Annus 1634.
Januarius.
<Hans Balthensperg Schwideri sohn berührendt>
Den 23. tag diß kam ins pfarrhauß Joseph Trindler mit fürgëben, wie des Schwideri Balthenspergs hinderlaßne witwen ihnne erbätten, zum pfarer z'gohn unnd ihme an ihr statt klagen sölle:
1. Wie ihr sohn Hanß sie so schnöd halte, spizle unnd trätzle, ihro auch fürhalte, wie sie den pauren diß sommers vill opß genommen.
2. Ihro nüt keim lieb laß werden, was er in der theillung ihro an kernen z'gëben versprochen habe, unnd das holtz nit zum hauß führe wie er schuldig.
arzu dan kommen das dritt, das er Hans unnd sein frouw ein andren schlahind unnd zwyträchtig seigind.
Mit fründtlicher pit, man ihro hierin bhilfflich unnd bratten sein sölle.
Hierüber nun ich mit gedochtem Joseph Trindler zu vogt Stäffen in sein hauß keert, seins rhaats hierüber ze pflägen. Des wir uns mit ein andren deßen entschloßen, Hanßen Balthensperg unverzogen ins pfarrhauß zu bschiken, ihme gedochten klegten fürhalten unnd mit ernst ihne darvon abmannen wöllind.
nun Hans Balthensperg mit vogt Stäffen ins pfarhauß nit lang darnach kommen, er gedochte artikel zum theill glaugnet, zum theill b'standen, mit fürwënden, wölle der mutter gen, was ihro ghöre. Ist ihme drüber von mir unnd vogt Stäffen ernstlich zugsprochen, zur ghorsamme unnd danckbarkeit gegen seiner mutter gwyßen unnd dan in einigkeit mit seiner frouwen zlëben vermannt worden. Im widrigen mehr derglichen klag keme ald sein mutter etwas leidigs möchte anfahen oder mit seiner frouwen ein sölch zwyträchtig unnd gotloß lëben führen wurde, werde man andrer gstalt gegen ihm fahren. Derowëgen dem nachzekommen, glück, heill unnd sägen zu erlangen, sölle er gott umb gnad seins h. geists darzu anrüffen, das ers thun könne. Unnd in sölchem seim gebätt ihme auch sein mutter woll laßen befollen sein etc.
Martius.
<Heinrich Murers unnd Annali Schmids unzucht belangendt>
Den 10. diß hab ich von fehrnus vernommen, das Heinrich Balthensperg genant Murers Heinrich, Hans Balthenspergs genant Hanß Murer ehlicher sohn, so ungfaar 10 jar alt ist, mit Annali Schmid so auch ungfaar in der selbigen elte, etwas unzuchts mit ein andren triben. Als namlich seige das meittli zu disem bub in vogt Stäffens thënn gangen, unnd wyl niemandts anheimbsch war, habinds ein andren angriffen, das meitteli hab die jüppen unnds hëmbt vor dem bub ufghan unnd der bub habe die hosen abhin glaßen unnd auch s'hëmpt uffghan. Deß ich hieruff zu vogt Stäffen keert unnd ihn ernstlich gfraget, ob imm von der sach nüt bewust. Der zeigt imm bywësen seiner frouwen an, von dem ding habe er auch ghört, aber er köns von dem meittli so by ihm z'tisch gangen was, nit erfahren, es laugne.
Hierüber wir beid das meittli mit ernst zhanden gnommen unnd imm troüwt, sag es die warheit nit, so wöllind wir imm zungen ushauwen (also ist ein sprüchwort der eltren alhie, so sie d'kind erschreken wënd, sprächends: Du magst woll rächt thun oder der herr haubwt dir sonst zungen uß). So es aber fein d'warheit bekënne, müß ihm nüt beschëhen. Uff ernstlich unnd villfaltigs anhalten hatt es bekëntt wie obstaht.
Hieruff ward auch ins vogts hauß b'schikt obgedochter Murers Heinrich unnd sein vatter Hans Balthensperg oder Hanß Murer, beiden dsach fürghalten unnd so lang trottet, biß das der bub glichs bekënt. Doch könttend wir nit erfahren, welches der anloß gsein.
bekantnus beider sammen hab ich ihnen zugsprochen mit allem ernst, ihnen den fehler best vermögens zu verstohn gen unnd uff heißen unnd bitten beider
Auch darzu hab ich dem vatter des knaben zugsprochen mit allem ernst, besonders vermannet, dem buben nit durch d'finger z'lugen unnd zur gottsforcht zu ufferziehen sölle. Ursach seig grad vor augen, da man zu Zürich umb sölicher unzüchtigen sachen willen auch junge lüt mit dem schwert richten müße.
Morndeß gieng ich im dorff zu allen eltren unnd vermannete sie mit ernst, zu ihren kindren sorg ze haben unnd sie rëcht zu zühen. Söllind ihnen vor schand, straff unnd schaden sein unnd by disem bispel witzig werden etc.
Aprilis.
<Nöüwling so zum h. nachtmaal gangen>
Den 5. tag diß kammend ins pfarrhauß uff mein ermahnung in der ersten kinderpredigt volgende knaben mit vermëldung, begärind auch z'gohn zum h. nachtmaal. Ire nammen sind:
1. Jageli Stäffen H. Stäffens s[elig] sohn.
2. Heinrich Morff Ulrich Morffen sohn.
3. Jageli Balthensperg Oschliß Jörgen sohn.
4. Jörg Rösch Hans Cunradt Röschen sohn.
5. Rudli Balthensperg Jag Balthensp[ergs] sohn.
All von Brütten.
Desglichen.
1. Lienhart Schmid ein schuknächt bi Jagli Hoffman alhie von Baßerstorff.
2. Ulrich Druminger von Hirtten obgedochten Hoffmans lehrbub von Hirtten.
3. Heinrich Altorffer von Cloten Hans Lienharts mënbub.
nnd Felix Klötli von Luffingen Rudli Stäffens mënbub.
Welche all uff mein fleißige underrichtung zuvor in der kinderpredigt unnd sonst dergstaltt uff an sie gethonen fragen uß dem catechismo etc. unnd dan uß den fragstücklinen geantwortet, das ich gar woll mögen dran kommen, s[onde]rlich Jageli Balthensperg sampt Jörg Röschen.
Das examen dißmollen währete bi iɉ stunden.
Maius.
<Felix Balthensperg den faußler>
Den 3. diß gieng ich zu Felix Balthensperg ihnne ernstlich von seim vertruncknen wäsen abmannende. Empfieng aber spröden bscheid: Gäb imm niemand nüt dran, wen die vertruncknen all in d'hell kömmind, so müß sie groß sein etc. Vermante in zletzst ernstlich darvon abzustohn, wo es nit beschëhi, wöll ich ihn offentlich uff der cantzel bschreyen.
<Susannali Winckler von Neüwenburg>
24. meyen kam ins pfarhauß Susannali Winckler von 16 jaren, mägtli zu Strubikhen bürtig von Nüwenburg mit vermëlden, es begäre auch zum ersten zum h. nachtmaal z'gohn. Deß ich ins uß dem catechismo unnd sonst examiniert, das ichs gantz woll hab mögen zum tisch des herren gohn laßen. Seine antwortten hatt es gar fein wëßenlich unnd grundtlich darthon, das ich mich verwundren müßen etc. etc.
Augustus.
<Vogt Stäffens ungebürlich wirtten>
Den letsten diß monats, als vogt Stäffen ins pfarrhauß kommen, hielt ich imm für, wie das gschrey imm gantzen dorff über ihn gang, wie man in seim hus so gwaltig ohne underlos trincke unnd man khein rächnung weder der satzungen der oberkeit nach andrer dingen nit heige. Vertrinckind vill uff gmeind unnd wën sie es söltind leiden, verschwiginds alles, unnd das uß der ursach, er sampt andren geeideten seigind stetts darbi unnd darmit, unnd müß ja an der sach nit wenig sein, wyl er vast alle wuchen j saum wyn mit den gmeindsgnoßen verwirtte. Obglich nun er seine ußreden ghan, die doch mehrtheil ungültig, hab ich ihn ernstlich darvon abgmannet unnd imm gseit, was einer auch thun müße wöll er joch auch sellig werden etc.
September.
<Uli Egliß drey jerigen sohn belangendt>
9. diß bschikte ich Uli Egli ins pfarrhauß unnd hielt imm für, wie sein kind Heinrich, so nach nit gar drei jerig seig, anfange schweeren. Mir seig von eim ehegaumer Jacob Trindler gsagt worden, er sage seiner großmutter alte mähren, ich selber habe ghört, das er die kind diebe. Das müß man ihm mit ernst abwehren, ihn ernstlich drumb züchtigen etc. Deß er sich das z'thun anerbotten.
November.
In disrer monats frist hab ich vogt Stäffen zu underschidlichen maalen das wirtten, ja die ungebür imm wirtten abwarnt, mit vermëlden, es seig sölch wirtten wider sein lib unnd seel etc. Hierüber er geantwortet, er wölle gar nit mehr wirtten. Ist aber drumb nach nie beschëhen.
<Hans Lienharts ünmeßig trincken>
Den letsten diß beschikte ich ins pfarrhauß Hanß Lienhart, imme fürhaltende sein unmeßig überflüßig schlemmen unnd zëchen, blibe dik über nacht äwëg, tribs 2, 3 tag, ja jetz 14 tag vast an einandren. Darvon mantte ich ihn erstlich ab. Dan da versündige er sich schwerlich an gott, der diß laster so hoch verbotten. Da versume er sein arbeit, seine vill kinder, sein gebätt etc. Unnd seig nüt dan schweeren etc. Unnd über sölchs unwësen ervolge zuletst dan gottes grächte straff etc.
Hierüber er mit mund unnd hand versprochen, sich zu bekeheren unnd zu beßren, was bißhar versumbt worden. Da dan ich ihn vermannet, sömliches zthun, er gott umb die gnad seines h. geists anrüffen sölle etc.
December.
<Felix Trindler des küffers ungebürlicher zugang zu einer witfrouw Anna Eglin>
2. diß bschikte ich Felix Trindler den küffer, imme fürhaltende, mir seig von einem ehegaumer (Joseph Trindler unnd Ulrich Morff einem kilchenpflëger wie auch vom vogt) klagswys fürbrocht worden, wie das er in der wittfrauwen hauß (da er im argwohn was, samm er unzucht mit ihro tribe unnd deßwegen
December.
<Vermahnung an vogt Stäffen rächt zu wirtten>
8. diß, als vogt Stäffen ins pfarrhauß wëgen seiner gschäfften kam, hielt ich imm für, wie am gestrigen sontag der pfyffer von Büll in seim hauß zu dantz pfyffet, item wie man aber übers zill im selbigen seim hauß verschinnen sambstag mit nammen die holtzgëber truncken. Sprach imm uffs noüw ernstlich zu auch rëcht zu wirtten. Wën ers mir zleid thüge, söll ers doch gott unnd der oberkeit nit zleid thun. Söll gedëncken, das er ein geeideter mann etc., mit villen wytgloüffigen wortten. Aber uß seiner gegenanttwort gspürte ich woll, das er nit willens ufzhören zu wirtten etc. Unnd züget darby bim höchsten gott, das jetz ein zeitlang er nüt wüste das zu schëlten an denen, so in sim hauß truncken. Ja sprach ich, man schwere aber. Er verneinets abermollen. Hieruff ich geantwortet, er söll sich so verhalten, wies imm gebüre unnd ers vor gott könne veranttwortten.
<Jacob Hoffman ist vermant worden von seiner liederligkeit abzestohn>
Den 9. diß hab ich bschikt Jagli Hoffman den schuhmacher, imme ernstlich undersagt sein liederligkeit, da er villmollen ungeacht seiner 5 kleinen kindren 2 oder 3 gantz tag nüt thüge als trincken. Ich als sein pfarer unnd seelsorger vermanne ihn ernstlich, darvon abzestohn etc. Sölle bedëncken, was mit dem liederlichen lëben mitlauffind für große sünden. Anfangs so schrittind er unnd andre sölche gsellen uß dem bruff gotts, darzu sie gott brüfft. Demnach versuminds durch sölch ding ihr christl. gebätt für sich unnd ir wib unnd kind. Wo aber khein rächt bätten seig, sölle er bedëncken, was der böß fiendt nit thüge? etc. Drittens handle man zwider der ernstlichen vermahnung gotts, das man sich vor trunckenheit sölle hüten etc.
Unnd seigind füruß bedëncklich die wort [de]s apostels: Wer seiner haußhaltung nit vorstande wie sich gebüre, seig erger als ein heid unnd heig den glouben verlaugnet etc. Item die wort 1. Cor. 6. v. 10. Die vertruncknen werdind rych gotts nit ererben etc.
Dorum sölle er der sach nachsinnen unnd sich beßren etc. etc.
<Abmahnung vom trincken gegen Junghanßen Jörg>
12. diß bschikte ich Jörg Balthensperg genant Junghanßen Jörg unnd hielt ihm für, wie ich von vernus verstand, das er als ein junger mann sich hinder daß zvill wyn trincken laßen wölle. Da wölle nun ich sein seelsorger ihn fründtlich ermannet han,
Füruß aber so hindre die trunckenheit den menschen am gloübigen gebät, dan wer truncken seig, der könn nit bätten, oder bätte er glich, so bätte er doch nit rächt. Wo aber das gloübig gebät nit seig, da bringe der böß geist zwëgen große ding etc. Er als ein junger man söll sich fein redlich bscheidenlich halten, yfrig bätten unnd fein gottsförchtig sein. So werd er gotts glük unnd sägen gspüren unnd erfahren etc.
<Abmahnung von dem gar liederlichen vertruncknen gottloßen lëben, so Felix Lienhart führte>
Den 20. diß bschikte ich Felix Lienhart unnd hielt imm für, wie offt unnd dik ich ihnne schon von seim verthüigen, liederlichen, vertruncknen lëben abgmahnet unnd uff sein fürgëben ghoffet habe, das er sich beßren wurde. Wüße aber nach biß dato gspüren das luther widerspyl. Unnd grad vergangner wuchen heige er 5 tag mit fräßen unnd suffen (r[everenter]) zu Baßerstorff unnd Clotten zubrocht unnd in der zeit sich by sein wib unnd kinden in seim hauß unnd herbrig nie finden laßen.
Da nëmm es mich wunder, ob er sich doch nit auch förchte vor gott unnd schämme vor aller ehrbarkeit? Sein wib, 6 kinder unnd so vill väch so übergëben unnd an frömbden ohrten nüt thun dan trincken unnd trincken. Das seig ein große schwere sünd, ja es lauffind der sünden zsammen vill.
ein gebätt gsein seige, sagte ich, in diser zeit? Wën er erfroren oder sonst gstorben were, wie er auch meinte, das gieng seiner seel? Dan also lëben wie er thüge, stetts voll sein, im trunck fluchen unnd predigen des wortts gotts versumen, das seigind nit
Deß wölle ich als ein wächter seiner seel imm gseit han, das es brünne, das das schwert göttlicher straffen über seel unnd sein lib gwüß kommen werd, wo er nit anderst sein lëben anfahe. Keme nun das schwert unnd er sich nit wahrnen laßen, so heig er dschuld zgen seins verderbens niemandts als imm selbs.
Einmohl, wölle er sellig werden, so müß er sein läben anderst anstellen.
Unnd als ers zthun anerbotten, wie er sich beßren wölte, sagte ich imm, so söll ers so zhanden nëmmen. Er söll beforderst gott umb gnedige verzihung seiner sünden deemütig anrüffen unnd imm die laßen herzlich leid sein, mit seinen wib unnd kindren fleißig unnd ernstlich bätten, ein christlich unnd fridlich läben mit seiner hausfr[auwen] führen, kinder zur forcht gotts uferzühen, fleißig zpredig gohn, trülich arbeitten unnd sich eines frommen gottseligen wandels befleißen.
e ers woll unnd mit heill, so werd er finden einen gnedigen gott, wo nit, so söll er wüßen, das obglich gott langmütig unnd mit der straff verwyle unnd khein buß doch nit volge, kömm er doch entlich gwüß mit der straff. Dorum mög er für sich lugen. Ja wëns mehr so kömm, söll er wüßen, ich unnd seine fründ werdind müßen die oberkeit zghilffen anrüffen unnd lugen, wie sein wib unnd kind versorget werdind, gäb wies dan imm gang etc. etc.
<Examen ghalten mit dem jungen volck vom h. nachtmaal>
Den 24. tag decembris, als ich alle ledige knaben unnd töchtren in meiner pfarr här ins pfarhauß bschikt unnd sie underricht yn der lehr von h. sacramenten, warend drunder die zum h. nachtmaal gangen nach nie dise 2 personen.
<Nöüwling so zum h. nachtmaal gangen>
1. Jagli Balthensperg von Brütten Jag Baltensperg (genant Großäti) ehelicher sohn.
2. Unnd demnach Verena Kuntz von Neschiken uß der pfarr Niderhaßlen.
Welche beide, ob sie glich zimlich schlächtlich geantwortet, der knab beßer als das meittli, hab ichs doch zugelaßen, mit dem heittren anhang, das sie sich beßer üben unnd künfftig die kinderpredigten mit höchstem flyß bsuchen söllind etc.
End diß 1634. jars.