Mdclxxiv.
Januarius.
In diserem stillstand ist angezeiget worden:
I. Wie daß Binder Adam am montag vor der wienacht den ganzen tag in Joggeli Fricken haus gesoffen, auff den abend aber zu seinem schw[ager] H[ans] Joggeli Buchman geloffen, händel mit ihme angefangen, gelt von ihme geforderet und ihne in bysein ehegaumer Saltzmans zum offtermahlen (rev[erenter]) einen ketzer, hunds[fud] etc., verdorbnen, verauffahleten lumpen und dieben geschulten, auch darüber seine eigne schwangere frauw blutruns geschlagen und das einte kind under den ofen geworffen. Alles mit grausamen schwüeren.
Ist herren landvogt übergeben worden. Binder ist hierum gethürnt worden.
Ii. Diser zeit hat Jocob Steinbrüchel der junge schumacher ärgerliche händel gehabt mit seinem vatter. Beide sind vor herren l[and]vogt gewesen und capitlet worden.
Februarius.
I. Für disen stillstand sind gestellt worden Joggeli Gallmann und sein fr[auw] Regel Gutt uß befelch deß ehegrichts wegen früezeitigen byschlaaffs, deßethalben sy uß gnaden gestraafft worden um 10 lb gelts.
Ii. Dißmahlen ist abermahlen k[l]agt worden ab der elenden haußhaltung m[eister] Rudi Schällenbergers des küeffers. Ist gewisen für herren l[and]vogt, ihne zu bitten, das er ihr gut inventiere und nach gstalt der sach die schwösteren in spitthal ordne.
Iii. Feerners ist klagt worden, das in Lienhart Wylenmanns s[elig] hauß auff Steinicken ein rechter ynzug von jungen buben, allwo mann sauffe, spile, sonderlich an sontagen.
Iv. Das ziger zu verkäglen geben worden.
V. Ab dem sontäglichen sauffen im wirzhaus von jungen ledigen burst und mannschafft, da etliche ganze nächt zubringind.
lles für hr. l[and]vogt gwisen.
Aprilis.
In diserem stillstand ist fürbracht worden:
1. Erkennt, das auß dem almosenseckle der kranknen frauwen von Wettschwyl 3 lb.
2. Dem Uli Leeman kernen ein v[ier]t[e]l, mit dem geding, daß diß soll das erste und letste syn.
3. Daß sontags den 29. merzen deß Lienhart Wylenmanns söhn im wirtzhauß deß hochzeits halben abgerechnet und darinnen gesoffen biß über mittnacht.
4. Das dises tags auff den abend Heini und Goriß die Stehlinen und Heirech Buchman grausam geschwohren und e[in]a[nderen] unzahlbar vilmahlen ärgerlich geschulten, kezeret und ghundsf[uded] etc.
5. Daß an Heini Wylenmanns hochzeit offentlich in dem wirtzhauß und zu nacht by liecht auff Steinicken gedantzet worden.
6. Daß Caspar Heerli so schrockenlich schweere, unerhört, den ganzen winter nie doheimen über nacht, s[onde]r alzeit im wirtzhaus by deßen dochter oder by Hanns Conrad Binder.
7. Daß dem schärer Steinbrüchel dem alten eine paßquill an die brunnenstud geschlagen worden, daß er von Zugeren gestraafft, darum daß er by einer frauwen zu Heünenberg gelegen.
8. Das mann in der mülli mit karten spile.
Die klägten sind alle für den herren l[and]vogt gewisen.
NB.
ags den 14. aprellen in der charwochen ward mir dem pfarrer ein brieff morgen vor tag gelegt, deß innhalts, daß Joggli Jöris deß schneiders s[elig] wittfräuli Josen Weilenmans deß sigristen beide söhn Rudi und Heirech ynzeüche und sonderlich gantze nächt bim Heirechen in der stuben zubringe und gar auff dem ofenbanck lige und unzucht treibe. Der schreiber bezeüget, das er diß gesehen mit eignen augen und seig so gwüß als sternen am himmel standind. Und war die meinung, daß man den Rudi warne, jene zwey aber zum hochzeit halten vermahne. Alle interessierte persohnen sind von mir nit nur ernstlich examiniert, sondern auch die sach herren l[and]vogt anhängig gmacht worden. Weilen aber die verklagten nicht gichtig, auch der schreiber unbekannt, ist die sach biß dato yngestellt.
Entlichen nach 8 wochen, als dise beide, namlich der Rudi Weilenman und die wittfrauw, ein anderen über alles zusprechen nit müeßigen wöllen, ist diser brieff für ein ehrsamm ehegricht geschickt und die interessierten citiert worden, allwo sie alles ußgelaugnet, deßen für dißmahlen der brieff für ein pasquill erkent, die sach yngestellt und weilen Andares Gutt der wittfrauwen vatter sich zwüschet dem Rudi und seiner tochter zu keinem heürath verstahn wöllen, habend die herren eherichter beiden zugesprochen und erkennt, daß sie sich ein anderen müeßigind und weder by tag nach nacht inskünftig nit mehr sollind zusammen wandlen.
Es war aber alles umbsonst, maaßen sie biß dato stärcker zusammen wandlend als zuvor, und sich der Rudi verlauten laßen: Er wölle diß fräüli haben und soltend alle pfaffen uff ihme oben hocken, ohne gott müeße ihm solches niemand erwehren. <Diß bezeüget Jöris kind und Zellers Magdalenla>
NB. Biß auff volgende zeiten hat sich nichts schrifftwirdiges zugetragen, als daß Goriß Stehli und sein bruder vogt mein verschoßenes recommendationschreiben für den Gorißen an herren l[and]vogt datiert intercipiert, geöffnet und nit abgelegt, besorgende, es seigind Urias-brieff, für welchen freffel der vogt biß dato nach nie zu red gestellt worden.