I: jetzt aber, genau. (holt Luft) so. also. genau. also es soll also um Deinen Chef gehen ähm, wie gesagt, also was - was Du jetzt konkret von ihm erzählst ähm, von der Situation oder von dem Konflikt, üb- überlass‘ ich völlig Dir, (holt Luft) was ich aber gerne hätte, ist, dass Du mir möglichst konkret erzählst, entweder wie’s zu der Situation kam, dass das jetzt ähm so ähm unangenehm für Dich ist, oder möglichst konkret ein- einen Aspekt rauspickst. an den Du Dich ähm gut erinnerst oder der für Dich- Dich relevant ist in der ganzen Sache. E: ja. I: so, einfach dass es möglichst an- an ähm sozusagen ‘ne konkrete Sache ist. E: gut. I: hm. E: also da kann ich ja gleich anfangen, also im Grunde ist es so, dass der Grund, den ich sehe, weshalb ich in die Situation- in so eine Konfliktsituation gekommen bin- I: hm. E: ist der ähm, dass ‘ne klare Abhängigkeit ähm besteht, ähm und konkreter, dass man natürlich ähm, dadurch dass ich jetzt auf einem befristeten Vertrag sitze, ähm bin ich- ähm bin ich nicht ganz frei sozusagen, so fühl‘ ich mich zumindest, in meinen Äußerungen. I: ja. E: das heißt also, wir hatten auch öfter mal Diskussionen ähm, bei denen es dann auch darum ging ähm, ja ähm, wie das alles zu schaffen ist ähm, ganz konkrete Situation war, ähm dass ähm meinetwegen zwei, drei Tage vor einem Termin, wo ‘ne Vorlesung gehalten werden musste, ähm keine Vertretung vorhanden war und dann musste ich das übernehmen. I: okay. E: ähm das war also sehr, sehr kurzfristig + halt - I: hmhm.+ E: dass ich insgesamt dann ähm für die Vorbereitung nur anderthalb Tage hatte I: hm. E: und das ist für‘ne- ‘ne- ‘ne- ‘ne Fortgeschrittenenvorlesung ist das einfach nicht genug Zeit- I: nee, klar. E: und ähm parallel waren natürlich auch noch andere ähm Sachen vorhanden, die- die- also (holt Luft) ähm die viel Aufmerksam- und eigentlich auch Priorität ähm erforderten. I: ja. E: dann war’s dann so, dass ähm ich gesagt hab‘: „ja, okay, mach‘ ich.“ ähm und ich hab’s ja auch geschafft. I: hm. E: war natürlich viel Arbeit- I: hmhm. E: und ähm als wir uns dann später nochmal unterhalten haben, ähm da hab‘ ich dann nochmal gesagt so: „na ja, gut, also in anderthalb Tagen ist schon krass, also das- das ähm kann ich- kann ich‘s eigentlich nicht wirklich schaffen, ich hab‘ das in dem Fall trotzdem geschafft.“, also irgend sowas hab‘ ich gesagt, ne, in die Richtung, und dann war sein Kommentar nur so, ja, das wär‘ aber so, ähm wenn man in der Wissenschaft bestehen wolle, dann müsste man halt ähm ja, diese- diese Doppelbelastung Lehre und Forschung, und vielleicht Dreifachbelastung, wenn man dann noch die Familie hat, müsste man einfach wuppen können- I: ja, okay. E: und das fand ich halt, das ist halt ‘n ganz schön unverschämter Kommentar dafür, dass man einfach ähm sich zwei Tage vorher meldet ähm und sagt so: „ach übrigens, ähm, kannst Du das machen?“, ne? I: ja, klar. E: und ähm solche beiläufigen Bemerkungen- da haben wir auch öfter mal mit anderen Kollegen ähm Gespräche gehabt, dass wir halt auch der Auffassung sind, dass diese kurzfristigen Verträge, die teilweise nur ein Jahr laufen- I: hm. E: dass die wirklich Gift sind. I: hm. E: weil die Motivation- I: hm. E: ja, und da ist er grade überhaupt nicht der Meinung, das heißt, er ist wirklich ‘n Verfechter dieses Systems, dass darauf letztlich abzielt, den Leuten sehr viel Druck durch diese Zeitverträge zu machen. I: ja. E: dass man nicht langfristig planen kann, also wenn ich jetzt wüsste, ich hätte fünf Jahre- da haben wir jetzt auch grade heute morgen noch mit meiner Frau drüber geredet- I: ja. E: wenn ich w- wenn ich wüsste, ich könnte jetzt fünf Jahre hier in *202 arbeiten, dann würde sie sofort aufhören mit dem, was sie macht. I: okay. E: weil sie- es geht ihr pers- privat, so persönlich einfach nicht gut- I: hm. E: das weiß mein Vorgesetzter auch- I: hmhm. E: ähm- ist jetzt auch ähm vor kurzem was- was ähm passiert, also wir haben- wir haben ähm- Schwangerschaftsabbruch war das, also ein- I: oh. E: Kind haben wir verloren /- I: ja. oh je. E: das heißt, ich bin einfach auch in ‘ner privaten Situation, wo ich sehr- sehr belastet bin eigentlich- I: hm. E: und ich hab‘ also wirklich überhaupt nicht den Eindruck, dass da irgendwie ähm drauf eingegangen wird / , ähm ich konnte natürlich erstmal ‘ne Woche zu Hause bleiben, das war kein Problem ähm, nur es war einfach irgendwo ‘ne- ‘ne- ja, in- in der Folge war- war keine- ja, keine Nachfrage oder sowas, es gibt einfach keinen Bezug zu / / [zu leise]. I: okay. ja. E: also es sind vielleicht ganz viele Sachen so gleichzeitig, aber der Kern des ganzen Problems ist letztendlich, glaube ich- I: ja. E: dass ich in so einer Abhängigkeitssituation bin, in der ich ähm einerseits von- sozusagen von Wertschätzung ähm in dem Sinne auch abhängig bin, dass es dann meine Zukunft bestimmt. I: +ja. E: nicht+ in dem Sinne, dass es mich dann vielleicht zufrieden macht- I: ja. E: wenn ich Wertschätzung ähm höre, sondern dass es einfach auch meine Zukunft bestimmt, ähm ob ich quasi diesem Menschen das alles recht tue, sozusagen. I: ja. E: letztendlich sind das dann ja Gutachten, die dann dabei rauskommen. I: okay. und er könnte Dir aber auch weitere Verträge verschaffen oder ähm- E: ja, das- I: wie ist die +Situation? E: ist+ schwierig, also er- es ist ähm- es ist ja immer so, dass das Geld da sein muss. I: hm. E: es gibt natürlich ähm- hm- ja, es gibt Versuche, wo wir gemeinsam- die- die wir gemeinsam unternehmen, ähm Geld, ja, einzuwerben und so weiter- I: hm. E: ähm das ähm- da kann man natürlich nicht sagen, grundsätzlich ist das Geld da und er- er will nur nicht, so ist es ja nicht. I: hm. hm. E: ähm nur, wenn die Situation diejenige ist, die sie ist- I: hm. E: mit den Befristungen und so weiter- I: ja. E: dann ähm halt‘ ich das halt für ähm- für kritisch, das einfach so ‘n bisschen so lapidar zu sagen „das ist ja- jo, das ist ja so, ne, und das muss man halt so wuppen und so ge- das gehört dazu.“ + und-. I: ja.+ E: und da- da fühlt man sich dann sozusagen nicht- nicht richtig unterstützt. I: ja. und- das habt Ihr aber auch schon ähm- schon mal besprochen? +also s- konkreter? E: ja. also+- ja. wir haben- wir haben schon ganz konkret darüber gesprochen, dass ähm- also ich- ich hab‘ halt immer wieder gesagt, dass- also für mich persönlich ist das ‘ne große Belastung, ich seh‘ das nicht als- nicht als ideale Lösung des Systems- I: ja. E: wie gesagt, deswegen sag‘ ich ja, eigentlich- eigentlich hab‘ ich ‘n sehr gutes Verhältnis ähm zu meinem Vorgesetzten. I: hmhm. E: und das Eigentliche ist diese- diese systemische Umgebung, die Bedingung, ne? I: hm. hm. E: ‘n Konflikt sozusagen ähm ja, grade erst entsteht, weil ähm man in der Situation ist, und der Vorgesetzte ist natürlich nicht in der Situation und hat vielleicht auch deswegen ‘n andern Standpunkt. I: hm. na ja, aber er- genau, er- er stützt dieses- dieses System ja mit- mit seiner Haltung, auf jeden Fall, scheint mir, ne? - w- wenn er das als positiv interpretiert? E: - ja. - also ich meine, zumindest ist es so, dass ähm- dass das seine Aussage ist, auch den anderen Ge- Kollegen gegenüber, ich bin ja nicht alleine in dem System, also- I: hm. E: die andern haben ja genau das gleiche Problem. I: hm. E: nur dass die eben ähm- dass die alle befristete Verträge haben, dass die einfach nicht wissen ähm, geht’s nächstes Jahr weiter und so weiter- I: ja. E: und wenn man ähm- ja, wenn man ‘n gewisses Alter erreicht, ist es dann irgendwann- ist das einfach nicht mehr- nicht mehr gewollt. I: nee. klar. - hm und gibt’s ähm- aber s- sozusagen g- ähm d- die Auseinandersetzung mit- mit Deinem Chef beschränkt sich dann sozus- in dem Punkt darauf, dass- dass Du ihm sagst, dass die Situation ähm nicht- nicht produktiv ist und er das aber nicht so sieht und das war’s dann auch schon. E: ja, er sieht das natürlich nicht- nicht so, aber gleichzeitig ähm weiß er ja auch, dass ‘ne längerfristige ähm- er hört das ja sozusagen, ne? I: ja. E: und dann- in dem Sinne ähm gibt es da schon Bemühungen, auch- auch von seiner Seite, das hinzubekommen. I: ah ja. E: ähm aber ähm- ja. das, was ich vorhin meinte, ist eben, dass diese ähm- diese Wertschätzung manchmal nicht ähm- nicht rüberkommt, sag‘ ich mal, also- vielleicht einfach, ich- was ich mir oft sage, ist, dass ich einfach in dieser Stresssituation ähm auch überall Schatten sehe, ne? I: hmhm. E: und dass ich einfach irgendwie ähm ja, durch- durch etwas positiveres Denken vielleicht da auch wieder rauskomme ähm und ähm ja, quasi diesen Konflikt eigentlich auch nur reinprojiziere, weil ähm, was soll er machen sozusagen, ne? I: ja. E: was soll er machen, das Geld ist halt nicht da. I: ja. E: insofern ist es- deswegen hatte ich eingangs gesagt, dass der Konflikt am ehesten an ihm festzumachen ist. I: hm. E: weil er sozusagen das System repräsentiert. I: hm. E: aber ich glaube, der eigentliche Konflikt ist eher so ’n- so ‘n Situationskonflikt ähm von mir mit der- mit der- einfach mit den Bedingungen. I: ja. ähm- E: das sind so Bedingungen, wo ich einfach mir die Frage auch stelle, wie lang mach‘ ich das noch weiter, grade auch weil’s zu Hause halt ähm- weil‘s halt einfach so nicht weitergeht, ne? I: ja. ja, klar. wie- aber ähm- wie lange bist Du denn schon da an der Stelle, wo Du jetzt bist? E: hier? ähm jetzt ähm über zwei Jahre. I: und davor? warst du in ‘nem- in ‘nem anderen Uni oder in einer +anderen Stadt? E: / war ich+ an ‘ner andern Uni und ähm davor war ich ähm im Ausland. I: ah ja. - okay. wie war- aber die- das Problem war immer das gleiche wahrscheinlich oder ist das jetzt an- an- an der- an der aktuellen Situation- also jetzt ähm rein, +was das Berufliche angeht, nochmal akuter geworden? E: / /+ bei mir, dass wir das so entschieden haben, dass wir halt ähm- dass ich diese Phasen einmal im Ausland mache und- und so weiter- I: ja. E: dass ich aber eben- zum Beispiel im Ausland hatte ich auch ‘n Angebot, dort zu bleiben, das ähm wär‘ ‘ne Möglichkeit gewesen für mich, da auch / / / [zu leise], aber das passte einfach n- zu dem Zeitpunkt nicht in unsere Lebensplanung- I: hmhm. E: ähm also da- da war der Druck nicht so, ich denke, dass dieser Druck, dieser spezielle Druck, der- der wächst natürlich ähm im Lauf der Zeit, grade, wenn man älter wird und wenn man einfach sieht, dass man noch nicht auf ‘ner- auf ‘ner festen Stelle ist. I: hm. hm. E: so als ich- als ich so meine ersten Stellen gehabt habe, da hab‘ ich mir darüber noch nicht so viele Gedanken gemacht, weil das ja völlig normal war, dass man ‘ne befristete Stelle hatte- I: ja, klar. E: / / / / [völlig leise 4 sec] bin ja noch nicht alt, aber- (lacht) I: (lacht kurz) E: so in ‘ner- in ‘ner früheren Phase ist, ist es ja völlig normal, dass man befristete Stellen hat. I: hm, genau. E: und es ist auch eigentlich noch normal, wenn man ähm na, so unter vierzig ist noch, ne? I: ja. E: aber irgendwann möchte man dann nicht mehr / / [zu leise] I: ja. E: und bei mir ist es natürlich speziell, denke ich mal, weil ähm- oder auch nicht speziell, es geht ja darum, wenn man ‘ne familiäre Bindung hat, dann ist man grundsätzlich unflexibler. I: ja, klar. hmhm. - hm, wie ist denn hm- ich würd‘ gern nochmal auf diese- diese Wertschätzung, die Du erwähnt hast, die so auch ‘n bisschen fehlt zusätzlich von Deinem Chef, zurückkommen. gab’s da Situationen, wo- wo das mit dieser Wertschätzung gut geklappt hat? also wo’s sozusagen diesbezüglich keinen- keinen Konflikt oder keine hm- keine Kritik jetzt von Dir geben würde an ihm? E: es gab solche Situationen sicherlich, ja. I: ja. kannst Du- kannst Du da mal eine exemplarisch kurz beschreiben? E: - also meinetwegen, als ich das Projekt angefangen hatte, wo ich dann die ersten Ergebnisse erzielt habe- I: hm. E: - da dann die ähm, na, auf jeden Fall Wertschätzung vorhanden war, und auch, wenn ich jetzt auch mal solche Sachen übernehme, wie ich gesagt hatte, so kurzfristig, ne- I: ja. E: dass ich erzählt hatte, dass dann so die Aussage ist so: „na ja, das gehört dazu und den Druck muss man halt aushalten.“ ähm das ist dann nicht das Einzige, sondern zu ‘nem andern Zeitpunkt- das schwankt dann halt auch, ne. An ‘nem andern Tag kann es dann auch heißen: „also vielen Dank, dass Du das jetzt für mich übernommen hast. dadurch hast Du mich jetzt sehr entlastet.“ oder so, ne? I: okay. E: also das hat er auch schon mal gesagt, also deswegen- deswegen hab‘ ich auch eingangs gesagt, das ist sehr schwierig für mich, diesen Konflikt wirklich nur an der Person festzumachen- I: ja. E: weil ich glaube, das ist ’n- ‘n Situationskonflikt, den ich dann letztlich ähm ähm ja, projiziere oder sowas, ich- ich bin ja kein Fachmann, ich will Dir jetzt auch nicht Deine Arbeit sozusagen abnehmen. (lacht)