I: genau, und deshalb würd‘ ich Sie auch ähm jetzt wieder bitten, einfach mir so konkret wie möglich zu erzählen ähm, worum ’s bei der ganzen Sache geht. E: hmhm, okay. also, es geht darum, dass mehrere Personen, es sind insgesamt fünf, ähm aktiv in der Gestaltung des Alltages hier ähm involviert sind. I: ja. E: das heißt, wo einfach jeder seine Aufgabenbereiche hat und jeder seine Schwerpunkte hat, das ist ähm zum einen was Finanzielles, zum andern öffentlich, zum andern- na ja, Dokumentenablagen etc., ähm, und da besteht der Konflikt für mich hauptsächlich darin, dass sich viel zu viele Ansprechpartner sind- I: ja. E: und sich viel zu viele Ansprechpartner um die gleichen Sachen kümmern. I: +okay. E: und ich+ dann von einer Person ‘ne Antwort bekomme auf eine Frage, dann ‘ne zweite Person auch nochmal ‘ne Antwort drauf gibt- I: +hm. E: die dann+ aber gar nimmer übereinstimmen- I: ja. E: und wir sitzen dann in der Mitte und denken „ja, gut, ähm, warum schätzen wir denn jetzt hier, wenn ihr euch noch net einmal grün seid?“ I: ja. okay. hm. E: genau. ähm, es ist in dem Moment halt frustrierend, wenn man ‘ne Ansage bekommt „Ihr sollt tun.“- I: ja. E: „macht jetzt bitte.“, wir kümmern uns drum, ähm, ich melde rück „ich habe mich drum gekümmert um dieses Problem.“ und dann ähm kommt von der zweiten Person „was? aber das wollen wir doch gar net machen. also, vergessen Sie / (?: da/das) und es hat sich erledigt.“ I: oh. hmhm. E: genau, und des ist einfach dann ähm sehr frustrierend zum einen, auch sehr kraftaufreibend und sehr ähm anstrengend einfach in dem Moment. I: ja. E: man weiß letztlich net ähm, wer ist jetzt zuständig für was, an wen muss ich mich jetzt wenden- I: ja. E: und ‘s wird einem so ’n bisschen, ja, die Luft zum Atmen hier genommen. I: ja. E: also, weil jeder von diesen fünf Menschen ja unterschiedliche Prioritäten hat, und diese Prioritäten müssen jetzt erfüllt werden. I: hm. +hm hm. E: also+ jetzt sofort, am besten heute- I: ja. E: wo ich dann denk‘ „ja, gut, ähm, ist verständlich, ist wichtig, ist klar- I: ja. E: aber hier gibt’s noch ‘n Team, die auch Wünsche haben, hier gibt’s noch Eltern, die auch Wünsche haben, und hier gibt’s auch noch Kinder, die Wünsche haben. I: ja. +hm. E: ich selber+ hab‘ gar keine Wünsche- +(lacht) I: okay. (lacht)+ E: vollkommen in Ordnung- I: ja. E: ähm, und des is‘ dann sehr kraftaufreibend. I: ja. ähm, können Sie das an ‘nem konkreten ähm Fall mal illustrieren, was- was sozusagen da das Problem dann ist? also, Sie haben ja wahrscheinlich jetzt auch was, das ähm dazu geführt hat, dass Sie gesagt haben, Sie wollen da nochmal jemanden haben, der mit drauf guckt. E: - hmhm. ähm, zum einen war ‘ne wichtige Veranstaltung, an der ich mit meinem Chef, mit meinem- ja, mit meinem ersten Chef dran teilnehmen hätte sollen +und- I: ja.+ E: ich war dann dort und dann sitz‘ ich dort und ‘s heißt „ja, wo ist Dein Chef?“ und ich muss sagen „ja, der kommt, der kommt, der kommt.“ und dann nach ‘ner halben Stunde hab‘ ich dann gesagt „na gut, jetzt kommt er dann wahrscheinlich nimmer.“ I: ja. E: des wurde dann vergessen, weil man gedacht hat, dass jemand anders / (?: halt) dafür zuständig ist. I: aha. okay. E: das ist ein Beispiel. I: ja. E: ‘n weiteres Beispiel ist ganz poplig, es ging um die Beschallung von ‘nem Fenster, wo ich gesagt hab‘ „na ja, das Fenster müssen wir irgendwie abdunkeln, weil, wenn die Sonne drauf scheint, oh, sieht man einfach am Bildschirm nix mehr, da kann man nix arbeiten.“, ich geb‘ das an denjenigen weiter, der dafür zuständig ist, er sagt, alles klar, er kümmert sich drum, ich hab‘ noch gemeint „ja, aber Zeit, weil es geht ja um die Sonne und die kommt erst im Sommer wieder raus, also ganz langsam.“ I: ja. E: und zufälligerweise in ‘nem andern Gespräch erfährt man dann, dass sich dann nochmal jemand drum kümmert, weil ich das möchte, weil es um die ähm Sicherheit geht. I: aha. E: wo ich dann gedacht hab‘ „hä, was, hab‘ ich nie gesagt, ähm“- +(lacht) I: ja. (lacht)+ E: „ähm, warum muss ich jetzt nochmal mit Dir das Problem nochmal erörtern, wenn ich’s doch schon mit jemand anders besprochen habe, der dann eigentlich dafür zuständig ist, und Du jetzt da aber auch nochmal einfach mitreden musst.“ I: ja. E: ja, oder dann im Gegenzug, wenn dann ganz wichtige Sachen ähm nicht besprochen werden. also, es ging drum, sich ähm zu verbessern und sich zu evaluieren und sich zu ähm überprüfen, die Arbeit- I: hmhm. E: ähm so Sachen, hat’s halt einfach geheißen „das machen wir. punkt.“ und da hat dann wiederum kein Gespräch vorher stattgefunden. „können die das überhaupt schon, kann man das schon leisten? wer könnte das denn machen, in welchem Rahmen könnten wir das machen, was ist sinn- und zweckvoll, was ist das Ziel dahinter?“, des wird dann nimmer besprochen. I: okay. E: des ist dann einfach- also dann, wenn’s halt um wichtige Arbeiten geht, dann wird man hier net mit einbezogen, und wenn’s um poplige Sachen geht wie ’n Rollo am Fenster, dann reden plötzlich fünf Leute mit. I: ja. E: des dann halt. ja. I: und bei den wichtigen Sachen heißt das, dass Sie dann sozusagen vor- vor vollendete Tatsachen stehen als- als Leitung und +als Team, oder- E: hmhm. hmhm.+ genau. I: hm. E: es ist schon auf liebe und nette Art und Weise, weil das braucht ja auch alles Zeit, bis es anläuft, und wir denken das jetzt ja nur an und wir reden ja jetzt mal nur drüber- I: hmhm. E: und des ist ja auch mal nur ins Auge gefasst, also ‘s eilt auch alles überhaupt gar net- I: ja. E: aber im Prinzip wurde schon beschlossen „nee, jetzt machen wir’s und der und der kümmert sich drum. jetzt.“ I: okay. E: und des ist dann für mich einfach so ‘n Widerspruch, wo einfach ähm, ja, ganz schwierig ist dann damit umzugehen. I: ja. E: - ja, oder auch so diese- diese Grenzen, wann kann ich sagen „stopp, das ist jetzt hier meine Arbeitszeit, ich muss jetzt für das Team da sein.“- I: hm. E: „und jetzt- auch wenn Du mein Chef bist und meine Eltern Ihr seid und Ihr hier ständig ein- und ausgeht, ich kann jetzt trotzdem zu Euch sagen ‘Moment. gelbe Karte. Tür ist zu. jetzt bitte draußen bleiben und mir meinen Bereich ähm geben oder ihn auch zulassen oder auch respektieren.‘“- I: ja. E: des‘ auch sowas, ja, man muss immer präsent sein im Prinzip. I: hm. E: immer in dem Moment, wo die Tür aufgeht und jemand reinkommt. I: okay. - hm. E: - ja. also, es spielen viele, viele Dinge einfach ähm mit rein. I: ja. ja. E: ja, oder so dieses ähm- ja, ich drück ’s immer so aus, Luft zum Atmen lassen, wir haben ähm was entwickelt im Team und den Eltern vorgestellt, das haben wir nur für uns entwickelt und ich hab’s auch gar net laut gesagt, und die Eltern waren total begeistert und waren richtig zufrieden, wo ich denk‘ „Mensch, wenn Ihr uns doch machen lasst, dann entsteht doch auch was.“, aber es ist alles schon so ‘n vorgefertigtes Muster- I: ja. E: was wir jetzt zu erfüllen haben, und genauso nach den Vorstellungen. I: ja. E: von- ja, vom Chef dann, im Prinzip, oder von den Chefs, muss man ja sagen. I: ja. ähm, +das sind- E: ja.+ I: sind das fünf Chefs oder wie- wie- wie darf ich das verstehen? das sind fünf Leute, die zumindest weisungsbefugt sind ähm- E: richtig, genau. I: hm. hm. okay. E: und da sind die Eltern noch nicht dabei mit, die ja dann auch noch mitreden. I: ja. E: und da auch nochmal ihre Meinung dazu kundtun. I: ja. so durch die Elternvertreter dann im Zweifelsfall. oder- E: nee, Elternvertreter haben wir nicht, sondern bei uns dürfen alle Eltern dann ähm- I: ah ja. E: mitreden oder mitarbeiten oder müssen auch in dem Moment mitarbeiten. I: hmhm, okay. und ähm- E: ja. I: können Sie ähm sagen, ob- ob die Situation - ähm- oder solche Entscheidungsfindungsprozesse, die- die jetzt ja, wie Sie mir jetzt erzählt haben, ja oft sehr problematisch sind, ob’s sowas auch gegeben hat- oder vielleicht auch noch mit einem- dem- Ihrem ähm Chef oder mit sonst ‘ner Person, wo das dann wiederum ganz gut geklappt hat, also wo ’s nicht diese Schwierigkeiten gab, von denen Sie grad berichtet haben? E: ja, das gibt’s auch, in dem Moment, wenn ich nur einen ganz klaren Vorgesetzten habe. I: ja. können +Sie da mal ‘n Beispiel kurz erzählen? E: was weiß ich+ - ja, zum Beispiel ähm, in dem Kindergarten, der jetzt einfach von der Kirche organisiert ist, da gibt’s ‘ne Kindergartenbeauftragte- I: ja. E: ähm ich hab‘ mein Problem „wie viele Kinder darf ich noch aufnehmen beziehungsweise darf ich überbelegen, lieber Chef?“- I: hm. E: ähm dann wird ins Gespräch gegangen „warum, weshalb, wieso möchtest Du überbelegen, für welchen Zeitraum?“- I: hm. E: und dann heißt ‘s „ist in Ordnung.“ oder „ist nicht in Ordnung.“ I: ja. E: punkt. und dann ist die Entscheidung gefallen, man hat ‘ne ganz klare Ansage, setzt die um, ähm woanders da muss halt dann nochmal mit dem andern gesprochen werden und der sieht des dann aber wieder anders und dann müssen die sich erstmal noch einigen und da müssen wir nochmal jemanden mit zu Rande ziehen- I: ja. E: ja, das ist so ‘n ganz einfaches Beispiel. I: +ja. E: also,+ ich denk‘, in dem Moment, wenn ich einen klaren Ansprechpartner habe, - ähm erleichtert das die Sache. I: ja. E: weil von ihm bekommt man nur die Anweisungen, das ist das, was hier halt einfach auch so zerreißend ist, dass jeder Anweisungen gibt und jeder diese Anweisungen umgesetzt haben möchte, aber sie sehen in der Fülle dann gar nimmer, was sie denn alles verlangen. I: ja. +ist das denn- E: weil ja jeder+ mit seinen fünf Anweisungen in der Woche kommt. I: ja. (lacht) ja. E: und dann hab‘ ich halt net nur fünf, sondern dann hab‘ ich halt plötzlich fünfundzwanzig. I: ja. hm. hm. E: und die muss man dann erstmal erfüllen. I: das heißt- es klingt aber auch so, als- als wären Sie wahrscheinlich sozusagen die Hauptbetroffene vor der Pro- von der Problematik, ne, weil für die anderen scheint das ja nur dann problematisch zu werden, wenn das nicht so läuft, wie sie sich das vorstellen. E: ja, Hauptveran- also, ich würde sagen, zu achtzig Prozent ähm liegt’s an mir und nochmal zu zwanzig Prozent, wo dann die ähm stellvertretende Leitung auch mit involviert ist. I: ja. E: die dann zum einen klar meinen Frust mitkriegt und merkt, dass ich einfach auch nimmer kann- I: ja. E: ähm, oder die dann auch schon gezielt sagt „ich übernehme folgende Aufgabe für Dich.“- I: ja. E: und dann werde ich trotzdem nochmal kontaktiert, obwohl es klar ist, ähm die stellvertretende Leitung hat diese Aufgabe. I: oh je. (lacht) E: ja. (lacht) das ist dann für sie auch in dem Moment schwierig, wo sie halt dann auch sagt „okay, ja warum bin ich denn jetzt hier eigentlich stellvertretende Leitung?“ (lacht) I: ja, klar. E: „macht ’s doch grad selber.“ (lacht) I: ja. ja. (lacht) E: ja. I: ja. - ja. na ja. E: - ja. also ich denk’ das Hauptproblem ist einfach so dieses ähm Nicht-Bewusstsein, dass, wenn mehrere Personen mitreden, dass jede Person Ansprüche hat und man nicht alle Ansprüche gleichermaßen umsetzen kann. I: hm. E: wenn man ‘n normaler Mensch ist. I: hm. E: also, des geht dann einfach an die menschlichen, ja, Grenzen.