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Hessische Naturwaldreservate im Portrait: Kniebrecht

Hoppmann, Tobias; Hagge, Jonas; Kühbandner, Stephan; Mölder, Andreas; Schmidt, Marcus; Meyer, Peter

Seit 2007 stellt die Reihe „Hessische Naturwaldreservate im Portrait“ Ergebnisse des hessischen Naturwaldreservate-Programms vor.

Etwa 40 Jahre nach dem letzten Holzeinschlag zeigen die Waldbestände im Naturwaldreservat Kniebrecht erkennbar Merkmale natürlicher Waldentwicklung. Die Mengen an stehendem und liegendem Totholz sind deutlich angewachsen und liegen über dem Niveau der meisten Wirtschaftswälder. Vereinzelt sind Gruppen von Bäume durch Windwurf oder Dürre abgestorben, was eine zunehmende Differenzierung der Waldstruktur mit sich bringt. In Windwurflücken sorgt der höhere Lichteinfall vorübergehend für eine dichtere und vielfältigere Bodenvegetation und fördert das Aufwachsen junger Bäume. Die Zukunft wird zeigen, ob sich die bisher in den Lücken aufgewachsenen „Verjüngungskegel“ gegen die angrenzenden Altbäume behaupten können oder von diesen langfristig wieder ausgedunkelt werden. Neben der Konkurrenz wird es insbesondere von weiteren Störungen wie Dürren oder Windwürfen abhängen, wie lange die aktuell noch eher einschichtige horizontale Waldstruktur erhalten bleiben wird. Auch die Folgen der Bewirtschaftung gewinnen an Bedeutung: Nachdem aufgrund des jungen Bestandesalters lange Zeit nur wenige Maßnahmen in der bewirtschafteten Vergleichsfläche stattgefunden hatten, werden diese nun nach und nach durchforstet. Die Bestände des Totalreservats sind nach wie vor weitestgehend frei von direkten menschlichen Eingriffen. Die unterschiedliche Behandlung der Gebietsteile wird zunehmend anhand des Waldbildes sichtbar werden.

Aus zoologischer Sicht ist die Frage spannend, inwieweit die fortschreitenden Habitatveränderungen im Totalreservat – insbesondere die Zunahme der stehenden und liegenden Totholzmengen – zu einer Erhöhung der Artenvielfalt beitragen. Dies gilt besonders für holzbewohnende Käfer, aber auch für bestimmte Arten bzw. Gilden von Vögeln. Die Ergebnisse zukünftiger zoologischer Untersuchungen werden allerdings keinen Vergleich mit dem Ausgangszustand erlauben, da dieser nicht erhoben wurde. Hinsichtlich der vorkommenden Pilze hingegen könnte eine sorgfältige Erhebung aus den 1990er Jahren als Ersterfassung aufgefasst werden. Bei der Auswertung zukünftiger pilzkundlicher Erhebungen kann überprüft werden, ob bestimmte, an Totholz gebundene Pilzarten im Gebiet zugenommen haben werden oder neu auftreten.

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