Converted from a Word document
Internationale Dachorganisationen, europäische Infrastrukturprojekte, regionale Verbände und nationale Initiativen in den Digitalen Geisteswissenschaften fördern (und fordern) den offenen Zugang zu digitalen Methoden, Daten und Werkzeugen, offene und nachnutzbare Formen der Wissenschaftskommunikation und Dissemination sowie einen verantwortungsvollen und integren Umgang innerhalb der wissenschaftlichen Community sowie mit jenen Personen, die als BeiträgerInnen oder sogar Gegenstand unserer Forschung involviert sind (McKee/Porter 2009; Markham/Buchanan 2012).
Von besonderem Interesse für Kulturerbeeinrichtungen und GeisteswissenschaftlerInnen sind Fragen des Urheberrechts sowie der Bereitstellung von und des Zugangs zu digitalisiertem Quellenmaterial (Darling 2012; Galina 2017). In der Europäischen Union besteht ein erkennbarer politischer Impuls, den freien und öffentlichen Zugang zu kulturellem Erbe und zu Forschungsdaten, die an öffentlich finanzierten Einrichtungen gehostet werden, zu erleichtern und entsprechende Digitalisierungsvorhaben zu fördern (Europäisches Parlament 2013 et al). Der Mangel an rechtlicher Harmonisierung und die vielfältigen und oft unklaren nationalen Rechtsvorschriften über die Nutzung und Bereitstellung von Ressourcen durch öffentliche Kulturerbe-, Forschungs- und Bildungseinrichtungen – auch die jüngste europäische Urheberrechtsrichtlinie (Europäisches Parlament 2019), die eine Reihe von zentralen Themen der digitalen Geisteswissenschaften wie Text- und Datamining und die grenzübergreifende Nachnutzung von Ressourcen thematisiert, wird sich in den nationalen Umsetzungen sehr unterschiedlich niederschlagen – lösen jedoch Unsicherheit aus oder bedingen restriktive Regelungen an betroffenen Institutionen. Auch die EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) (Europäisches Parlament 2016) sorgte für große Unsicherheit und führte mangels konkreter, praxisbezogener Information und Beratung der Forschungsgemeinschaft zu überstürzten Aktivitäten, die oft über die tatsächlichen gesetzlichen Anforderungen hinausgingen und die Forschung erheblich erschwerten.
Die großen Themenbereiche des Urheberrechts (und insbesondere der Lizenzierung) sowie des Datenschutzes (vor allem der Zulässigkeit von Datenverarbeitungen in Forschungskontexten) sind zentral für jede wissenschaftliche Tätigkeit. Um auf die vorherrschende Unsicherheit zu den rechtlichen und ethischen Rahmenbedingungen geisteswissenschaftlicher Forschung zu reagieren, wurde eine Reihe von Arbeitsgruppen und Interessensgemeinschaften ins Leben gerufen, die diese Fragen zu beantworten versuchen und die entsprechenden Kenntnisse in Form von Best Practice-Beispielen, Leitfäden und Workshops zu vermitteln – umso schwieriger, als nationale Gesetzgebungen sich mitunter stark unterscheiden, Fragen der Haftung und Legalität aber keine Spielräume gestatten.
Über diesen rechtlichen Rahmen hinaus sind Fragen der ethischen Forschungspraxis und des wissenschaftlichen Verhaltens für die Geistes- und Sozialwissenschaften von zentraler Bedeutung, insbesondere in einem weitgehend digitalen, internetbasierten Forschungskontext (McKee/Porter 2009; Markham/Buchanan 2012):
“Different ethical issues become salient as the researcher develops research questions, seeks and gains access to individuals and/or information, manages and protects personally identifiable information, selects analytical tools, and represents the data through dissemination, in published reports, conference presentations, or other venues.” (Markham/Buchanan 2012)
Gerade in Bezug auf digitale Formen der Wissenschaftskommunikation und des Wissenstransfers kommt dem verantwortungsbewussten und wertschätzenden Umgang nicht nur mit Daten, sondern auch den unterschiedlichen AkteurInnen im Forschungsprozess zunehmend Bedeutung zu.
Dieses Poster soll den TeilnehmerInnen der DHd2020 einige der Initiativen und Arbeitsgruppen vorstellen, die sich diesem Themenfeld im deutschsprachigen Raum widmen, zum Beispiel die DARIAH-EU Arbeitsgruppe "Ethics and Legality in Digital Arts and Humanities" (ELDAH), das CLARIN-ERIC “Legal and Ethical Issues Committee” (CLIC), die DHd Arbeitsgruppe “Digitales Publizieren” oder auch das “Open Science Network Austria” (OANA). Nicht zuletzt aufgrund personeller Überschneidungen herrscht rege Kommunikation und Kooperation zwischen diesen Gruppen: Ressourcen werden gebündelt, Ergebnisse und Aktivitäten übergreifend angeboten und Synergien genutzt.
Die Präsentation des Posters bei der DHd2020 gibt uns die Möglichkeit, die TeilnehmerInnen über bereits bestehende und in Entwicklung befindliche Angebote und Werkzeuge – wie Schulungsunterlagen der ELDAH Arbeitsgruppe auf
https://eldah.hypotheses.org/ oder den in Entwicklung befindlichen
Consent Wizard, einen Generator für DS-GVO-konforme Einwilligungserklärungen – zu informieren und Fragen und Anliegen der TeilnehmerInnen zu rechtlichen und ethischen Herausforderungen ihrer Arbeit (insbesondere zu Urheberrecht, Lizenzierung und der Verarbeitung personenbezogener Daten im wissenschaftlichen Kontext) direkt zu beantworten sowie die Bedürfnisse der Fachgemeinschaft in diesen Bereichen zu erheben und in weiterer Folge – sei es durch die Entwicklung neuer oder die Anpassung bestehender Angebote – praxisorientiert darauf zu reagieren.