, *Patrick war nicht da- I: ja. E: und sie war aber irgendwie so verstört, dass sie weder sagen konnte, wo sie wohnt noch ihren Namen. I: oh. E: und es hat dann irgendwie ‘n- (lacht kurz) ‘n stundenlanges Gespräch gebraucht, bis sie ihr irgendwie das Handy weggenommen haben und ‘ne Freundin von ihr angerufen haben, die dann wieder die Eltern informiert hat. I: oh Gott. E: die Eltern, die sie dann ähm abgeholt haben. aber bei den Eltern scheint das ähm so zu sein, dass die damals noch gesagt haben, ja, die hätte Migräne, und es wär‘ irgendwie nicht- nichts Besonderes sozusagen, also sie wär‘ irgendwie normal, und die haben sozusagen alles runtergespielt, diese- I: ja. E: diese Psychose, die sie hat. I: okay. E: und ähm- ja, wie ging‘s weiter, sie hatte einfach jetzt hier nicht- nicht aufgehört, ich hab‘ jetzt in der Zwischen- ähm Zwischenzeit den Betriebsarzt, den Psychologen informiert- I: +hm. E: der+ auch mich ‘n bisschen- also vor allem, weil ich Informationen haben sollte, wie- wie man mit so ‘ner Situation umgeht, wie ich mich verhalten sollte- I: ja. E: - und ähm wie das halt weitergehen soll. es war jetzt so, dass wir ihr ‘nen ähm- oder unser Institutschef ihr jetzt ‘n Hausverbot gegeben hat- I: hmhm. E: was aber nicht soviel bringt, weil die Tür von unserem Institut eben offen ist, und da hat sie ‘s- das war jetzt irgendwie vor zehn Tagen, das ignoriert sie und kommt halt immer noch ins Institut, obwohl sie da meistens von jemandem abgefangen wird und rausgeschmissen wird. I: +okay. E: die Eltern wurden nochmal+ ähm - ähm benachrichtigt, dass sie halt wirklich ‘ne ausgewachsene Psychose hat und dass sie unbedingt irgendwie eingewiesen oder Hilfe braucht- I: ja. ja. E: was sie aber nicht annimmt, weil sie ja volljährig ist und man sie nicht zwangsweise da rein bringen kann. und mich belastet das natürlich insoweit, dass ich weiß, wenn ich zur Arbeit geh‘, dass ich ihr dann auf jeden Fall über ‘n Weg laufe, weil sie irgendwann am Tag sicher einmal irgendwie da reinkommt und schaut, ob ich da bin, um mit mir zu reden, was aber total lächerlich ist, weil sie meistens dann einfach im Büro steht und nichts sagt, weil sie ja so unglaublich schüchtern ist oder so- auch nicht- bringt auch nichts, weil sie überhaupt keinen klaren Gedanken mehr formulieren kann, sondern, wenn man sie eben drauf anspricht, dass es doch verrückt ist, was sie macht, dann murmelt sie meistens unzusammenhängende Dinge. (lacht) I: oh Gott, das ist ja krass. E: ja. und auf jeden Fall, genau die hab‘ ich jetzt am Hals. I: ja. E: und jetzt geh‘ ich diese Woche nicht zur Arbeit, weil ich dem- dieses- dem Konflikt eben jetzt ausweichen will. I: ja. wobei ‘n klassischer Konflikt ist es in dem Sinne ja nicht. E: nee nee, so ganz Konflikt sicher nicht, +ja. I: ja.+ ja. und das heißt- und was- was- was hast Du jetzt vor? E: na ja, jetzt zähl‘ ich drauf, dass die einfach diese Woche, weil sie mich nicht sieht, relativ häufig bei uns ins Institut kommt, dass es halt den Chefs irgendwann- dem Institutschef auffällt, dass es eben der nächste Schritt ist, jetzt Polizei und Anzeige wegen Hausfriedensbruch- I: okay. E: und ich hoff‘, das kommt einfach diese- die Woche einfach mal zur Eskalation. I: ja. das heißt aber, dass Du drauf wartest, dass das sozusagen- also das ist gar nicht abgesprochen, sondern Du hoffst, dass es Deinem Chef dermaßen auf die Nerven geht, dass er da eingreift? E: na ja, dass er nochmal richtig konsequent eingreift, genau. I: ja. E: also ich hab‘ angekündigt, dass ich nicht mehr zur Arbeit komme, dass ich hier Home Office betreib‘, aber- I: ja. aber +weiter /- E: schau mal+, was die Woche bringt. I: aber ist- E: aber das Problem ist, man kann eben jetzt nichts mehr machen, der nächste Schritt ist eben, dass die Eltern sie entmündigen oder- oder dass man halt sie wirklich anzeigt wegen Hausfriedensbruch oder wegen Stalking. und den Schritt, also sie anzeigen wegen Stalking, find‘ ich einfach noch etwas zu viel, weil / / das zum Glück nur auf meinen Arbeitsplatz beschränkt ist und sie nicht weiß, wo ich wohn‘, das säh‘ natürlich komplett anders aus, wenn sie rauskriegen würd‘, wo ich wohn‘, also dann würd‘ ich sofort die Polizei anrufen. I: ja. E: und- ja. ich hoff‘ einfach auf der anderen Seite, dass es vielleicht sich so löst, dass die Eltern jetzt doch langsam mal richt- ähm realisiert haben, dass- dass sie eben doch ‘ne starke Psychose hat und ähm eingewiesen werden muss. I: ja. das haben sie bisher nicht, meinst Du? E: nee, das haben- hatten sie mit- bei den letzten zwei Gesprächen, die sie mit meinem Chef hatten, noch nicht so wirklich, also sie- sie haben‘s dann jetzt irgendwie beim letzten Gespräch schon richtig realisiert, dass sie sch- ernste Probleme hat- I: ja. E: aber sie stehen dem Ganzen auch irgendwie hilflos entgegen oder- I: ja. E: soweit ich das verstanden hab‘. (holt tief Luft) I: und für Dich ist es ‘ne große Belastung, das Ganze, wahrscheinlich, oder? E: ja, also für mich ist es schon ‘ne relativ große Belastung. I: ja. E: vor allem durch diese ständige Wiederholung, dass man jeden Tag mit derselben Situation konfrontiert wird oder mit ihr, kriegt man das eben nicht wirklich aus seinem Kopf raus. I: +ja. E: und es+ verfolgt einen dann natürlich auch irgendwie nach Feierabend, da (hustet) ich ja auch nicht weiß, inwieweit *111 und *112 da gefährdet sind.